DAX-30-Vorstände: Sieben sind immer noch frauenfreie Zonen, sechs haben schon zwei Frauen ganz oben

 

Welche DAX-30-Unternehmen beim Thema Gleichberechtigung am besten abschneiden

190 Vorstandsmitglieder sind in den DAX30-Konzernen. Was denken Sie, wie viele davon Frauen sind? Gefühlt ist es ja fast die Mehrzahl, wenn man die aufgeregte Medienberichterstattung der vergangenen Jahre zur Frauenquote ansieht. Und immer wieder allen Ernstes die Sorge der Benachteiligung der Männer.

Also, ich verrate die Lösung. Es sind 27 Frauen – gegenüber den erwähnten 190 Männern. Und im Januar ist es dann eine Frau weniger, Erica Mann verlässt dann den Bayer-Vorstand.

 

Die Angst der Männer vor Frauen im Management

Männer brauchen sich also nichts zu fürchten bei diesem Schneckentempo da, wo kein Gesetzeszwang für Vorstände existiert – nur eine freiwillige Selbstverpflichtung ebendieser Konzerne aus dem Jahr 2000 – also von vor 17 Jahren. Fruchtlos war sie. Und sie zeigt, dass auf freiwilliger Basis rein gar nichts passiert ist.

 

Nur minimale Besserungen

kununu, die größte Arbeitgeber-Bewertungsplattform in Europa, hat mal analysiert, wie es um das Gleichberechtigungsempfinden bei den Mitarbeitern steht. Plus: Welche DAX-30-Unternehmen beim Thema Gleichberechtigung am besten bewertet werden.

Zur Methode: Für das unten stehende Ranking untersuchte kununu 3.132 Bewertungen der vergangenen zwölf Monate zu den DAX-30-Unternehmen in der Kategorie Gleichberechtigung. Auf einer Skala von eins (sehr schlecht) bis fünf (sehr gut) bewerten aktuelle und Ex-Mitarbeiter, ob Frauen die gleichen Aufstiegschancen haben, ob sie vom Unternehmen als Arbeitskräfte geschätzt werden und ob Wiedereinsteigerinnen benachteiligt werden. Das Ergebnis der Analyse zeigt, dass sich der Wert über die Jahre konstant verbessert hat – aber leider nur minimal. Johannes Prüller, Sprecher von Kununu bringt es auf den Punkt: „Es fehlt auch weiterhin an konkreten Ergebnissen.“

 

Die frauenfreien Vorstandszonen

Zum Beispiel bei Vonovia – deren Vorstand eine frauenfreie Zone ist, ebenso wie bei Linde, Fresenius Medical Care, HeidelbergCement, Infineon, Beiersdorf Eon und RWE.

 

Je höher das Management-Level, umso kleiner der Frauenanteil

Die kununu-Analyse weiter: Derzeit liegt der Frauenanteil in den DAX-30-Vorständen bei 13,6 Prozent. Unterm Strich hat fast jeder dritte Konzern keine einzige Frau im Vorstand. Zwei weibliche Vorstände gibt es in 20 Prozent der Unternehmen: Bei Allianz, Daimler, Deutsche Bank, Munich Re, SAP und Siemens.

Deutlich höher ist der Frauenanteil in den Aufsichtsräten – wo es gesetzlich erzwungen wurde. Bei den Dax-30-Konzernen liegt er bei 30,2 Prozent – und ist damit mehr als doppelt so hoch wie in den DAX-Vorständen. Seit Anfang 2016 gilt für neu zu besetzende Aufsichtsratsposten in börsennotierten und voll mitbestimmungspflichtigen Unternehmen die Quote von 30 Prozent.

 

Einzelen kununu-Bewertungen besagen: „Die Frauenquote nimmt mit steigendem Management-Level spürbar ab“, so ein Commerzbank-Mitarbeiter. Auch bei der Deutschen Börse „sind noch nicht viele Frauen in Führungspositionen angekommen“. Bei Lufthansa ist der „Anteil der weiblichen Führungskräfte zu niedrig, es wird aber aktiv daran gearbeitet, hier aufzuholen“. Bei BMW „schaffen nur wenige den Sprung in die Führungsetage. Meist sind es Karrierefrauen, die auf die Familie verzichten. Hier könnte BMW besser werden“, bewertet ein Mitarbeiter. Auch Bayer hat „wenig Frauen im oberen Führungskreis“. „Man bemüht sich sehr, jedoch wird an der Basis die Vereinbarkeit von Familie und Karriere noch als unmöglich angesehen, obwohl das Management sich klar dazu bekennt. Die Wahrheit wird die Zukunft zeigen“, so ein Bayer-Mitarbeiter.

Nur: Reine Frauenquoten helfen nicht, wenn die dazugehörige Unternehmenskultur fehlt. „Das Umdenken muss auch in den Köpfen der Männer passieren“, sagt Kununu-Sprecher Johannes Prüller.

 

Die DAX-30-Unternehmen im Vergleich

Mit SAP führt ein Unternehmen das Ranking an, das mit der Irin Adaire Fox-Martin und der US-Amerikanerin Jennifer Morgan dieses Jahr zwei Frauen in das Führungsgremium befördert hat. In den Top-Ten sind sechs Konzernen mit zwei Frauen im Vorstand.

 

 

In welchem DAX-30-Konzernvorstand welche Frauen sitzen – nur sechs Konzerne haben bereits zwei Frauen im Vorstand

1 SAP Adaire Fox-Martin, Jennifer Morgan 4,52
2 Beiersdorf 4,29
3 Bayer Erica Mann (nur noch bis 31.3.2018) 4,24
4 Fresenius Rachel Empey 4,20
5 Deutsche Telekom Claudia Nemat 4,13
6 Deutsche Börse Hauke Stars 4,10
7 Allianz Jacqueline Hunt, Helga Jung 4,08
8 Daimler Renata Jungo Brüngger, Britta Seeger 4,06
9 RWE 4,05
10 Volkswagen Hiltrud Dorothea Werner 4,02
11 Eon 4,02
12 Continental Ariane Reinhart 3,97
13 adidas Karen Parken 3,97
14 Siemens Lisa Davis, Janina Kugel 3,95
15 Heidelberg Cement 3,90
16 BMW Milagros Caina Carreiro-Andree 3,88
17 ProSiebenSat.1 Media Sabine Eckhardt 3,80
18 Infineon 3,78
19 BASF Saori Dubourg 3,75
20 Commerzbank Bettina Orlopp* 3,65
21 Merck Belén Garijo 3,53
22 Munich Re Giuseppina Albo, Doris Höpke 3,53
23 Fresenius Medical Care 3,52
24 Lufthansa Bettina Volkens 3,52
25 Deutsche Bank Kim Hammonds, Sylvie Matherat 3,51
26 Thyssen Krupp 3,49
27 Linde 3,49
28 Henkel Kathrin Menges 3,36
29 Deutsche Post Melanie Kreis 3,34
30 Vonovia 3,32

Quelle: Kununu 2017

 

 

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