Nach dem ersten Pandemie-Schock kommt die Besinnung
Am Anfang stand der erste Schock über die Pandemie. Dann kam die anstrengende Digitalisierung im Homeoffice im Galopp und schließlich – bei sehr vielen Leuten im Homeoffice – Überforderung. Manche litten unter Vereinsamung, etliche unter Entfremdung von ihrer Company, wieder andere können sich nicht mehr abgrenzen und arbeiten so lange, dass der Arbeitsschutz längst einschreiten müsste. Wenn er denn erführe oder selbst genug Personal hätte zum Überwachen.
Die Folge: Viele überdachten und überdenken ihre berufliche Situation. Will man das, was man bisher tat, weiter tun? Ist der bisherige Job auch weiterhin den Einsatz wert? Kam die Family zu kurz und man hat sie im Lockdown über die Maßen schätzen gelernt? Und will sie künftig weniger missen als früher? Ohne die ständige Nähe zu Kollegen und Vorgesetzten sah mancher plötzlich klarer und überlegte, wegzuwechseln.

(Foto: C.Tödtmann)
Jobwechsel ohne Hürden und Zeitverzögerung
Hinzukommt: Nie war es so einfach, so unauffällig nach neuen Ufern zu schauen und in Rekordzeit einen neuen Arbeitsvertrag in den Händen zu halten. Das Abwerbeinterview funktioniert in der Mittagspause, entsprechende Telefonate vor den Kollegen verheimlichen war in den eigenen vier Wänden unnötig. Statt in sechs Monaten geht der Abwerbeprozess heute oft in nur vier Wochen über die Bühne, berichten Headhunter. Zoom-Interviews sind schneller gemacht als mühsame, zeitraubende Reisen. Mehrere Leute sind via Zoom eher zusammengebracht als persönlich und mit Reisen von hunderten Kilometern.

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Zeit für die persönliche Bilanz: Will ich das?
Das Resüme: Seit Corona sieht die Mehrheit der Beschäftigten berufliche Ziele klarer, vermeldet der Personaldienstleister Randstad. Aufbruchstimmung war angesagt nach der Reflexion. Wie Arbeitnehmer ihre Ziele neu sortieren: Im Schnitt sähen 72 Prozent der Arbeitnehmer weltweit ihre beruflichen Ziele seit der Pandemie klarer. Deutschland läge etwas unter dem Schnitt, hier seien sich zwei Drittel der Mitarbeiter (66 Prozent) über ihre beruflichen Ziele im Klaren geworden.
In Dänemark und Österreich sind Arbeitnehmer deutlich entspannter
66 Prozent sehen der Umfrage nach ihre persönlichen Ziele klarer und seien ermutigt, Arbeit und Privatleben ins Gleichgewicht zu bringen. Was die Mitarbeiter in der Pandemie laut Randstad gelernt haben: Weniger Stress im Job bedeutet mehr Lebensqualität. Die Realität ist aber eine andere – und davon wollen sie weg: 44 Prozent der Beschäftigten in Deutschland fühlen sich durch den Job gestresster und wollen deshalb ihr Berufsleben ändern. Zwar ist der durchschnittliche Stresspegel in Deutschland noch niedriger als in Italien (57 Prozent) und Großbritannien (54 Prozent). Doch die Arbeitnehmer in Dänemark (31 Prozent) und Österreich (35 Prozent) sind viel entspannter bei der Arbeit.

Richard Jager (Foto: Randstad)
Homeoffice und Familienleben lassen sich doch öfter harmonisieren
„In der Pandemie haben viele Menschen gelernt, dass es auch anders geht und haben jetzt Mut zur Veränderung gefasst“, interpretiert Randstad-Deutschland-Chef Richard Jager. „Die Möglichkeit auf Homeoffice oder flexiblere Arbeitszeiten hat ihnen vor Augen geführt, dass es viele Möglichkeiten gibt, ihre Arbeit und ihr Privatleben neu zu organisieren.“ So fühlten sich in Deutschland 59 Prozent der Mitarbeiter inzwischen ermutigt, ihre Work-Life-Balance zu verbessern.
Auf der Suche nach Anerkennung
Zur familiären Situation kommt die ganz persönliche vieler Angestellter: 47 Prozent der Mitarbeiter in Deutschland fühlen sich gemessen an ihren Fähigkeiten nicht angemessen bezahlt und planen, sich einen neuen Job mit mehr Gehalt und besseren betrieblichen Zusatzleistungen zu suchen. Hinzukommt laut Randstad: Knapp vier von zehn Mitarbeitern liessen sich von Freunden und Kollegen animieren, ihre Fühler nach einem neuen Arbeitgeber auszustrecken.
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Die Beobachtung kann ich nur bestätigen. Ungesteuerte Fluktuation ist ein Megathema. Mitarbeiter wechseln zu Kundeunternehmen für mehr Geld nd weniger Stress, aber auch – Stichwort Sinnsuche – zum Beispiel zur Kirche als Arbeitgeber.