Business Behave: Halsen Sie mir nicht Ihre Pflichten auf!

 

„Ich bin doch nicht seine Sekretärin“

Eine tolldreistes Stück aus der Reihe „Arbeit wegdelegieren“ erzählte mir gestern die Chefin einer PR-Agentur. Sie war stinksauer und schnaubte „Ich bin doch nicht seine billige Sekretärin.“: Gemeint war ein Branchenkollege, ebenfalls Agenturinhaber, der ihr die Bewerbungsunterlagen einer jungen Frau bei seinem Unternehmen kurzerhand weiterschickte. Ohne jede Ankündigung oder vorherige Absprache. Nur mit den begleitenden Worten „Falls Du jemanden brauchst, ….ansonsten sage ihr bitte ab.“

 

Was ist das, Datenschutz?

Supernummer. Vermutlich wusste die Kandidatin nicht einmal etwas davon, dass ihre doch sehr persönlichen Daten mal so eben durch die Gegend geschickt wurden. An eine unbekannte Adresse, die sie sicher nicht kannte – so als sie eine Ware wäre, ein Sonderangebot am besten. das Wort Datenschutz hatte der freche Agenturchef sicher nicht bedacht – auch wenn er die Aktion noch so gut gemeint hatte.

Doch die Anweisung, die Branchenkollegin solle für ihn der Bewerberin absagen, die ist der Gipfel der Unverfrorenheit.

 

Bewerbungsunterlagen bei Facebook posten

Zum einen halst man Fremden nicht so einfach Arbeit auf, zum anderen bricht er damit das Vertrauen der Bewerberin auf die Diskretion seine Firma – sonst hätte die Dame ihre Bewerbungsunterlagen ja gleich bei Facebook posten können.

 

Im Handumdrehen mit einer – wohlgemeinten – Tat gleich zwei andere Leute in peinliche Situationen bringen

Man stelle sich auch mal diese Situation vor: angenommen, die Agenturbesitzerin hätte der Dame daraufhin ein Angebot gemacht oder eine Einladung zum Vorstellungstermin ausgesprochen – und die Bewerberin hätte diese Agentur nicht gewollt. Warum auch immer, vielleicht einfach weil sie auf dem Land ist und die Dame kein Auto hat. Oder weil sie keine Produkt-PR machen möchte, die da aber vielleicht Schwerpunkt ist. In welch peinliche Lage ist die Bewerberin dadurch dadurch gebracht?

Dass der Agenturchef es gut gemeint hat, mag sein – ein wenig Empathie hätte da geholfen. Wie sagte schon mein Journalismus-Lehrmeister Wolf Schneider: „Gut gemeint ist selten gut.“

 

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Alle Kommentare [1]

  1. Dieser Fall zeigt in sehr bedauerlicher Art und Weise, wie wenig ein Bewusstsein für Datenschutz auch in kleinen und mittelständischen Unternehmen ausgebildet ist.
    Vermutlich würde dieser Eigentümer der Agentur sehr erschrecken, wenn er erfahren würde, welche möglichen Strafen auf sein Verhalten und ihn persönlich lauern.