Gebrauchsanweisung für US-Arbeitgeber: Deadlines sind kein Spaß

Die sieben wichtigsten Überlebens-Tipps bei US-Arbeitgebern – Gastbeitrag von Judith Geiß von The Bridge. Sie ist Beraterin für deutsche Unternehmen, die von  amerikanischen Konzernen übernommen wurden.

 

 

Judith Geiß (Foto: Julia Geiß)

 

An das Duzen im Unternehmensalltag kann man sich gewöhnen

Da kommt der neue Finanzvorstand hinein – und sagt locker, er sei der Peter.“Und du?” Deutsche geraten da schnell ins Schwitzen, wenn sie in eher konservativen Branchen arbeiten und das “Sie” bislang in der Firma Standard war. Dann können schon solche Kleinigkeiten zum echten Ärgernis werden.

Unternehmen sollten lieber einheitliche Regeln schaffen. Bei einem amerikanischen Arbeitgeber sind das: die amerikanischen. Denn das “Du” und “Sie”-Gehabe der Deutschen kann kein Amerikaner nachvollziehen. Man darf also erst den Vornamen benutzen, wenn der jeweils Ältere es einem angeboten hat? Zu kompliziert.

 

Casual Friday – einfach mitmachen

Wenn freitags ein jemand im Pullover und Jeans hinein kommt und fragt, bei wem er jetzt einen Termin hat, sollte man auf der Hut sein – es könnte ein Vorstand sein, der dem Casual Friday huldigt.

Klar, die Arbeitskleidung untermauert den Status. Deshalb kann es befremdlich sein, den Chef scheinbar in einem Freizeit-Outfit zu sehen. Es hebt ihn ein bisschen von seinem Sockel.

Aber solange das für ihn ok ist, lautet die Devise: Einfach mitmachen und sich drauf freuen, freitags legerer gekleidet zur Arbeit zu gehen.

Und wahrscheinlich fällt einem das mit dem “Du” auch viel leichter, wenn der Chef plötzlich wie einer wirkt, der vor dem Kino neben Ihnen in der Schlange stehen könnte.

 

Kaufen Sie sich eine Uhr mit der Zeitangabe der amerikanischen Kollegen

Wo die Rückmeldung vom Kollegen in den USA bleibt? Ach ja, da war ja was… Die Zeitverschiebung. Gerade bei eiligen Themen geht das schnell mal unter. Dass man einen gewissen Zeitintervall vorab in Abläufe einplanen muss, wird erst mit der Zeit zur Routine. Deshalb: Was hilft: Sich eine Uhr kaufen, die anzeigt, wie spät es gerade bei den US-Kollegen ist. Dann wissen Sie auch, dass Sie um 16 Uhr keine wichtigen Termine mehr in den Kalender eintragen sollten, sondern im Gegenteil ein Zeitfenster freihalten – denn da trudeln die E-Mails von “drüben” ein.

 

Kurze Fristen sind für US-Firmen normal – Deadlines sind ernst gemeint

Amerikaner lieben Fristen. Und sie untermauern sie gern nicht nur mit einem konkreten Datum, sondern oft sogar mit einer Uhrzeit. Manchmal finden sich dann auch Abkürzungen wie “eoB”. Das bedeutet “end of Business day” – und nein, damit ist nicht der deutsche Arbeitstag gemeint, sondern der amerikanische. Weshalb eben eine Weltzeituhr angeraten ist.

Ach, und übrigens: Wenn eine Frist gesetzt wurde, dann steht sie felsenfest. Sie mal eben zu verschieben lässt Amerikaner ziemlich grantig werden.

 

Arbeiten an Feiertagen? Normal

Deutsche Feiertage sind nichts, was  Amerikaner auf den Schirm haben, wenn sie Deadlines setzen. Vielen ist es schon passiert, dass sie am ersten Mai eine wichtige E-Mail aus den Vereinigten Staaten bekamen, sie erst am nächsten Tag sahen und beantworteten – und dann erstaunt die Reaktion zurückkam: “Was, schon wieder ein Feiertag?”

Die Devise: Nicht grämen, lieber sich gedanklich darauf einstellen. In heißen Phasen muss man halt auch an Feiertagen ran.

 

Vokabel-Liste mit dem Wording der Branche

“FYI” kennt man ja noch, “asap” auch – ebenso wie fyi “for your information” und asap “as soon as possible”. Aber wie steht es mit SOX, US-GAAP und SEC?

Wer mit Buchhaltung und Bilanzen zu tun hat, sollte diese Vokabeln verinnerlichen. Wenn diese Worte in Gesprächen auftauchen und nimmt man es anfangs noch nicht übel, wenn sie nicht verstanden werden. Aber spätestens beim zweiten Mal sieht man  hochgezogene Augenbrauen. Denn das ist, als könnte man in den Finanzabteilungen nichts mit dem Kürzel HGB anfangen.

Am besten: Eine Liste anlegen mit den unbekannten Vokabeln, statt mehrfach nachzufragen.

 

Telefonieren und Skypen mit US-Kollegen – so oft wie möglich

Läuft man sich nicht täglich auf dem Flur über den Weg, verbreiten sich Gerüchte noch schneller. Dann rottet sich das “Team Deutschland” gegen “die da drüben” zusammen und es ist ein bisschen wie auf dem Schulhof.

Die besten Erfolge kamen heraus, wenn die Mitarbeiter in Deutschland immer wieder mit ihren amerikanischen Kollegen redeten – auch bei kleinen Fragen. Denn man kann sich echauffieren: “Was? Wie ist das denn jetzt schon wieder gemeint?” und dann 20 Minuten mit den Büro-Kollegen darüber meckern und lästern – man kann aber auch einfach ein kurzes Skype-Meeting ansetzen und die Sache klären.

Wer eine E-Mail auf Englisch bekommt, die er nicht 100ig versteht, sollte nicht Kollegen fragen und gemeinsam rätseln: Ist das nun so gemeint – oder doch eher so? Besser gleich via Skype den Absender in den USA anrufen und die Sache klären.

Bei einem Kunden kam in so einem Fall heraus: Der Amerikaner hatte sich beim Versenden geirrt und eigentlich jemand mit dem gleichen Nachnamen erreichen wollen.

So kann eine E-Mail, die für jemand ganz anderen gedacht ist, zwei Menschen mit jeweils voller To-do-Liste minutenlang beschäftigen – und von viel Wichtigerem abhalten.

https://www.wiwo.de/erfolg/management/interim-manager-bei-uebernahmen-hilfe-auf-einmal-ist-alles-amerikanisch/13020728.html

http://www.thebridge-online.com/blog

 

 

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Alle Kommentare [1]

  1. Einfach nicht den Artikel beachten. US-Amerikaner sind auch lernfähige Menschen… durch Hofieren wird das allerdings nicht erreicht