„Das tue ich mir nicht an“, sagen Managerinnen, die lieber kein Dax-Vorstand werden wollen. Denn: „Es ist nicht lustig da oben zwischen den Männernetzwerken.“ Interview mit Headhunterin Jacqueline Bauernfeind

Interview mit Headhunterin Jacqueline Bauernfeind von der Personalberatung Board Consultants International über Frauen, die weniger leidensfähig sind als Männer, Ehemänner, die sich weniger leicht transferieren lassen als Ehefrauen und die Zwänge der Vorstände in Konzernen. Und Männer, die mutiger sind als Frauen – manchmal ohne Grund. Aber jedenfalls besser netzwerken.

 

Jacqueline Bauernfeind (Foto: Board Consultants)

 

Frau Bauernfeind, Unternehmen beklagen immer wieder, dass die Frauen es selbst seien, die nicht auf der Karriereleiter hochklettern wollen. Stimmt das?

Je höher Frauen kommen, umso leidensfähiger müssen sie sein. Plus allen nötigen Qualifikationen natürlich. Ich höre von Frauen leider häufig den Satz „Das tue ich mir nicht an.“

 

Erzählen Sie ein Beispiel.

Kürzlich hatte ich den Auftrag für eine globale Suche, es ging um eine Vorstandsposition und es wurde ausdrücklich darauf gepocht, dass auch eine Frau unter den Kandidaten sein sollte. Ich ging auf die Pirsch, eine Frau zu finden, die bereits in mehreren Ländern gearbeitet haben sollte, was als solches schon nicht so leicht war. Ehemänner lassen sich nicht so leicht mit transferieren wie Ehefrauen. Als ich schließlich eine Handvoll Frauen gefunden hatte, bekam ich diese Ablehnungsgründe zu hören: Die einen wollen nicht schon wieder umziehen. Die anderen wollten sich nicht die oberste Konzernebene eines börsennotierten Unternehmens antun.

 

Weil….?

Da gebe es zu viele Zwänge, monierten sie. Die verschiedenen Anforderungen von Betriebsrat/Gewerkschaften einerseits und Gesellschafter andererseits und die langsamen Entscheidungsstrukturen sowieso. Und dass sie bei einem börsennotierten Unternehmen nicht unbeobachtet seien und nicht so frei entscheiden könnten, das mochten Sie auch nicht mehr. Das ist ja auch alles nicht von der Hand zu weisen.

Liest man die Interviews von Simone Menne oder Janina Kugel, sieht man: Das ist nicht lustig da oben zwischen den Männernetzwerken. Bei einem unpopulären Auftrag wie einer Restrukturierung riskiert eine Frau immer, dass der Aufsichtsrat einknickt und sie irgendwann ganz alleine da steht. Insbesondere wenn sie von außen hereingeholt wurde und keine Hausmacht und kein Netzwerk hat.

 

Eine Mission, an der auch jeder Mann scheitern würde.

Richtig, und das ist auch schon passiert. Kommt eine Vorständin nicht von außen, sondern ist ein Hausgewächs und hat sich schon einen Namen gemacht, kann sie solch eine Situation besser einschätzen.

 

Aber dazu fehlt den meisten Aufsichtsräten bisher der Mut, Frauen aus dem eigenen Unternehmen selbst hoch zu befördern in den Vorstand?

Da müssen Konzernaufseher flexibler werden und auch mal jemand einen Tick zu früh berufen. Das haben sie schließlich auch schon mit Männern gemacht. Die Unternehmenslenker hätten in den vergangenen Jahren schon ganz viel tun können, um Vorstandsfrauen aufzubauen: Zum Beispiel hätten sie schon seit Jahren in Zielvereinbarung der Top-Manager die weibliche Nachwuchsförderung hinein schreiben oder Mentorenprogramme aufsetzen können. Dann gäbe es auch Förderer im Unternehmen

 

Verstehen Sie die Saumseligkeit?

Na ja, vielleicht in einem Punkt: Wer traute sich denn früher als älterer Mann eine jüngere Frau einfach so zu fördern? Könnte ein Geschmäckle haben, dann redet die ganze Firma darüber. Damit das nicht passiert, müssten zwischen dem Förderer und der Kandidatin am besten ein sichtbarer Generationsunterschied liegen.

 

Machen Frauen nicht auch selbst Fehler, wenn sie nicht den Finger heben, zu bescheiden auftreten, nicht informell netzwerken, nur durch Fleiß auffallen und gefunden werden wollen?

Stimmt, das ist die grundsätzliche DNA von Frauen. Die Frau sagt, `ihr müsst mich doch sehen, ich stehe doch hier am Rand`. Männer können übrigens besser Niederlagen wegstecken, das hilft auf der Karriereleiter. Männer sind traditionell diejenigen, die sich etwas trauen – manchmal auch ohne Grund.

 

 

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