Ein Teller Risotto Negro mit Elisabeth Lepique, der Managing Partnerin der Großkanzlei Luther.

Elisabeth Lepique (Foto: C.Tödtmann)
„Ich, ich, ich…“ rufen immer nur die Männer, erzählt Elisabeth Lepique, Managing Partnerin der Kanzlei Luther – der Kanzleiname wird übrigens ganz deutsch ausgesprochen wie Marin Luther und nicht wie die britische TV-Krimiserie. Schwuppdiwupp landen wir bei einem Thema, das die meisten Großkanzleien schon eine Zeitlang drückt. Ihnen fehlen die Frauen in der ersten Reihe. An den etwaigen Kindern liegt es nicht, da ist sich Lepique sicher. Da gibt´s genug Beispiele wie die Top-Vergaberechtlerin Ute Jasper, Andrea Panzer-Heemeier von Arqis, Daniela Seeliger von Linklaters oder Constanze Ulmer-Eilfort, die Ex.Chefin bei Baker McKenzie. Alles Mütter, die das Gegenteil seit Jahren schon erfolgreich wiederlegt haben.
Am Sie habe so viele wirklich souveräne Anwältinnen kennen gelernt, als sie in den USA arbeitete, schwärmt die gebürtige Rheinländerin Lepique. Mutige, couragierte ud selbstbewusste Frauen. Und das war schon in den 70-er, 80-er Jahren. Für diese Amerikanerinnen war es schon damals ganz selbstverständlich, dass jeder für sich – egal ob verheiratet oder nicht – seinen Beruf hat und davon die Familie ernähren kann. Und nicht nur einer von beiden Elternteilen. Die konnten es sich gar nicht erlauben, zu Hause zu bleiben, sagt Lepique.
Kein Wunder, wenn sich Top-Managerinnen aus den USA, die inzwischen häufiger im deutschen Top-Management anlanden – und damit auch gleich noch neben der Frauen- die Ausländerquote bedienen -, die Frage nach ihren Kindern sehr erstaunlich finden. So erging es gerade erst einer Managerin aus den USA, die sich schwer wunderte, dass ihr Journalisten die Kinder-Frage stellten. Die bekommen Männer übrigens nie zu hören. Schließlich sei es doch selbstverständlich, dass Managerinnen Familie hätten, fand sie.
Doch nicht in Deutschland, allen Lippenbekundungen zum Trotz. Europaweit ist Deutschland in Puncto Gleichstellung oder Frauen-Teilhabe-an-der-Macht immer noch ganz am unteren Ende der Skala.
Männer als Alleskönner und Frauen ohne Selbstvertrauen
Auch bei Luther ist man froh, wenn mehr Anwältinnen an Bord wären. Auch wenn´s insgesamt bei den Anwälten 40 Prozent sind. Immerhin kann die Traditionskanzlei mit Lepique an der Spitze gut 420 Advokaten vorweisen. Ganz nach dem Motto, „bei uns sind Frauenkarrieren möglich“ – das können die wenigsten Großkanzleien.
Dabei stellt es Lepique so an, dass sie das Geschlecht der Bewerber erst mal nicht gezeigt bekommt. Doch trotzdem erkennt sie bei jeder einzelnen Bewerbung, ob sie von einer Frau oder einem Mann verfasst ist, sagt sie. Warum? Den Frauen fehlt das Selbstvertrauen und die Männer geben sich als Alleskönner, so die vereinfachte Formel.
„Ich, ich, ich“ und „Wir, wir, wir“
Glaubt man den Kandidaten, so bringen die Männer immer die höchsten Umsätze, die tollsten Mandanten und das beste Team. Superlative eben. Frauen dagegen werfen nur die halb so hohe Umsatzzahlen in den Ring wie männliche Bewerber. Sie bauen vor, sie müssten sich erst mal einleben und bräuchten eine Einarbeitungszeit. Männer brauchen die nie, die versprechen vom ersten Augenblick an 100 Prozent Leistung. Die natürlich nicht kommt, klar, grinst die Juristin. Im Klartext, das Selbstvertrauen, das Männer zu viel haben, haben Frauen zu wenig. Auch wenn beide am Ende des Tages gleich gute Ergebnisse liefern. Wo Männer „Ich, ich, ich“ rufen, sagen Frauen deutlich leiser nur „wir, wir, wir“.

Risotto Negro im L`Anima in Düsseldorf
Langstreckenläuferinnen, die das Ding ins Ziel bringen
Und die Männer profitierten davon. Wie? Männer drückten sich zum Beispiel in begehrte Mandate einfach hinein. Hat dann ein Team aus zwei Männern und einer Frau den Fall, übernimmt zügig ein Mann den Lead mit beschwichtigenden Redewendungen wie „Du, ich mach das mal. Ich klär´ das mit dem Mandanten.“ Am Ende hängt den Männern nach 500 Metern die Zunge aus dem Hals und die Frauen entpuppen sich als Langstreckenläufer, die das Ding dann alleine nach zehn Kilometern ins Ziel bringen, beschreibt Lepique das Procedere, das immer gleich ist.
Effiziente Frauen, die leider nicht delegieren
Die Anwältin wartet noch mit einem weiteren interessanten Muster auf: Taucht irgendein unangenehmes Problem auf, „transportieren Frauen diese unangenehmen Dinge besser“. Was Sie damit genau meint? Wo Frauen den Finger in die Wunde legen und auf eine Lösung pochen, hoffen Männer eher, dass sich das Problem ausmeandert und sie gehen drüber weg. Müssig zu sagen, dass die Taktik meist nicht hinhaut, sondern das Problem später und immer umso unangenehmer hoch poppt. Dafür besprechen Männer -zig mal dasselbe und das sei ziemlich ineffizient, feixt Lepique. Frauen packen dagegen eher zu, sagen „komm, ich mach´s“ , seien aber eben nicht delegierfreudig genug – so der andere Kritikpunkt.
Elisabeth Lepique im Management-Blog:
https://blog.wiwo.de/management/2014/10/02/selfie-aktion-so-entspannen-deutschlands-manager/

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