Wenn das Familien-Modehandelsunternehmen Eickhoff aufhört, wird Düsseldorf etwas fehlen: mindestens die schönsten Schaufenster der Stadt – und mehr

Familie Eickhoff (Foto: Jim Rakete)

Familie Eickhoff (Foto: Jim Rakete)

Der Modezar will nicht mehr. So ungefähr lauten die Zeilen, die derzeit in der Printpresse über Albert Eickhoff, 77, den großen Modehändler von der Düsseldorfer Kö, erscheinen. Für mein Budget war er ohnehin zu teuer, aber eins ist überhaupt nicht wegzudenken und da wird ihm so schnell auch keiner das Wasser reichen: Seine wunderbaren Schaufenster. Wie oft habe ich die fotografiert, teils die Motive sogar als Weihnachtspostkarten an Familie und Freunde verschickt.

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Vogelgezwitscher am Schaufenster

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Das Beste: Ganz früher, es ist sicher 15 Jahre her, ertönte vor seinen großen, toll komponierten Schaufensterbildern immer ein Vogelgezwtischer, dass es nur so eine Pracht war. Es kam vom Band und bescherte ein umfassendes sinnliches Erlebnis. Kling hochtrabend, war aber einfach ein schönes Gefühl. Vor allem an Sommerabenden unter den blühenden Kö-Kastanien.

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Königsalleevögel

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Der bekannteste Modehändler Deutschlands, der es immerhin bis in den Wirtschaftsteil der „FAZ“ bringt – das will schon was heißen, die „Bunte“ und „Gala“ waren ja ohnehin sein Podium – hört jetzt auf. Er verkündete es unter Tränen. Man kann es ihm nachfühlen, ist es doch sein Lebenswerk – und ein Familienunternehmen eben. Und selbst nur als Zaungast werde ich schon jetzt wehmütig.

Wie schade, dass sein Eickhoffs Abtrittsankündigung ausgerechnet fast zeitgleich mit dem Auftrumpfen des schwäbischen Händlers Breuninger am Ende der Kö geschieht. So wirkt es wie eine Kapitualtion. Zumal Breuninger schon jetzt in Düsseldorf die Vorschusslorbeeren in der Mundpropagande bekommt, die besten Verkäufer bei den Düsseldorfer Läden abgworben zu haben und einen vorbildlichen Service zu bieten. Einge Verkäufer haben die Schwaben wohl auch Eickhoff weggeschnappt. Bis Mai ist Eickhoff noch geöffnet und soeben wird noch die Weihnachtsdeko angebracht.

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Die Gründe für sein Aufgaben sind zum Beispiel die stranguliernden Vorschriften der Hersteller und Lieferanten. Das neue Geschäftsgebaren, das Einzelkämpfern wie Eickhoff das Überleben immer schwerer macht. Dann kam noch das Abtrünnig-Werden mehrerer großer Marken wie Gucci, Jimmy Choo oder Iris von Arnim hinzu. Sie alle wollen wohl eigen Shops aufbauen. So wie zuvor schon Versace, Armani und Prada. Die großen Ketten von Mango bis H&M würden die alteingesessenen Läden verdrängen. Können sie doch die hohen Mieten leichter erwirtschaften – um ja an den Vorzeigeadressen vertreten zu sein, zahlen sie allerhand.

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Immerhin brachte es das Traditionshaus zuletzt mit seinen 1050 Quadratmetern Verkaufsfläche auf 27 Millionen Euro Umsatz, sagt Eickhoff. Vor sieben Jahren hatten seine Tochter Susanne Asbrand-Eickhoff und sein Schwiegersohn Stefan Asbrandt die Leitung des Unternehmens übernommen – aber Eickhoff senior war an Bord geblieben. Noch heute firmieren er, seine Frau Brigitte und seine Tochter als Geschäftsführer.

 

Kö-Bogen, der Blick am Ausgang von Breuninger

Kö-Bogen, der Blick am Ausgang von Breuninger

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Prachtvolle, kreative Schaufenster jedenfalls – wie man sie sonst am ehesten in Paris findet – , liefert Breuninger bislang nicht. Dort regiert eher kalte Pracht, am Kö-Bogen ist es völlig baum- und vogelgezwitscherfrei. Der Design-Weihnachtsmarkt mit sterilen weißen Häuschen, wie er schon jetzt rund um den neuen Breuninger-Libeskind-Bau angekündigt wird, gruselt mich jetzt schon.

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Ich erinnere mich gut, wie der verstorbene Oberbürgermeister Erwin eine Rede auf Eickhoff hielt. In der beschrieb er, wie er dort als Stammkunde umsorgt wurde. Er durfte mit der „FAZ“ Samstagsvormittags beim Glas Sekt dabeisitzen, wenn seine Gattin die neue Kollektion durchprobierte, schwärmte er. Das war beim Firmen-Jubiläum in der Düsseldorfer Oper um die Jahrtausendwende herum, zu der Eickhoff damals in großem Stil Kunden, Geschäftsleute und Presse.eingelade hatte.

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Die arroganten Verkäuferinnen waren immer verschrien in ganz Düsseldorf – und Umgebung

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Ach, und übrigens, für eins war Eickhoff immer verschrien: Für die Arroganz des Personals gegenüber Kunden, normaler Laufkundschaft. Kaum ein Normalo-Düsseldorder, der da keine persönliche Geschichte auf Lager hat, wie es war, als er mal bei Eickhoff hereinkam…von Verkäuferinnen, die hochnäsige Auskünfte gaben, mit abschätzigen Blicken die Menschen musterten von oben bis unten und völlig ungeniert. Und wie oft haben sich die Verkäuferinnen grob vertan bei der Zahlungskraft der Leute, die sie damit abschreckten. Denn warum soll sich ein Manager oder eine Unternehmerin schick machen, wenn sie Samstags mal eben in die Stadt fährt? Das hat sie gar nicht nötig, zumal sie ohnehin die ganze Woche über fein daherkommen müssen. dem Job zuliebe. Samstags auf der Kö kann man auch einen Bayer-Chef  Marijn Dekkers entdecken. Wenn man genau hinsieht und sich nicht irritieren lässt von dem nicht eben schicken schwarzen Regenmantel und dem Pudel, den er zumindest früher an der Leine führte.

…und apropos Pudel: In einem Punkt waren die Eickhoff-Verkäuferinnen dann doch clever. Als ich mich mal in den laden verirrte und sie meinen Welsh Corgi sahen, jubelten Sie über den netten Hund. Und fragten, zu welcher Rasse der denn wohl gehöre. In schlichteren Geschäften heisst es dagegen regelmässig: „Das ist aber eine nette Promenadenmisschung.“

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Diesen Fragebogen im „Handelsblatt“ beantwortet mir vor neun Jahren Albert Eickhoff – und schickte anschließend eine Dankeskarte auf feinem Büttenpapier und mit Füller handgeschrieben:

17.12.2004: Fragebogen „Arbeitsplatz“ im „Handelsblatt“

ALBERT EICKHOFF: „Man nennt mich Mister Goldfinger“

Albert Eickhoff, 69, hat mehrere Modehäuser zum Beispiel auf der Düsseldorfer Kö und gilt weltweit als einer der zehn wichtigsten Mode-Meinungsmacher.

 

Erklären Sie in einem Satz, was Ihr Unternehmen tut?

Wir verkaufen Mode auf hohem Genre. Wir verkaufen aber auch Träume, denn Einkaufen in unserem Hause ist nicht primär Bedarfsdeckung, sondern vielmehr ein gesellschaftlicher Akt – unser Anliegen: Einkaufen zum Erlebnismachen.

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Wann beginnen Sie mit der Arbeit?

Da ich mich bester Gesundheit erfreue, beginne ich den Tag auf jeden Fall positiv, in der Vorfreude auf die vor mir liegenden Aufgaben und in der Gewissheit, dass es für jedes Problem eine Lösung gibt.

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Tee oderKaffee?

Tea, please….

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Wie würden Sie sich selbst als Chef beschreiben?

Teamorientiert, motivierend, zielorientiert. Eine Mischung aus kühlem Kopf und schnellem Verstand.

… und was würden Ihre Mitarbeiter antworten?

Stimmt!

Was war Ihr erstes Passwort am Computer?

Eines meiner liebsten Privilegien ist es, keinen Computer zu besitzen.

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Was kann Sie in Harnisch bringen?

Alle Formen von Ungerechtigkeit, in denen Willkür und Dummheit die Herrschaft über unschuldige Menschen ausübt.

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Und was bringt andere an Ihnen in Harnisch?

MeinTempo, mein Wille, meine Hartnäckigkeit, meine Treffgenauigkeit.

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Verraten Sie eine Marotte?

Ich gebe zu, eine Vorliebe für Schokolade zu haben …

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Was ist für Sie ein Unwort?

„Null Bock“ – das ist für mich die Flucht ins Negative.

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Was möchten Sie gerne machen, wenn Sie in Ruhestand gehen?

Ich liebe meine Arbeit und werde ihr so lange wie nur vernünftig treu bleiben.

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Wie lautet Ihr Spitzname?

Mr. Goldfinger – angeblich habe ich immer ein Händchen für richtige Trends zur richtigen Zeit gehabt.

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Was zeigt Ihr Bildschirmschoner?

Ich schone niemanden!

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Was würden Sie gern noch lernen?

Ich lerne privat wie beruflich unentwegt und hoffe, dass dieser Prozess, Neues und Interessantes aufnehmen zu dürfen, noch ganz lange stattfindet.

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Welches ist Ihr elektronisches Lieblingsspielzeug?

Ich liebe es, zu Hause in aller Ruhe klassische Musik auf CD zu hören. Das Mobiltelefon ist für mich der direkte Draht zu allen Menschen, die mir etwas bedeuten.

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Wie lange haben Sie gebraucht, um IhrHandy zu beherrschen?

Mit meinem Nokia kann ich nichts anderes als telefonieren. Und das hatte ich sehr schnell begriffen.

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Wem möchten Sie nicht begegnen?

Der Welt nach der Klimakatastrophe.

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Die Fragen stellte Claudia Tödtmann

http://www.handelsblatt.com/unternehmen/management/koepfe/arbeitsplatz-albert-eickhoff-man-nennt-mich-mister-goldfinger/2455460.html

 

 

 

 

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Alle Kommentare [3]

  1. Wünsche Ihnen, den “ Mister Goldfinger “ weiter die goldene Hand für

    den bald folgenden Ruhestand.

    Mit vielen herzlichen Grüßen!

    Der Vater von Ihrer Hildegard Müller-Wichmann.

  2. Ämusant zumindest, dass sich jemand, der sich nie scheute vermeintliche Machtpositionen zu nutzen, nun zu den „strangulierenden Vorschriften der Hersteller und Lieferanten“ äußert.
    Wie war es doch gleich: „Sei Dir immer bewusst dass Du den Menschen, die Du beim Aufstieg triffst, beim Abstieg ein zweites Mal begegnen wirst…“
    Arroganz war schon immer NUR ein Zeichen von Schwäche.
    Und die Schaufenster, die waren schon lange nicht mehr richtungsweisend…

  3. Ich habe damals bei Eickhoff in Lippstadt die Lehre gemacht.
    Zu der Zeit haben mich die Charaktere der Frau und des Herrn Eickhoff beeindruckt.
    …Und mit Verlaub, in dem provinziellen Städtchen, wie Lippstadt, waren die „Damen Verkäuferinnen“ auch schon arrogant. Frau fühlte sich einfach als „was Besseres“, wenn sie bei „Eickhoff“ arbeite.

    Alles Gute!