Ein Teller Kartoffelsuppe mit Start-up-Gründer Daniel Biene über Blumenpflanzenpflegeverträge und andere Stolpersteine

Haben Sie schon mal etwas von Blumenpflanzenpflegeverträgen gehört? Daniel Biene auch nicht. Bis ihn das amerikanische Mutterhaus in Chicago, zu dem sein Start-up damals gehörte, danach fragte. Weil diese Unterlage noch in der Buchhaltung fehle. Die Amerikaner gingen nämlich selbstverständlich davon aus, dass es eine Firma, einen Dienstleister, geben müsste, der die Büropflanzen gießt. Doch damit konnte Biene nicht dienen. „Das wäre um Lichtjahre teurer, als nebenan im Supermarkt ein paar Pflanzen einzukaufen und selbst zu gießen“, entrüstet sich der Jurist, der einst als Anwalt bei Freshfields startete, bevor er sich aufs Gründen verlegte. Heute ist Biene Deutschland-Chef von Axiom, dem Dienstleister, der Rechtsabteilungen von Großunternehmen technologiebasierte Rechts-, Vertrags- und Compliance-Lösungen anbietet.

Daniel Biene (Foto: C.Tödtmann)

Mit internationalen Unternehmen hat Daniel Biene nämlich sehr gemischte Erfahrungen gemacht. Viele von ihnen wollen alles zentralisieren. Sein Learning Nummer eins mit internationalen Unternehmen: Gibt´s keinen lokalen Sachverstand, können die dollsten Sachen passieren. So, wie Geld verpulvern mit Grünpflanzenpflegeverträgen.

 

Wenn Excel-Hanseln das Ruder übernehmen

Und Learning Nummer zwei: Wenn die Excel-Hanseln das Ruder übernehmen ist das der Anfang vom Ende – das passiere unter dem Deckmantel, kaufmännisch zu optimieren, tatsächlich sei es kaufmännisch hirnrissig. Jedenfalls wenn es dazu führt, dass der Toner für die Drucker in Deutschland in den Vereinigten Staaten bestellt werden muss, erzählt Daniel Biene.

 

Recruiting im Ausland

Noch besser werde es, Learning Nummer drei, wenn mit aller Zentralisierung das Recruiting beispielsweise für Deutschland in London, New York oder Amsterdam läuft. Das kann einfach nicht klappen, wenn dort niemand deutsch spricht und sich mit Deutschland auskennt, erzählt der Jurist. Insbesondere wenn es um Leute geht, die auf dem Arbeitsmarkt begehrt sind und sich die Jobs aussuchen können. Dann ist es ein Verkäufer-Job, die raren Arbeitnehmer für sich zu gewinnen. Stattdessen machten die Unternehmen es kompliziert statt einfach – noch bevor es losgeht.

Wir sitzen in der „Löffelbar“ in Düsseldorf und Daniel Biene hat eine Kartoffelsuppe mit Pilzen bestellt.

 

Wenn Konzerne Start-ups integrieren wollen…

Ein weiteres großes Missverständnis tut sich auf, wenn Start-ups dann in einen Konzern integriert werden, so erzählt Biene weiter. Die Konzernlenker denken: Start-up-Leute, die ins Unternehmen integriert werden sollen, seien froh, wenn sie jetzt Sicherheit hätten und ihr Gehalt pünktlich auf ihrem Bankkonto ankommt. Und dass sie überglücklich seien, wenn sie obendrein noch monatliche Fitnessstudio-Gutscheine erhielten.

 

…gehen die Engagierten von Bord

Doch was passiert stattdessen? Eine Kündigungswelle setzt beim Start-up ein, nach und nach gehen die Jungen, Engagierten von Bord. Dumm nur, wenn sie es sind, die die begehrte Technologie beherrschen – und die nicht entbehrlich sind. Zum Beispiel bei einem Verlag, der eine Eventplattorm mit Ticketverkauf übernahm. Die vorhandenen 30 Mitarbeiter waren bitter nötig, aber bröckelten nach und nach ab. Jobsicherheit war nämlich gar nicht deren Entscheidungskriterium. Und sie wollten schon gar nicht in eine traditionelle Hierarchie eingebunden sein – und ohne unmittelbaren Einfluss auf die Themen. Nur ein kleines Rädchen im großen Konzern sein, war für sie keine Option.

 

Verängstigte Belegschaften in Schach gehalten

Wie es zu so einem Missverständnis kommt?  Es ist einfach eine Fehleinschätzung der Konzernlenker: Die Start-up-Mitarbeiter wissen genau, dass die Nachfrage nach ihren Profilen hoch ist. Die können sich die Jobs aussuchen – aber genau das können sich Konzernchefs nach 20 Jahren Arbeitgebermarkt in ihrem Umfeld nicht vorstellen. Sie haben nämlich in der Zeit eine Restrukturierung nach der anderen in Gang gesetzt und so die verängstigte Belegschaft in Schach gehalten. Konzernmitarbeiter sind Restrukturierungen seit vielen Jahren gewohnt, sie sind getrieben durch die Manager auch auf Start-ups – nur funktioniert das eben nicht.

 

https://blog.wiwo.de/management/2016/07/26/start-up-legalbase-anwaltseinsaetze-zum-fixpreis/

https://blog.wiwo.de/management/2016/08/02/fragebogen-nahaufnahme-mit-legalbase-chef-daniel-biene-ich-reagiere-allergisch-auf-papierstapel/

 

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