Die finanziellen Verluste stören die Unternehmen nicht wirklich, auch wenn die volkswirtschaftlichen Kosten für die Wirtschaft aufgrund von innerer Kündigung im vergangenen Jahr zwischen 96,1 und 113,9 Milliarden Euro ausmacht, so Nink. Ihn verwundert diese Haltung: „Schlechte Führung kostet Unternehmen jährlich Milliarden. Gerade in einer Krise können sich Unternehmen diese Haltung weniger denn je leisten“, sagt Nink.
Denn Gallups Untersuchungen zeigen, dass Mitarbeiter, die innerlich gekündigt haben, öfter ihren Job wechseln, einen Mangel an Eigeninitiative, Leistungsbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein zeigen und mehr Tage im Jahr als andere fehlen – was wiederum die Produktivität senkt. Die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten, 68 Prozent, macht Dienst nach Vorschrift und ist emotional wenig an den eigenen Arbeitgeber gebunden – das sind immerhin 25,8 Millionen Arbeitnehmer.

Marco Nink (Foto: Privat)
Gute Noten für die Top-Manager – aber nicht für die direkten Vorgesetzten
Interessant ist dagegen die Sicht der Mitarbeiter auf die Führungsebene ihrer Unternehmen in der Coronakrise: Den Top-Managern stellen drei Viertel in puncto administrative Hausaufgaben gute Noten aus Mehr als zwei Drittel der Beschäftigten, 68 Prozent, meinen, dass ihr Unternehmen sich für ihr Wohlergehen interessiert.
Wenngleich die 32 Prozent der Beschäftigten, die das anders sehen, mit einem Drittel eine hohe Zahl darstellen und kaum als Minderheit anzusehen sind. 85 Prozent jedenfalls bescheinigt laut Gallup ihrem Unternehmen darüber hinaus, dass es einen klaren Maßnahmenplan in Bezug auf Gesundheitsrichtlinien kommuniziert hat.
Vernachlässigt hat „das Top-Management seine Führungsaufgaben“, urteilt Pa Sinyan, Managing Partner von Gallup Europe. „Nur wenige Vorgesetzte sind in der Lage, Teams achtsam, zielorientiert und wertschätzend durch die Krise zu führen.“
Mehr als jeder Dritte fühlt sich besonders starkt belastet
Deshalb seine Wechselbereitschaft wie auch eine sprunghaft gestiegene Burnout-Gefahr Folgen der Coronapandemie. Mit 35 Prozent klagt mehr als jeder dritte Beschäftigte momentan über besonders starke Belastung – das sei der höchste Wert der vergangenen Jahre.
Zum Vergleich: 2018 und 2019 fühlten sich erst 26 Prozent der Arbeitnehmer ausgebrannt wegen Arbeitsstress. „Die Burnout-Gefahr bei Mitarbeiter:innen ist deutlich gestiegen,“ sagt Gallup-Experte Marco Nink. Seine Erkenntnis: Je höher ein Mitarbeiter emotional an den Arbeitgeber gebunden ist, umso niedriger die Burnout-Gefahr.
Verprellte Kurzarbeiter
Auf dem Absprung sind besonders die Beschäftigten, die in den vergangenen Monaten in Kurzarbeit waren oder noch sind. Nur knapp die Hälfte der Befragten, 48 Prozent, die während der Pandemie in Kurzarbeit geschickt wurden, wollen in einem Jahr noch bei ihrer Firma sein. Nink: „Kurzarbeit geht einher mit einer Eintrübung des Vertrauensverhältnisses und einem kritischeren Bild vom Arbeitgeber.“ Der Aussage „Ich würde meine Firma als einen hervorragenden Arbeitsplatz meinen Freunden und Familienangehörigen empfehlen“ stimmen deshalb nur 27 Prozent der Gruppe der Kurzarbeitenden uneingeschränkt zu. Sein Resümee: Die Führungskräfte sind somit in der Pandemie der entscheidende Hebel fürs Wohlergehen der Belegschaft, emotionale Bindung der Mitarbeiter sei der Impfstoff gegen ungewollte Fluktuation. .
Das Gefühl, als Mensch wahrgenommen zu werden, zählt
Ninks Rat: „Unternehmen sollten sich jetzt überlegen, wie sie ihre Beschäftigten, die in Kurzarbeit waren oder sind, für sich emotional zurückgewinnen können.“ Die Formel, wie die Mitarbeiter ticken, sei eigentlich einfach: „Gibt mir der direkte Vorgesetzte das Gefühl, als Mensch wahrgenommen zu werden, steigt auch die Wahrnehmung, dass das gesamte Unternehmen es tut.“ Die Corona-Krise habe damit das Thema Führung noch einmal stärker in den Vordergrund gerückt und gezeigt, dass Führung nicht nur passieren darf, sondern aktiv gelebt werden muss. Vor allem dann, wenn Teams nicht an einem Ort zusammenkommen können. Einem Teil der Führungskräfte hierzulande sei ihr Job durchaus gelungen, urteilt Pa Sinyan. „Die haben gezeigt: sie können sich verändern – wenn sie nur wollen.“
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