Beiersdorf-Vorstände bekommen 17-mal so viel Lohn wie ihre Angestellten, VW-Vorstände 141-mal so viel

dax-boecklerQuelle: Studie Hans-Böckler-Stiftung „Manager to worker pay Ratio“ 2016

 

Die DAX-30-Vorstände verdienen im Durchschnitt 57-mal so viel wie ihre Durchschnitts-Angestellte, hat die Hans-Böckler-Stiftung in einer Studie errechnet. Diese Messgröße heißt auf englisch Manager to Worker Pay Ratio – nach dem Corporate Governance Codex müssen deutsche Vorstände sie aber nicht offen legen wie ihre amerikanischen Kollegen. Sie brauchen sie nur hinter dicken Türen und ohne die Augen der Öffentlichkeit mit ihren Aufsichtsräten besprechen. Die bescheidensten DAX-Vorstände sitzen bei Beiersdorf und bekommen das 17-fache ihrer Angestellten. Das andere Ende der Messlatte sind die VW-Vorstände, die das 141-fache ihrer Kollegen am Band oder sonstwo im Unternehmen als richtig für sich empfinden.

Die Studienverantwortlichen Marion Weckes und Qendresha Berisha sagen: „Wer die Verantwortung für die Geschicke eines großen Unternehmens mit zig tausend Arbeitsplätzen trägt, erbringt eine beachtliche Leistung und sollte anständig bezahlt werden. Dagegen wird kaum jemand etwas einwenden. Die Frage ist aber, wie hoch der Gehaltsaufschlag ausfallen darf.“ Und ab wann man von Gehaltsexzessen sprechen kann.

Wie die Zahlen errechnet wurden? Die Vorstandsvergütungen wurden ins Verhältnis zu den Durchschnittsverdiensten im jeweiligen Konzern gesetzt: „Datenbasis sind die Angaben zu den Gesamtaufwendungen für das Personal weltweit in den Geschäftsberichten für die Jahre 2005, 2008, 2011 und 2014. Angaben für inländische Beschäftigte waren nicht durchgängig verfügbar und erlaubten daher keinen Vergleich“, so die Studie.

 

Die Schere geht immer weiter auseinander

Das wichtigste Ergebnis: In den letzten zehn Jahren hat sich der Abstand zwischen dem Lohn des Durchschnittsmitarbeiters und dem der Vorstände stark vergrößert: Bekam vor elf Jahren – also 2005 – ein DAX-30-Vorstand im Schnitt 42 mal so viel wie seine Beschäftigten, so bekam er 2011 schon 62-mal so viel. 2014 betrug die Zahl dann 57.

 

Beiersdorf-Vorstände sind sehr bescheiden verglichen mit VW-Vorständen

Am unteren Ende steht dabei Beiersdorf mit dem 17-fachen Vorstandslohn, das 33-fache zahlt Allianz, das 81-fache Merck und – am oberen Ende – VW mit dem 141-fachen.

Das Resüme: Drei Dax-Unternehmen zahlen den DAX-Kapitänen ehr als das 100-fache ihrer Matrosen, nur zwei Konzerne zahlen den Kapitänen weniger als das 20-fache.

Dabei ist diese Differenz beispielsweise bei VW sogar noch gesunken, in 2013 bekamen die VW-Vorstände noch 170mal so viel wie ihre Durchschnittsmitarbeiter.

Warum der Unterschied insgesamt größer wurde? Mal waren die Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich. Mal verlegten die Entscheider Beschäftigung ins Ausland mit niedrigeren Löhnen oder die Neu-Eingestellten bekamen niedrigere Gehälter.

 

In den USA ist der Unterschied zwischen den Top-Managern und den Arbeitern noch viel größer: sie bekommen das 335-fache

Dennoch liegen die DAX-Vorstände hierzulande noch weit unter ihren US-Kollegen: Zum Beispiel die Vorstandsvorsitzenden bekommen dort im Schnitt das 335-fache ihrer Angestellten.

Die Hans-Böckler-Studie schreibt: Vielleicht wird die neue US-Veröffentlichungspflicht die Abstände verkleinern. „Eine Untersuchung der Harvard Business School zeige jedenfalls, dass die Wertschätzung der Verbraucher für ein Unternehmen sinkt, wenn sie wissen, dass dessen Manager sich eine extrem hohe Vergütung gönnen.“

 

Im Corporate Governance Codex steht bislang keine Regelung

Ob es in Deutschland die DAX-Vorstandsbezüge im Vergleich zu ihren Mitarbeitern noch transparent werden? “ Das Gebot ließe sich sehr einfach durch eine kleine Ergänzung im Corporate Governance Kodex verankern“, sagt die Studie.

 

Stichproben-Anfragen der WirtschaftsWoche bei DAX-Konzernen wurden jedenfalls vor zwei Jahren allesamt und brüsk abgeblockt: Den Durchschnittslohn ihrer Angestellten wollten sie partout nicht verraten.

 

Die Studie heute: „Der Kodex empfehle zwar schon heute die Berücksichtigung der Ratio. Doch in der Praxis werde in vielen Aufsichtsräten die Vergütungsrelation, wenn überhaupt, nur auf Nachfrage berichtet – schon, weil die Zahlen nicht automatisch den Weg in die Sitzungsunterlagen finden.“.

 

 

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