E-Weihnachtsgrüße sind die Pest

Jetzt beginnt sie wieder, die Zeit der Heuchler. Da kommen Mails – die billigste der billigen Varianten einer Mitteilung im Geschäftsleben, in denen dem Empfänger ein „frohe Weihnachten“ zugerufen wird.

Aber was heißt einem: vermutlich es sind vermutlich hunderte oder noch mehr Leute, die im BCC:-Feld stehen und für den einzelnem Empfänger nicht erkennbar sind.

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„Wir verzichten“ – und Sie kriegen nicht mal eine Weihnachtskarte

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Und dann kommt´s: „Wir haben uns entschlossen, in diesem Jahr auf gedruckte Weihnachtskarten zu verzichten und den eingesparten Betrag an die Kinderhilfsorganisation Plan International für die Taifun-Opfer auf den Philippinen zu spenden“, schreibt beispielsweise ein namhafter Dienstleister, der wirklich nicht am Hungertuch nagt. Oder doch? Bekannt ist eine etwaige Misere jedenfalls bis jetzt nicht.

Erstens verzichtet nicht er, sondern den Verzicht üben notgedrungen diejenigen, die sonst wenigstens einmal im Jahr einen höflichen Gruß mit ein paar warmen Worten bekommen hätten.

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Ein Faux-Pas: Weihnachtsgrüße

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Zweitens sind persönliche Weihnachtsgrüße per Mail, SMS, Twitter oder auf sonsteinem seelenlosen E-Weg ein absolutes No-Go.  Wer weder eine Karte, noch ein paar handschriftliche Worte und eine Briefmarke für den Empfänger übrig hat, kann es auch gleich lassen.

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Wer nicht konkret wird, macht sich verdächtig

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Drittens drückt sich der Absender ums Benennen der konkreten Summe, die er angeblich spendet – und versäumt auch, es irgendwie zu belegen. Kurz: Man kann´s glauben oder lassen. Ich lasse es, solange ich keine Kopie vom Spendenbeleg sehe.

Ganz abgesehen davon, dass das Absetzen des Spendenbelegs für Unternehme immer noch lohnend ist. Und weniger Arbeit macht als Karten schreiben und gegebenenfalls Gedanken machen über ein Give-away, es besorgen und verpacken undsoweiter.

Ich frage mich: wenn der Weihnachtskarten-Streicher denn so erschüttert war, wie er glauben machen will: Warum muss er es Medienschaffenden – und gerade denen – explizit reinreiben, statt einfach zu spenden und fertig?

Man fragt sich sofort: Ging dieselbe Mail auch an die Schlüsselkunden? An die Top-Manager im Klientenkreis? Wohl kaum.

 

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Alle Kommentare [5]

  1. Seit einigen Jahren bekomme ich im Advent Post von einem Kapuzinerpater aus einer US-Metropole. Er sendet mir Weihnachtsgrüße und dankt für die Spende für seine Suppenküche und den Kinderhort, die er von meinem US-Geschäftspartner auch in meinem Namen erhalten habe. Ich finde das gleichermaßen sinn- wie stilvoll.

  2. Auf den Punkt gebracht.

    Trotzdem, ganz ohne abgelecktes Briefmärkli: Schöne Feiertage für Sie und viel Gutes im neuen Jahr. Einfach, weil Sie mir sympathisch sind 🙂

    Beste Grüsse
    Martin Wetzel

  3. E-Weihnachtsgrüße sind die Pest
    …warum eigentlich? Wir haben es in diesem Jahr wieder gemacht. Die elektronische Korrespondenz ist der Weg unserer Wahl, das gesamte Jahr über. Diesen Weg gehen wir auch zu Weihnachten. Wobei ich Ihnen recht gebe: gerade die Weihnachtspost erhält etwas besonderes, wenn der Postbote die Karte in den Briefschlitz steckt. Für’s kommende Jahr sind wir gewappnet, danke, Frau Tödtmann, für den Tipp.

    Worin ich Ihnen aber widerspreche, ist Ihre Abscheu gegen eine Spendenanzeige. Was soll daran schlecht sein, wenn ein Unternehmen auf Geschenkkörbe verzichtet und stattdessen öffentlich macht, dass es Wichtigeres gibt, als Wurst- Korn und Brezelkörbe zu versenden.
    Sie schreiben in Bezug auf die Spende „Man kann´s glauben oder lassen. Ich lasse es, solange ich keine Kopie vom Spendenbeleg sehe.“ Dieses Misstrauen, Frau Tödtmann, wohnt in Ihnen, und hat mit dem Unternehmen, das spendet, nichts zu tun. Wenn auf der Kakaodose „20% Zucker“ draufsteht, dann glaube ich das ja in der Regel auch, und hoffe nicht auf den Nachweis irgendeines Labors im Inneren der Verpackung. Woher kommt das tiefe Misstrauen denen gegenüber, die Ihnen zu Weihnachten ihre Grüße senden?

    Weihnachten ist traditionell die Zeit der Spendenbereitschaft. Das mag zynisch erscheinen, aber zahlreiche Organisationen, die gute Arbeit leisten, hängen davon ab. Ich sehe keinen Grund, sie nicht auch auf diesem Weg zu unterstützen.

    Liebe Frau Tödtmann, danke für Ihre aufhellenden und streitbaren Hinweise. Darf ich Sie auf das neue blog [:machen..] unter zwo-punkt-null.de hinweisen? Es behandelt aktuelle Fragen und neue Wege im Management. Ihnen und den Lesern einen guten Start ins kommende Jahr!

    Beste Grüße – Oliver Schmidt