Gleichstellung: Jedes dritte öffentliche Unternehmen verstößt gegen das Gesetz

Mehr als jedes dritte Unternehmen der Versorger, Verkehrsbetriebe oder Städte ignoriert die Gesetze und veröffentlicht nicht ihre Zielgrößen für Frauen in zweiter und dritter Führungsebene, analysiert Wissenschaftler Ulf Papenfuß von der Zeppelin Universität

Ausgerechnet die öffentlichen Unternehmen wie Versorger oder Verkehrsbetriebe oder Städte halten sich selbst nicht ans Gesetz: Jedenfalls 36,6 Prozent dieser Betriebe wie  Versorger, Verkehrsbetriebe oder Städte veröffentlichen keine Zielgrößen für Frauen auf zweiter und dritter Führungsebene, obwohl sie dazu gesetzlich verpflichtet sind. Zumindest wenn sie mehr als 500 Arbeitnehmer haben. Analysiert hat das der Wissenschaftler Ulf Papenfuß von der Zeppelin Universität in Friedrichshafen.

 

Ulf Papenfuß (Foto: PR/Zeppelin Universität)

 

Dabei sind die Strafen hoch genug, die auf solche Verstöße gegen diese Berichtspflichten stehen: Es droht eine Geldbuße von bis zu fünfzigtausend Euro. Kapitalmarkorientierten Unternehmen blüht eine Geldbuße von zwei Millionen Euro oder das Zweifache des aus der Ordnungswidrigkeit gezogenen wirtschaftlichen Vorteils, also erzielte Gewinne und vermiedene Verluste, die laut Handelsgesetzbuch auch geschätzt werden können. Eine Deckelung gibt es erst bei zehn Millionen Euro Geldbuße beziehungsweise fünf Prozent vom jährlichen Gesamtumsatz.

 

Gegen welche Pflichten wird verstoßen

Was genau die öffentlichen Unternehmen tun müssten: Sie sollen die Zielgrößen für den Frauenanteil auf zweiter und dritter Führungsebene festlegen und transparent veröffentlichen. „Es geht explizit nicht um fixe Quoten, sondern flexibel wählbare Ziele mit Blick auf die bestehende Unternehmenssituation“, beschreibt Wissenschaftler Ulf Papenfuß. Untersucht hat er für diese Langfriststudie 69 Städte (fünf größte Städte je Bundesland) sowie der Bundes-/Landesebene aus den großen Unternehmensportfolios die 191 öffentlichen Unternehmen mit über 500 Arbeitnehmern. Papenfuß analysierte die Berichterstattung und Höhe von Zielgrößen für den Frauenanteil auf zweiter und dritter Führungsebene bei öffentlichen Unternehmen.

 

Kein Vertrauen in den Staat und öffentliche Institutionen

Dass mehr als jedes dritte öffentliche Unternehmen (36,6 Prozent) keine Berichterstattung liefert, ist für Vertrauen in den Staat und öffentliche Institutionen sowie Arbeitgeberattraktivität für Unternehmen Gift. Die Zielgrößen liegen für die zweite und dritte Führungsebene im Schnitt bei 25,5 Prozent, so Papenfuß. Bei 14,8 Prozent liegt die Zielgröße unter zehn Prozent, bei 7,3 Prozent bei null Prozent.

 

Die Studie im Detail: Ein Drittel der Unternehmen setzt eine Zielgröße unter dem aktuellen Status Quo, so Papenfuß weiter. Deutliche Unterschiede gibt es zwischen Branchen und – laut Papenfuß – auch innerhalb der Branchen. 

 

Der Wissenschaftler resümiert: „Denn nur mit einem sehr gut gemanagten weiblichen Nachwuchsführungskräftepool können wir sicherstellen, dass auch künftig ausreichend qualifizierte Frauen bereit sind, Spitzenpositionen einzunehmen.“ Daher diene die Einhaltung und damit Steuerung von vorgegebenen Zielgrößen und -zeiträumen sehr gut dazu, in Unternehmen besonders auch darauf zu achten, dass gerade die jüngeren weiblichen Nachwuchsführungskräfte trotz möglicher anstehender oder bestehender Familienphasen bei der Besetzung von Führungspositionen berücksichtigt werden.

 

 

 

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