Kundenorientierung der Deutschen Bahn? Wenigstens die geschuldete Leistung erbringen, wäre schon mal gut

Stellen Sie sich vor, Sie bestellen im Restaurant ein Schnitzel, der Teller wird Ihnen gebracht, Sie beginnen zu essen und kaum dass Sie die Hälfte gegessen haben, nimmt Ihnen der Kellner den Teller weg. Und er nötigt Sie: Sie sollen jetzt das Lokal verlassen, man bräuchte jetzt Ihren Sitzplatz. Das, obwohl es draußen gerade regnet und stürmt.

Keine Rede von Geld-Erstatten, Entschuldigungen, Schadenersatz, Gutscheinen oder ähnlichem. Raus, aber dalli.

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Wenn Sie sich dann an nächsthöherer Stelle anschließend beschweren, kommen statt Entschuldigungen noch Ausreden wie „Sicherheitsbedenken“ wegen Überfüllung. Und Gefasel von „zugespitzter Situation“ – so als seien viele zahlende Kunden auf einen Schlag eine Art Schicksalsschlag, eine Naturkatastrophe quasi.

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Sie denken, das gibt´s nicht? Weit gefehlt. In Berlin musste jetzt eine junge Mutter unter Tränen mit ihrem 18 Monate alten Baby einen Zug der Deutschen Bahn verlassen. Genötigt von der Bundespolizei und auf Geheiß eines Zugbegleiters. Denn es waren nach und nach immer mehr Leute zugestiegen und wurde eng und enger. Doch statt zusätzliche Züge einzusetzen, pickte sich der Bahn-Angestellte ausgerechnet eine Mutter mit Kind heraus, weil angeblich der Kinderwagen im Weg stehe. Obwohl die Frau eine gültige Fahrkarte besaß, also für die Fahrt – die Dienstleistung – bezahlt hatte, um die sie von dem Dienstleister gebracht wurde. http://www.tagesspiegel.de/berlin/mutter-musste-in-hennigsdorf-aussteigen-bahnkunden-sind-ueber-schaffner-empoert/9204666.html

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Dann üben also – mindestens – zwei Männer solch einen massiven Zwang auf eine einzelne junge Frau mit Kind aus und finden es selbstverständlich, sie um das zu bringen – ersatzlos und ohne, dass sie sich irgendetwas hat zuschulden kommen lassen -, für das sie bezahlt hat.

US-Fluggesellschaften, die dringend freie Sitze im Flieger brauchen, handeln die ihren Fluggästen wenigstens ab und bieten ihnen Geld an, bis irgendjemand nicht mehr widerstehen kann. Aber das ist freiwillig, das Angebot geht an alle und niemand wird rausgeworfen, weil er auch noch eine Frau ist. Und ein Baby dabei hat. Mithin schutzbedürftiger ist als andere.

Könnte sich die Bahn nicht zu solchen Vorgehensweisen bequemen? Wenn sie es schon nicht schafft, genug Züge einzusetzen, wenn sehr viele Kunden kommen?

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Anders ausgedrückt: Welchem Restaurant würde man es nachsehen, wenn es von 20 Leuten Essens-Bestellungen annimmt, das Geld schon mal von allen kassiert, dann einigen Gästen den halb vollen Teller wieder wegnimmt und sie bei Sturm und  Regen vor die Tür jagt? Und dann auch noch ausgerechnet den Gast, der den meisten Schutz braucht – ein Mensch im Rollstuhl beispielsweise?

Kundenorientierung kann man das nicht nennen. Anstand, Business Behaviour oder Fairness erst recht nicht. Wie wäre es mit Diskriminierung, Nötigung und Verletzung der Fürsorgepflicht?

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Ähnliche Vorfälle mit Mitarbeitern der Deutschen Bahn:

Der Feind im Unternehmen – überkorreckte Mitarbeiter: http://blog.handelsblatt.com/management/2008/10/22/der-feind-im-unternehmen-uberkorrekte-mitarbeiter-bei-der-deutschen-bahn/#more-504404

Die Bahn fordert Geld – für gar keine Leistung: http://blog.handelsblatt.com/management/2008/09/01/die-bahn-fordert-geld-fur-gar-keine-leistung/

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