Die meisten Arbeitnehmer ächzen unter ihrer Arbeitsbelastung. Und dass sie immer mehr wird: Bei 70 Prozent hat die Arbeitsbelastung in den vergangenen fünf Jahren zugenommen. Bei 40 Prozent hat sie sogar stark zugenommen, belegt ein repräsentative Umfrage der Big-Four-Beratung EY (vormals Ernst & Young) unter 1500 Angestellten.
Alles andere wäre auch verwunderlich. Zum einen wurden von den Boni-gesteuerten Managern in den vergangenen 20 Jahren sämtliche Personalreserven eingespart und die Arbeit verdichtet bis zum es-geht-nicht-mehr.
Zum Vergleich: Bei den vorangegangenen EY-Befragungen 2017 und 2015 klagten nur 27 Prozent beziehungsweise 17 Prozent der Mitarbeiter, dass ihre Belastung stark zugenommen hat.

(Foto: C.Tödtmann)
Glücklich und unentbehrlich? Nein, das Leben leidet
Das befriedigende Gefühl, unentbehrlich zu sein, stellt sich aber nicht ein. Im Gegenteil: Gleichzeitig sind mehr Beschäftigte als in den Vorjahren unzufrieden oder unmotiviert, so die Umfrage von EY. Die Schraube dürfte einfach überdreht sein.
Die Folge für die Belegschaft: Ihr Privatleben kommt zu kurz und leidet. Für 48 Prozent – also knapp jeden zweiten Mitarbeiter wird es in den vergangenen Jahren immer schwieriger, Berufs- und Privatleben zu vereinbaren.
Interessieren sich Unternehmen für ihre Leute?
Warum das die Unternehmen interessieren sollte? Weil die Zufriedenheit und Motivation der Mitarbeiter gleichzeitig deutlich nach unten ging: Nur noch jeder Vierte (25 Prozent) ist sehr zufrieden mit seiner Arbeit, also deutlich weniger als früher. Vor zwei Jahren waren noch gut zwei von drei Mitarbeitern (68 Prozent) sehr zufrieden mit ihrer Arbeit.
Entsprechend ist die Motivation spürbar gesunken: Nur noch 29 Prozent der Mitarbeiter sind äußerst motiviert – vor zwei Jahren waren das noch 42 Prozent.
40 Prozent der Mitarbeiter finden, dass ihre Arbeit nicht gewürdigt wird
Einer der Gründe für die Unzufriedenheit oder die mangelnde Motivation: Die Unternehmenskultur. Nur 60 Prozent der Beschäftigten finden, dass ihre Arbeit im Unternehmen gewürdigt wir. Bei Frauen mit 55 Prozent noch ein Stück weniger als bei Männern. Dieser Wert ist rapide gesunken. Zum Vergleich: In den vorangegangenen Befragungen sahen jeweils über 80 Prozent der Mitarbeiter ihre Arbeit gewürdigt.
Was denn die Leute motivieren würde? 47 Prozent der Männer und 24 Prozent der Frauen würde spannendere Arbeit motivieren. Anders als ihre Manager würde nur 20 Prozent der Männer und 17 Prozent der Frauen mehr Geld motivieren.
Wenn die Belegschaft der Firma egal ist
Was der Fehler in der Mitarbeiterführung ist? Sie interessieren sich nicht nicht wirklich für ihre Belegschaft. „Offenbar mangelt es in vielen Unternehmen an einer internen Kultur des Zuhörens“, so EY-Berater Markus Heinen. „Es gelingt ihnen nicht, ihren Beschäftigten eine für sie erfüllende Rolle zu ermöglichen und ihnen gleichzeitig das Gefühl zu geben, für ihre Leistungen gewürdigt zu werden.“ Dabei sei es wichtig, dass das Top-Management immer wieder in das Unternehmen – also in die Belegschaft – hineinhorcht, um mögliche Unzufriedenheit schnellstmöglich zu erkennen und gegensteuern zu können.“

Markus Heinen (Foto: EY)
30- bis 39-Jährige besonders unmotiviert und unzufrieden
Bedrohlich für die Führungskräfte ist dieses Umfrageergebnis: Insbesondere in der Altersgruppe jungen Angestellten, der 30- bis 39-Jährigen sind nur 21 Prozent äußerst motiviert, und 22 Prozent zufrieden – das ist der mit Abstand niedrigste Wert aller Altersklassen.
Verlassen können sich die Manager am ehesten auf diejenigen, die sie selbst lieber heute als morgen los würden, nämlich die viel gescholtenen Alten: die Arbeitnehmer über 64 Jahre. Denn 63 Prozent von ihnen sagen, sie sind äußerst motiviert und 45 Prozent sind zufrieden mit ihrer Arbeit – das sind die Top-Werte aller Altersklassen.

Blogger-Relevanz-Index 2019: Blogs von Frauen

Blogger-Relevanz-Index 2018