Home office ist doch kein Segen: Fast 40 Prozent der Mitarbeiter nervt zunehmend die Isolation

Kein Grund zum Neid auf Home-offices, in denen richtig gearbeitet werden muss

Wann wie viele tatsächlich von zuhause aus arbeiteten:

 

24 Prozent der Berufstätigen arbeiten jetzt hauptsächlich oder ausschließlich im Home office, hat die Hans-Böckler-Stiftung bei einer Umfrage unter 6.200 Berufstätigen und Arbeitsuchenden Ende Januar bei einer Online-Befragung durch den Marktforscher  Kantar ermittelt.

So viele waren es schon im vergangenen April beim ersten Lockdown, doch im November waren es nur 17 Prozent. Rund ein Drittel der Befragten in den Home offices sind derzeit aufgrund der Beschlüsse der Bundesregierung zuhause, so die Umfrage. Allerdings gibt es weiterhin Leute, die selbst sagen, sie könnten auch zuhause arbeiten, die aber von ihren Unternehmen trotzdem weiterhin in die Büros beordert werden.

Dabei sind die Home offices oft so, dass sie den Namen nicht verdienen und machen die Menschen obendrein unglücklich oder krank oder beides.

 

Kein ungestörter Arbeitsplatz zuhause

Der Büromöbelhersteller Steelcase wartet mit einer Umfrage auf, die die Unzufriedenheit vieler belegt: „Fast jeder Zweite (44 Prozent) der deutschen Angestellten im Home-Office ist mit dieser Arbeitsform häufig unzufrieden. Engagement und Produktivität leiden. Gleichzeitig geben 22 Prozent an, dass sie mit der Arbeit von zu Hause aus durchaus zufrieden sind. Dennoch bleibt das Büro bleibt weiterhin ein wichtiger Arbeitsort, immerhin möchten insgesamt 95 Prozent der Angestellten zumindest ab und zu vom Büro aus arbeiten.“

Des weiteren: Verantwortlich seien widrige Rahmenbedingungen. Knapp jedem Dritten er in Deutschland Befragten fehlt zu Hause ein Arbeitsplatz ohne Ablenkungen (32 Prozent). Neun Prozent müssen  sogar auf dem Bett arbeiten laut Steelcase.

 

Nur jeder zweite sitzt auf einem Bürostuhl

Dabei gibt es Unterschiede: „74 Prozent der leitenden Angestellten oder der Geschäftsführung arbeiten immer oder fast immer am Schreibtisch und 69 Prozent haben einen ergonomischer Arbeitsstuhl. Demgegenüber arbeiten 67 Prozent der Mitarbeiter auf niedrigeren Hierarchieebenen an einem Schreibtisch, aber nur jeder Zweite von denen (49 Prozent) sitzt auf einem guten Arbeitsstuhl.“ Das Fazit von Steelcase-Vorstand Stephan Derr ist: „Die Mitarbeiter wollen wieder ins Büro gehen und erwarten das auch.“

In Deutschland waren die Befragungsergebnisse von Steelcase so:

 

Negativ  Positiv
  • Mehr als jede(r) Dritte (38 Prozent) empfinden ein zunehmendes Isolationsgefühl
  • 23 Prozent berichteten, dass Entscheidungen langsamer getroffen wurden
  • 19 Prozent sagten, dass ihre Produktivität nachließ
  • 18 Prozent gaben an, dass ihr Engagement nachließ
·        Rund ein Drittel freute sich über den Wegfall des Arbeitswegs (30 Prozent)

·        22 Prozent konnten konzentrierter arbeiten

·        22 Prozent gaben an, dass sich ihre Work-Life-Balance verbesserte

·        16 Prozent schätzen die gestiegene Flexibilität

Quelle: Steelcase 2021

 

Rückenprobleme, psychische Erkrankungen und einfach zu viel Arbeit

Wie sehr die Home-office-Arbeit die Gesundheit angreift, hat die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK) analysiert: Die Krankschreibungen wegen Muskel-Skelett-Erkrankungen nahmen zu, ebenso wie psychische Erkrankungen – da gab es 2020  einen neuen Höchststand. Fast jeder vierte Fehltag war nach der DAK-Analyse auf Rückenschmerzen oder andere Probleme mit dem Muskel-Skelett-System zurückzuführen. Das waren fünf Prozent mehr als im Vorjahr 2019. Der Grund: in den Home offices bleiben die Menschen zu lange bewegungslos vor dem Bildschirm sitzen.

Zumal viele um ihre Job bangen und in vielen Branchen auch die die Arbeitsdichte steigt laut DAK. Das wiederum führe zu einer Zunahme von Fehltagen bei psychischen Erkrankungen. Etliche Menschen macht die Isolation im Homeoffice krank, insbesondere wenn sie monatelang andauert. Ganz abgesehen von der Belastung der Eltern, die Job und Homeschooling gleichzeitig bewältigen müssen.

Ein „Dankeschön“ der Unternehmen an die Mitarbeiter für ihre Solidarität wäre ein Anfang. Gastbeitrag von Top-Bloggerin Julia Richter

 

Die Kölner Künstlerin Noushin Kiani hat diesen Film gedreht „Wie Corona unser Leben verändert“ mit mehreren Statements mit unterschiedlichen Einsichten:

 

 

Blogger-Relevanz-Index 2019

 

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Alle Kommentare [2]

  1. Wir sehen eine ähnliche Entwicklung. Während früher viele (gefühlt alle) nach regelmäßigen Working From Home / Home Office gefragt haben, ist es jetzt genau umgedreht. Viele wollen einfach zurück. Kollegen treffen. Ein professionelleres Umfeld haben.
    Absehbar ist: 3-2 (oder 4-1 in sehr konservativen Unternehmen) wird für Büromenschen langfristig der neue Standard. Dann hätten wir eigentlich genau die Situation, die sich die meisten vor Corona gewünscht hätten…

  2. Im Home Office ist man für gewöhnlich freiwillig und ohne Zwang von außen. Denn automatisch gut oder schlecht kann man Home Office nicht betrachten. Ich bin seit 2019 freiberuflich tätig und die Wahl des Arbeitsplatzes ist eine rein freiwillige Angelegenheit. Für eine längere Zeit kann das eigene Zuhause angenehm sein. Aber als Kundenbetreuer reise ich doch gern in andere Orte und habe hier unter https://www.khoa-nguyen.de/online-marketing/freelancer-werden/ auch ein wenig von mir in den ersten Monaten berichtet, in den ich gern die Weite zum eigenen Ort gesucht habe. Und ich denke, dass da der entscheidende Unterschied ist. Wenn man die Wahl hat, sind die Arbeitsplätze in einem anderen Licht zu sehen. Wenn ich vom Chef in die eigenen 4 Wände gezwungen werde, hat man einen anderen Blickwinkel.