Betriebsräte-Gehälter als Zeitbombe für Top-Manager: Sie dürfen nicht mehr Gehalt bekommen als vor ihrer Wahl – alles andere ist Untreue der Top-Manager. Für die dürfte der Boden heiß werden.

Gewählt – und das auch nur auf Zeit – ist noch lange nicht dasselbe wie jahrelang eine Karriere auf sich zu nehmen mit vielerlei Entbehrungen und Investments. Betriebsräte verdienen deshalb auch nicht dasselbe wie Top-Manager, sondern sie sollen vielmehr dasselbe Gehalt erhalten wie vor ihrer Wahl, urteilte das Landgericht Braunschweig. Zumal es sich um ein Ehrenamt handelt.

Oder gibt es Betriebsräte, die von anderen Unternehmen zu genau dem Salär abgeheuert werden? Deren Marktwert tatsächlich so hoch ist? Solange das nicht der Fall ist und Betriebsräte nur in der Funktion und diesem einen Unternehmen so viel Geld wert sind wie Ex-Betriebsratschef Bernd Osterloh mit seinem horrenden Jahresgehalt von VW, haben solche Gehälter einen Beigeschmack. Mindestens.  

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Nur weil Betriebsräte am selben Tisch wie die Top-Manager ihres Unternehmens sitzen, steht ihnen noch lange nicht dasselbe Top-Gehalt zu.
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Und das nicht nur, weil sie auf der anderen Seite und für die andere Seite da sitzen, nämlich für die Arbeitnehmer. Ihre Kollegen. Diejenigen, mit denen sie zuvor am selben Band standen.
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Karriere als Investment mit Entbehrungen – oder doch nur eine Wahl?
Der entscheidende Unterschied: Die Top-Manager auf der einen Seite haben in ihre Karriere viel investiert, an Ausbildung, Mühen, Entbehrungen, Verzicht, Zeiten ohne Entlohnung, vielleicht hohe Ausbildungskosten an ausländischen Unis, mit viel Fleiß über Jahrzehnte, Loyalität, viele unbezahlte Überstunden, vielleicht viel Katzbuckeln und Selbstverleugnen oder Verzicht auf Familienleben undundund.
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Im Klartext: Sie haben Lebenszeit investiert in ihre Karriere, sie haben auf Freizeit und mehr verzichtet. Das Geld, was diese verdienen, ist durch eine Karriere über viele Jahre erkämpft und erarbeitet.
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Gewählte Betriebsräte – nicht befördert und nicht erarbeitet
Betriebsräte hingegen sind nur gewählt, und das sowieso nur auf Zeit. Gewählt in einer reinen Sympathiewahl. Mögen die andere Mitarbeiter ihr Gesicht oder nicht? Trauen sie ihnen eine gute Vertretung der eigenen Arbeitnehmerinteressen zu oder nicht?

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Kontrolle? Fehlanzeige.

Denn was die Betriebsräte hinter den verschlossenen Türen mit den Arbeitgebern verhandeln, dürfen sie ja gar nicht herumerzählen, sprich: Was sie tatsächlich tun für ihre Arbeitnehmer-Kollegen, das wissen diese Wähler gar nicht. Sie können nur blind vertrauen – und alle paar Jahre einmal ihre Stimme für sie abgeben.

Hier im Management-Blog gab es dazu früh schon etliche Beiträge (siehe unten) – vor allem mit dem mutigen Top-Arbeitsrechtler Arno Frings, der leider kürzlich verstarb. Immer mit dem Ergebnis, dass die hohen Betriebsräte-Gehälter unfair sind und unverdient.

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Top-Arbeitsrechtsanwalt Arno Frings (Foto: C.Tödtmann)

Nun kam vom Landgericht Braunschweig ein Urteil, das nicht nur für alle anderen Konzerne ein Alarmsignal ist. Es dürfte weder ArBetriebsräten noch Top-Managern passen.

 

Denn: Betriebsräte dürfen nach einem Richterspruch keine bessere Bezahlung erhalten als vor ihrer Wahl, schreibt das „Handelsblatt“. Denn „sonst droht dem Management eine Untreue-Klage“.

 

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750.000 Euro Gehalt für Bernd Osterlohn – statt 50.000 Euro 

Der frühere VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh hatte in seiner Amtszeit 750.000 Euro jährlich verdient – bevor er sich überraschend auf die andere Seite ins Arbeitgeberlager schlug und selbst plötzlich einen sehr gut dotierten Vorstandsposten annahm. Das Urteil der Braunschweiger Richter laut „Handelsblatt“: Osterloh hätte nur knapp 50.000 Euro im Jahr verdienen dürfen.

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Andere Unternehmen seien gut beraten, die Bezahlung ihrer eigenen Betriebsräte zu checken. Sprich, ob sie von ihnen viel zu viel Geld bekommen. Was sie nicht bekämen, wenn sie nicht in den Betriebsrat gewählt worden wären.

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Immerhin ist der Betriebsratsposten ein Ehrenamt – und keine echte, hart erkämpfte Karriere. Und das sowieso nur vorübergehend.


Oder wo sind die vielen, nicht mehr in ihren Unternehmen amtierenden Betriebsräte, die von anderen Unternehmen am freien Markt später abgeheuert worden wären? Weil sie ach so viel Wissen haben.


Mir ist noch kein Headhunter begegnet, der auf die besonders scharf gewesen wäre. Oder ein Arbeitgeber, der sich um die früheren Betriebsräte eines anderen Unternehmens reißt und denen so viel Geld zahlen würde, wie deren früherer Arbeitgeber.


Wäre nicht das die einzige Messlatte für die hohen Gehälter, die Top-Manager ihren jeweiligen Betriebsräten zuschustern, so lange sie sich davon etwas versprechen, was sie nicht aussprechen?

 

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