Österreicher und Schweizer sind am wenigsten gestresst, Europäer haben die geringste Mitarbeiterbindung an ihre Unternehmen laut Gallup

Österreicher und Schweizer sind die entspanntesten Arbeitnehmer. Welche Belegschaften sich im internationalen Vergleich am meisten gestresst fühlen, hat das Analyseunternehmen Gallup erforscht: 122.416 Arbeitnehmer in 145 Ländern geben preis, wie es um ihre Mitarbeiterbindung bestellt ist, wie hoch ihr Stress und ihre Wut ist und wie den Arbeitsmarkt und ihre Chancen einschätzen.

 

Am wenigsten gestresst fühlen sich Mitarbeiter in diesen Ländern:

  • Österreich 36 Prozent (- ein Prozent im Vorjahresvergleich) und die
  • Schweiz mit 35 Prozent ( – fünf Prozent im Vorjahresvergeich)

 

… am meisten gestresst fühlen sich hier:

  • Türkei 68 Prozent
  • Griechenland 60 Prozent
  • Kanada 56 Prozent
  • USA 53 Prozent
  • Italien 46 Prozent
  • Deutschland 42 Prozent
  • Japan 42 Prozent
  • Frankreich 40 Prozent
  • Vereinigtes Königreich 38 Prozent

Der Durchschnitt in Europa beträgt 39 Prozent, der weltweite 44 Prozent laut der Umfrage.

Was den Unterschied ausmacht? Für Marco Nink von Gallup ist es ein Faktor dabei entscheidend: die Qualität der Führung. Beschäftigte, die von guter Führung berichten, fühlen sich weniger gestresst und mehr an ihre Firma gebunden als Beschäftigte, deren emotionale Bedürfnisse am Arbeitsplatz übersehen oder ignoriert werden, sagt der Personalexperte.

Zudem: In den vergangenen drei Jahren war die emotionale Bindung in Deutschland so niedrig wie seit zehn Jahren nicht mehr. Im Schnitt haben die Europäer verglichen mit den anderen Erdteilen die niedrigste Mitarbeiterbindung; 13 Prozent gegenüber 23 Prozrnt weltweit.

Auffällig: Österreicher und Schweizer hingegen, die am wenigsten unter Stress leiden, liegen auch in puncto Mitarbeiterbindung noch unter dem europäischen Schnitt von elf Prozent.

 

 

Innerhalb der G7 landet Deutschand auf dem dritten Platz nach den USA (34 Prozent) und Kanada (21 Prozent). Das Vereinigte Königreich kommt auf zehn Prozent;  Frankreich (sieben Prozent), Japan ( fünf Prozent) und Italien (fünf Prozent) liegen deutlich unter dem europäischen Durchschnitt. Damit sind Frankreich und Italien Schlusslichter in Europa und gehören zu den Ländern, die auch global die schlechtesten Werte haben.

 

Wenn aus Stress Wut wird

Gallup-Experte Nink führt aus: „Stress am Arbeitsplatz ist nicht unvermeidbar – aber es kommt darauf an, wie man damit umgeht. Zeitdruck durch enge Deadlines kann sich zumindest kurzfristig positiv auf die Leistung auswirken. Wird aber aus der Ausnahme der Normalzustand, den Führungskräfte nicht durch Unterstützung abfedernt, kann das mittel- bis langfristig krank machen.“

Und weiter: Die Daten für Europa zeigen, dass Gestresste eine 2,5 mal höhere Wahrscheinlichkeit haben, wütend zu werden. „Unternehmen müssen deshalb angesichts steigender Stresslevel ein waches Auge haben. Denn Wut ist nicht nur desaströs für die Unternehmenskultur, sondern oft auch disruptiv für die Arbeitsabläufe,“ warnt Marco Nink.

 

Homeoffice ohne Auswirkungen 

Hat es einen Einfluss auf die emotionale Bindung an die Company, ob Mitarbeiter im Homeoffice, im Büro oder mal hier, mal da arbeiten? Nein, „was Menschen bei ihrer täglichen Arbeit erleben, ist grundsätzlich wichtiger als ihr Arbeitsort“, sagt Nink. Schlechte Führung und Stress werden nicht durch die Anwesenheit im Unternehmen wettgemacht, nur weil die Mitarbeiter sichtbarer sind. Nink: „In allen drei Szenarien berichten Mitarbeiter, deren emotionale Bedürfnisse übergangen werden, vom höchsten Stresslevel.“

 

Gute Chancen zum Unternehmenswechsel

Beschäftigte in Deutschland schätzen den Arbeitsmarkt als vielversprechend ein. Deshalb führt die geringe emotionale Bindung oft zu gestiegener Wechselbereitschaft.  56 Prozent der Befragten glauben, es sei ein guter Moment, den Arbeitgeber zu wechseln. Noch mehr sind es in Dänemark mit 70 Prozent.

Selbst in Österreich (50 Prozent) und in der Schweiz (46 Prozent) sind die Angestellten weniger zuversichtlich. Am negativsten bewerten die Italiener ihre Chancen am Arbeitsmarkt (20 Prozent).

Zum Vergleich. In Großbritannien glauben das 36 Prozent der Beschäftigten, in Frankreich 35 Prozent, in Spanien 26 Prozent.

 

(Foto: C.Tödtmann)

 

Gute Führung senkt Stress, erhöht die Bindung – und senkt die Wechselbereitschaft

Das Fazit des Personalexperten Nink: „Fördern Arbeitgeber die emotionale Bindung und kümmern sich um das Wohlergehen ihrer Beschäftigten, reduzieren sie deren Stress, stärken neben Gesundheit und Leistungsfähigkeit ihrer Leute auch ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitgebermarke“, resümmiert Pa Sinyan, Managing Partner von Gallup. „Trifft allerdings niedrige emotionale Bindung auf ein hohes Stresslevel und stehen gleichzeitig die Chancen, einen neuen Job zu finden, gut, steigt die Offenheit für einen Arbeitgeberwechsel.“ Und weiter: Stress ist langfristig Gift für die Unternehmenskultur und damit auch den wirtschaftlichen Erfolg.“

 

 

 

 

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