Exklusiv-Ranking: Top-50-Kanzleien online – welche Anwälte sind im Netz am sichtbarsten? Flick Gocke Schaumburg führt

 

Online-Ranking Top-50-Kanzleien

 

Exklusiv: Welche der 50 umsatzstärksten Top-50-Kanzleien in Deutschland sind besonders visibel und informativ im Internet? Wer ist oft und somit schnell auffindbar und taucht womit auf? Unter den ersten zehn sind nur drei der bestverdienendsten Kanzleien, zeigt ein Online-Anwälte-Ranking von Faktenkontor.

 

Die zehn umsatzstärksten Kanzleien in Deutschland spielen im Internet meist nicht die erste Geige: In der Online-Welt sind nur drei von ihnen unter den Top-Ten. Der Überraschungssieger ist Flick Gocke Schaumburg mit 102,3 Indexpunkten – eine Kanzlei, die beim Umsatzranking der Top-50 nicht ganz oben, sondern erst auf Platz 13 steht. Ihr folgen Ebner Stolz mit 86 Indexpunkten – im Umsatzranking auf Platz 27 – und Heuking Kühn mit 84 Indexpunkten – im Umsatzranking der Kommunikationsagentur Faktenkontor auf Platz 11. Alle drei zählen nicht zu den Top-Ten der Größten, spielen aber im Internet die größten Rollen.

Der Trend: Bei der Internetkommunikation sind nicht die Größten auch diejenigen mit den meisten Treffern und der besten Sichtbarkeit, sondern auch kleinere Kanzleien beherrschen die Klaviatur und landen unerwartet weit oben. Viele Top-Kanzleien sind ausgerechnet auf dem Nachrichtenkanal Twitter kaum präsent oder nicht mal angemeldet.

Schon die Frage, ob man sich auf einer Facebookseite wenigstens mit der Adresse und einem Kanzleifoto präsentiert, bereitet gestandenen Anwälten heute noch Kopfzerbrechen und sorgt für Streit in Kanzleien. Nur wenige verstehen es, dort regelmäßig zu posten und damit sichtbar zu werden für den juristischen Nachwuchs. Zu den wenigen gehört der Top-Arbeitsrechtler Michael Kliemt, der dann schon mal die Bilder postet, die beim Foto-Shooting seiner Kanzlei entstehen. Das ist einerseits unverfänglich, hat aber andererseits Unterhaltungswert und wird gerne gelesen.

 

Kanzlei Kliemt & Vollstaedt in Düsseldorf beim Foto-Shooting

Kanzlei Kliemt & Vollstaedt in Düsseldorf beim Foto-Shooting

 

Das spiegelt auch das Online-Kanzlei-Ranking, das die Kommunikationsagentur Faktenkontor exklusiv für WiWo.de erstellt hat. Erfasst wurde der Zeitraum zwischen dem 15. Juli 2015 und dem 15. November 2015, dann analysiert und das Ergebnis gewichtet.Als Social-Media-Kanäle wurden beim Webmonitoring Twitter, Facebook, Foren, Blogs Youtube und News – inklusive der Fachredaktion „Juve“ und sämtlichen Online-Redaktionsseiten wie auch wiwo.de, faz.de oder handelsblatt.com – untersucht. Insgesamt tauchten die 50 Kanzleinamen in zehntausenden Online-Nachrichten und über eine Million Social-Media-Quellen auf.

Top-50-Wirtschaftskanzleien Juve Umsatzranking

 

Wie sich Mandanten über Advokaten schlau machen 

Für Anwaltskanzleien ist als Dienstleister Visibilität ihrer Köpfe besonders wichtig. Googeln doch Mandanten auf Anwaltssuche oder Chefjuristen in Unternehmen ihre künftigen Dienstleister zuerst einmal im Internet und checken gründlich, welche Figur sie da abgeben. Je mehr sie über die Juristen oder Beiträge aus ihrer Feder dort sehen, umso sicherer werden sie bei ihrer Auswahl. Kaum einer macht sich die Mühe, in juristischen Archiven zu suchen oder Datenbanken – womöglich kostenpflichtige – zu durchwühlen.

 

 

Je renommierter Kanzlei und Anwalt umso eher mit Mobilnummer im Netz

Andererseits: Visibilität im Netz ist ein Asset, das nicht so einfach gekauft werden kann und auch nur begrenzt delegierbar ist. Je mehr sich Anwälte persönlich engagieren, umso höher der Erfolg. Stehen wichtige, aufsehenerregende Urteile bevor, weisen professionell aufgestellte Kanzleien schon im Vorfeld die Journalisten und Online-Redaktionen darauf hin, bieten Gastkommentare oder Expertengespräche zur Einordnung und Erklärung an.

Sie haben erkannt, dass die Logik der Internet-Leser so geht: wer unauffindbar ist, kann auch nicht relevant sein. Ein Indiz sind ausgerechnet Mailadressen und Mobilnummern, die manch einer sorgsam geheim hält und nur den eigenen Mandanten gibt: Je internationaler und erfolgreicher eine Kanzlei ist und je renommierter der einzelne Anwalt, um so eher ist er mit auch mit  Mailadresse und Mobiltelefonnummer auf seiner Kanzlei-Homepage aufgeführt.

Die höchstmögliche Punktzahl des Online-Kanzleien-Rankings liegt bei 400 Indexpunkten. Zum Vergleich: Der Gigant Apple erreicht immerhin 380 Indexpunkte. Wie der Index funktioniert? Er richtet sich nach dem sogenannten Leipziger Modell mit diesen vier Dimensionen – Aufmerksamkeit, Ansehen, Akzeptanz und Präferenz. Der ist der Massstab der PR-Branche, je Dimension sind – jedenfalls theoretisch – jeweils 100 Punkte erreichbar.

 

Flick Gocke Schaumburg besonders präsent

Die Untersuchung im Detail: Womit Flick Gocke Schaumburg besonders auffiel: „Der Bonner Sozietät ist es gelungen, viele positive Veröffentlichungen durch den Aufbau eines neuen Geschäftsbereichs – Corporate Litigation und Gesellschaftsrecht – zu erzielen und ist zudem stark in Foren präsent“, sagt Jörg Forthmann, Studienverantwortlicher und Geschäftsführer der Kommunikationsagentur Faktenkontor.

Doch die Zahl der Nennungen ist nur eins von vier Kriterien. Freshfields beispielsweise ist zwar die Kanzlei mit den meisten Nennungen, aber sie schneidet bei der Tonalität weniger gut ab als andere Sozietäten. „Das Fifa-Mandat und die Nähe eines Freshfields-Partners zum Fußballverband brachte der Sozietät einige Kritik ein“, so Forthmann.

 

 

Risiko: Anonyme Äußerungen

Zumal im Internet ohne einen Wettbewerb der Nachrichten, ohne aussortierende, einordnende und bewertende Redakteure die Vielfalt regiert. Ganz abgesehen davon, dass die Verfasser oft nicht mit ihrem wahren Namen herhalten müssen: „Wegen der Anonymität im Internet tauchen dort wesentlich mehr kritische Äußerungen auf als in der Print-Presse,“ vergleicht PR-Experte Forthmann.

Das Fazit des Hamburgers: „Das Bild der Kanzleien im Internet ist der Realität besonders nah.“ Ihn wundert, dass ausgerechnet die zehn umsatzstärksten Law Firms ihre Internetpräsenz „immer noch nicht so richtig ernst nehmen“.

Ganz anders nämlich als deren Klientel, so beobachtet  Forthmann. „Freuen sich Anwälte auch heute noch mehr über gedruckte Berichte, blenden sie einen erheblichen Teil der Realität aus – und ausgerechnet den, der für die Akquise entscheidend ist.“

Checken Unternehmensjuristen auf der Suche nach einem neuen Anwalt dessen Ruf und Auftritte im Netz, so googeln sie heute – und stellen keine langen Nachforschungen in den Archiven der Print-Presse an.

 

Viel Akzeptanz und Ansehen

Die Ergebnisse weiter: Das Faktenkontor-Online-Ranking attestiert Kanzleien die höchsten Werte in puncto Akzeptanz. Wenn die Juristen als Experten in die Online-Presse und in die Social-Media-Kanäle von Twitter bis LinkedIn oder Facebook zu kommen, bringen sie ihre Kompetenz – laut Index – gut rüber.

Im Faktenkontor-Ranking siegt bei dem Kriterium Ansehen CMS gefolgt von Hogan Lovells, den Anwälten der Beratungsgesellschaft Ebner Stolz und Freshfields.

Die höchsten Werte erzielen Kanzleien jedoch bei ihrer Akzeptanz als Rechtsexperten und als Organe der Rechtspflege: Gelingt es ihnen, in die Online-Presse und Soziale Medien mit Statements, Kommentaren oder Interviews zu kommen, bringen sie ihre Kompetenz auch gut herüber. Etliche Anwälte schaffen es heute, sich populär zu geben, sich nicht auf Fachveröffentlichungen zu beschränken, die Allgemeinheit an ihrem juristischen Know-how teilhaben zu lassen, aktuelles Tagesgeschehen einzuordnen und verstehbar zu machen.

 

Hogan Lovells und TaylorWessing legten zu

Interessant ist auch der Vergleich zu einer früheren Online-PR-Untersuchung von Faktenkontor der Internetpräsenz im Jahre 2013. Nicht nur, dass dem Sieger Flick Gocke Schaumburg der Sprung von Platz zehn auf Platz eins gelungen ist, auch Hogan Lovells kletterte von Platz neun auf sechs und TaylorWessing kam von 16 auf acht.

 

Stark in der Print-Presse, schwach im Online

Auffällig ist, dass sich die meisten Sozietäten, die in der gedruckten Presse sonst stark vertreten sind, haben sich online – wohl auch durch die Analyse und geänderte Abbildung in einem Index mit seinen wertenden Kriterien – im Rang verschlechtert:

    • Gleiss Lutz um 36 Plätze (von zwei auf 38)
    • White & Case um 35 Plätze (von fünf auf 40)
    • Allen & Overy um 28 Plätze (von acht auf 36)
    • Hengeler Müller um 25 Plätze (von drei auf 28)
    • DLA Piper um 22 Plätze (von sieben auf 29)
    • Clifford Chance um 12 Plätze (von vier auf 16)
    • Freshfields um 11 Plätze (von eins auf zwölf)
    • CMS um 3 Plätze (von sechs auf neun)

PR-Profi Forthmann beobachtet: „Kanzleien nehmen Internetveröffentlichungen immer noch nicht ernst genug.“   So lautet auch landauf landab die resignierte Klage der PR-Experten in den Top-Kanzleien die hinter der Hand oft genau darüber stöhnen: Für ihre Anwälte zählt es auch im Internetzeitalter am meisten, wenn sie ihren Namen auf Papier gedruckt sehen.

 

 

 

 

 

Wirtschaftskanzleien Top-100-Umsatzranking: Freshfields führt gefolgt von CMS und Hengeler

 

 

 

 

Flick Gocke Schaumburg an der Spitze

Welche Top-50-Kanzleien im Netz am sichtbarsten sind

Platz Kanzleiname Internetpräsenz-Index*
1 FLICK GOCKE SCHAUMBURG 102,3
2 EBNER STOLZ MÖNNING BACHEM 86,0
3 HEUKING KÜHN LÜER WOJTEK 84,0
4 GRAF VON WESTPHALEN 76,8
5 BAKER TILLY ROELFS 76,2
6 HOGAN LOVELLS 66,9
7 KAPELLMANN UND PARTNER 62,3
8 TAYLOR WESSING 57,7
9 CMS HASCHE SIGLE 56,2
10 DENTONS 53,1
11 REDEKER SELLNER DAHS 49,6
12 FRESHFIELDS BRUCKHAUS DERINGER 44,5
13 RöDL & PARTNER GBR 44,2
14 NOERR LLP 42,7
15 BAKER & MCKENZIE 41,6
16 CLIFFORD CHANCE 35,9
17 PRICEWATERHOUSECOOPERS LEGAL 35,3
18 PLUTA 34,2
19 KPMG LAW 33,3
20 SKW SCHWARZ 32,4
21 LINKLATERS LLP 32,2
22 MCDERMOTT WILL & EMERY 31,3
23 BEITEN BURKHARDT 29,9
24 EVERSHEDS 29,7
25 BIRD & BIRD 29,5
26 FPS FRITZE WICKE SEELIG 28,6
27 ASHURST 25,9
28 HENGELER MUELLER 25,4
29 DLA PIPER RECHTSANWäLTE 25,1
30 OSBORNE CLARKE 23,7
31 SCHULTZE & BRAUN GMBH 22,2
32 MILBANK TWEED HADLEY & MCCLOY 22,2
33 JONES DAY 20,4
34 CLEARY GOTTLIEB STEEN & HAMILTON 20,3
35 GSK STOCKMANN & KOLLEGEN 19,8
36 ALLEN & OVERY 19,8
37 EY LAW 19,2
38 GLEISS LUTZ HOOTZ HIRSCH 19,0
39 NORTON ROSE FULBRIGHT 15,0
40 WHITE & CASE LLP 14,4
41 KING & WOOD MALLESONS 11,7
42 BLD BACH LANGHEID DALLMAYR 11,0
43 HEUSSEN 9,8
44 LATHAM & WATKINS 8,3
45 P+P PöLLATH + PARTNERS 5,8
46 GöRG 0,0
47 LUTHER 0,0
48 SKADDEN ARPS SLATE MEAGHER & FLOM 0,0
49 SZA SCHILLING ZUTT & ANSCHüTZ 0,0
50 WEIL GOTSHAL & MANGES 0,0
MITTELWERT 32,7
Quelle: Faktenkontor 2015   für 50 umsatzstärkste Kanzleien in Deutschland
Basis: 1 Mio. Internetquellen v.15.7.-15.11.2015 (Zahl + Tonalität in 4 Dimensionen)
gemessen für 50 umsatzstärkste Kanzleien in Deutschland (JUVE 2015) *Index: Summe aus   Aufmerksamkeit, Ansehen, Akzeptanz und Präferenz (Höchstmöglicher Wert: 400)

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