„Eine kleine unterkritische Größe“ – Gastkommentar zur französischen Frauenquote

schulz-strelow_monika_1Monika-Schulz Strelow, Präsidentin von FidAR – der Initiative für Frauen in die Führungspositionen in Deutschland über den Beschluss der französischen Nationalversammlung für eine Frauenquote für die Führungspositionen in der Wirtschaft. Exklusiv auf wiwo.de im Management Blog:

„Das  Jahrzehnt der Frauen wird durch die Einführung der gesetzlichen Frauenquote jetzt durch  Frankreich eingeläutet  –  und  dies gibt uns neue  Hoffnung. Wir rechnen und bauen darauf , dass die Bundesregierung nachzieht. In drei Jahren soll in Frankreich – als erste Stufe – eine Quote von 20 Prozent erreicht sein, bis 2017 sollen es 40 Prozent sein.

Dass  dieser Beschluss jetzt  aus Frankreich kommt, ist ein starkes Signal. Wir sind positiv überrascht, dass das Gesetz auch in der Konsequenz durchgangen ist.

Zwar gibt es die gesetzliche Frauenquote für Führungspositionen bereits in Norwegen, aber das Land ist zu klein, um eine Vorbildfunktion einzunehmen. Außerdem ist die Wirtschaft dort anders strukturiert als die von Deutschland oder Frankreich.

Norwegen ist besonders radikal dabei: Sie drohen Betriebsstilllegungen an, wenn die Frauenquote nicht erfüllt wird. Nur der norwegische König kann diese Stilllegung dann noch verhindern.

Und was passierte? Manche  Firmen haben umfirmiert, um den Frauen an der Spitze zu entgehen. Aber kein Unternehmen wurde geschlossen, die Industrie hat  Norwegen auch nicht verlassen .Die negativen Befürchtungen, die manche anfangs hegten, sind allesamt nicht eingetreten. Das Gesetz dort wird von der Wirtschaft als Erfolg bewertet.

Doch zurück zur Frankreich: Die Grande Nation hat schon jetzt viel mehr weibliche Führungskräfte als Deutschland:  In französischen Aufsichtsräten sitzen 15  Prozent Frauen,  hierzulande – auf der Anteilseignerseite, und nur die ist vergleichbar – dagegen nur 3  Prozent. Das ist eine kleine unterkritische Größe.

Auch wenn es bei den weiblichen Dax30-Vorständen zumindest einen kleinen Zuwachs gab in 2010 : Mit Margret Suckale bei BASF werden es im Mai dann immerhin fünf Damen sein – gegenüber gut 180 Herren.

Nicht nur die Männer in den Vorständen, auch diese Frauen haben, meine ich, die Verpflichtung, mehr  Frauen in diese Positionen zu bringen. Auch wenn es für sie teils angenehmer sein mag, als einzige Henne im Korb von allen Männern hofiert zu werden.

Monika Schulz-Strelow ist im Hauptberuf Beraterin für internationale Wirtschaftsförderungsgesellschaften und Investoren, die nach Berlin kommen.

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Alle Kommentare [7]

  1. Die frauendiskriminierenden Aktivitäten der „Quotenpropaganda“ ist für Frauen demütigend. Scheinbar sind Frauen zu schwach es selbst zu schaffen, und und zu nichts gut außer für warme Büros auf Führungsetagen. Eine Quote für ALLE Berufe wäre die richtige Message (wenn überhaupt).

  2. … HÄGAR will jetzt eine quote für alles …

    da werden sich die (z.b.) Kanalarbeiterinnen aber freuen !
    das problem ist dass frauen selber nur ungern für weibliche Bossinnin
    arbeiten…

    wir haben in Deutschland bereits eine quote für behinderte.
    findige firmen könnten dann nur noch behinderte frauen einstellen um gleich zwei quoten auf einmal zu erfüllen.

    PS
    REQUIRED : 1 Black – Disabled – Female – Trade unionist !!!

  3. Ich verstehe die Aufregung der Männer nicht: Bisher hatte sich doch auch niemand über die 98%-Männer-Quote in den Dax30-Vorständen beschwert. Reiner Zufall, weil geeignete Kandidatinnen fehlen!? Ohne Quote haben Frauen keine Chance, einen Platz in den geschlossenen Männerzirken zu bekommen!

  4. Ja klar. Ich bin auch der Meinung, dass zu wenig Frauen in der Stadtreinigung arbeiten, oder im Bergbau. Man kann doch nicht ernsthaft behaupten, Frauen seien für Führungspositionen genauso gut wie Männer, aber Kohle fördern sei Männersache? Das wäre eine unterbelichtete Logik.

  5. Zum Thema Frauenquote muss einem ein Umstand besonders auffallen. Warum gibt es so wenige Frauen in naturwissenschaftlichen Studienfächern? Diese Fächer sich schwerer zu studieren, als sozialwissenschaftliche. Und das obwohl es allgemein bekannt ist, daß man mit einem sozialwissenschaftlichen Abschluss schlechtere Job-Chancen hat. Die Frauen haben es also selbst in der Hand für eine höhere Quote zu sorgen, tun es aber nicht. Wir bräuchten viel mehr eine Männerquote bei Erziehern. Es ist wissenschaftlich bewiesen, daß Männer einen wichtigen Einfluss bei der Erziehung von Kindern haben. Darüber hält sich in Deutschland aber Niemand auf. Das Ganze ist eine äußerst einseitige Debatte, die ohne Fundament geführt wird. Gleichwertig qualifizierte Frauen haben die gleichen Chancen wie Männer. Im Übrigen, die Norweger denken darüber intensiv nach, die Quote wieder Abzuschaffen!

  6. In Deutschland kann man nicht über das Thema Immigation wertfrei diskutieren, ohne in die rechte Ecke gestellt zu werden. Ebenso verhält es sich zu dem Thema Geschlechter. Wer hier sachlich argumentiert, wird zu den Sexisten abgeschoben.

  7. René Obermann sagte, es gehe um “kein Diktat einer falsch verstandenen Gleichmacherei, sondern handfeste Notwendigkeit”. Ein Jahr später geht die erste Quotenfrau von Bord. Und die war durchaus karrierebewusst, mehr als mancher Mann…