Den Fitten, Gesunden vorspielen – aus Angst vor Vorgesetzten und Kollegen

Wie es aussieht, regiert die Angst das Berufsleben vieler Menschen. Genauer gesagt die Angst vor der Kündigung, vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes. Fast jeder dritte, 28,4 Prozent, sagen, dass sie sich auch krank in die Firma schleppen – aus Angst. Und dabei ihre Gesundheit weiter gefährden. Die Wissenschaftler haben dafür auch längst ein eigenes Wort: Präsentismus nennen sie das Phänomen.

 

Den Fitten markieren – aus Angst. Und gleich das ganze Großraumbüro infizieren

Mehr noch: bei einer Erkältung gehen mehr als die Hälfte zur Arbeit, riskieren nicht nur das Verschleppen und Verschlimmern ihrer eigenen Krankheit, sondern verteilen sie auch noch an die Kollegen, die  bis dahin gesund sind und alle auf dem Weg zur Arbeit, in der Straßenbahn, obendrein. Bei Husten, Schnupfen, Heiserkeit raffeln 60 Prozent der Arbeitnehmer weiter und bleiben nicht einen einzigen Tag daheim. Das dürfte ihre Kollegen im Großraumbüro und am Ende auch den Arbeitgeber besonders erfreuen, wenn die Erkältung flächendeckend weitergereicht wird und der Krankenstand steigt.

Diese Zahlen belegt eine repräsentative Studie der Job- und Karriere-Community Glassdoor in deren Auftrag das Marktforschungsinstitut Harris Interactive Mitte Dezember in Deutschland 1.030 Arbeitnehmer befragte, in Großbritannien wurden 1.033, Frankreich 1.025 und den Niederlanden 1.050 Angestellte befragt.

 

Je jünger umso kränker

Interessant sind diese Erkenntnisse: Die jungen Leute, die zu den sogenannten Generationen Y oder Z zählen plagen diese Ängste offenbar nicht: 48,7 Prozent der Generation Y beziehungsweise 41,3 Prozent der Generation Z bleiben durchaus erkältet zuhause.

Zum Vergleich: Von den älteren Arbeitnehmern zwischen 55 und 64 Jahren legen sich nur 29,7 Prozent erkältet zuhause ins Bett.

 

Männer leiden mehr

Auch der Männerschnupfen wird bestätigt: Wo 35,4 Prozent der Frauen die Segel streichen und sich krank melden sind es von den Männern 43 Prozent.

 

Ausgerottet sind die Blaumacher – den Anschein will die große Mehrheit um Himmels willen vermeiden – aber noch nicht: zehn Prozent der befragten Männer geben zu, sich krank zu melden, wenn sie gesund sind. Fast doppelt so viele wie Frauen (5,8 Prozent). Weil sie shoppen möchten (10,7 Prozent) oder Freunde und Familie besuchen (18,2 Prozent).

 

Generation Y und  Z eher Blaumacher

Von den Jüngeren sind es mehr: 15,7 Prozent der Angehörigen der Generation Y oder Z wollen blau machen. Im Gegensatz zu den Geschmähten Älteren: Von denen wollen nur 4,7 Prozent mal einen Tag schwänzen.

Warum die Blaumacher blau machen?  Weil sie einfach eine Pause haben wollen (60,7 Prozent) oder weil sie meine, sie hätten es sich verdient durch harte Arbeit zuvor (38,7 Prozent).

 

Die Angst vor argwöhnischen Kollegen und Chefs

Einiges über das derzeitige Arbeitsklima sagt auch das Misstrauen der Kollegen aus: Jeder dritte (30,1 Prozent) verdächtigt kranke Kollegen, dass sie mehr Krankentage einreichen als nötig. Und: Jeder fünfte (19,9 Prozent) fühlt sich von seinem Chef unter Druck gesetzt, sich nicht krank zu melden, obwohl er tatsächlich krank ist. Das erklärt den Präsentismus noch mehr.

 

 

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