Verdeckte Preiserhöhungen sind sieben Todsünden auf einmal, meint Marketing-Expertin Sabine Hübner

Verdeckte Preiserhöhungen sind sieben Todsünden auf einmal

Wir leben in einer Zeit, in der sich nicht nur die Preise aufblähen, sondern auch die Abgründe der Markenführung. Statt 500 Gramm in einer Packung nur noch 400, mindestens zum gleich  hohen Preis und ansonstens genauso aufghemacht wie vorher. Das Mooto: Mekrt doch keiner. Manch eine vermeintlich clevere Krisenstrategie gefällt dem König Kunden aber so gar nicht und führt schlimmstenfalls direkt in die Social-Media-Hölle…

 

Sabine Hübner (Foto: C.Tödtmann)

 

Inflation: die Preise steigen.

Shrinkflation: die Brötchen werden kleiner.

Skimpflation: die Kassenschlangen werden länger.

Daran ist nichts neu außer dem Wörtchen shrink, das für Schrumpfen steht, und skimp für Knausern. Dass hohe Kosten für Energie, Logistik, Rohwaren, Verpackungen, Mitarbeitende und unterbrochene Lieferketten die Unternehmenskassen belasten, ist nicht erstaunlich. Doch: Muss sich das wirklich alles so irrsinnig aufschaukeln? Die Preise? Die Presse über die Preise? Die Stimmung auf Twitter, Reddit und in der Kassenschlange bei Rewe, Aldi, Obi?

Ja, muss es wohl. Ich bin zwar keine Religionsexpertin, aber es sieht doch ganz danach aus, dass die schlimmsten Skimpflater alle sieben Todsünden auf einmal bedienen. Und sich damit in einen uralten und sehr erfolgreichen Fundus für finstere Geschichten einreihen – oder, was meinen Sie dazu:

1. Superbia: Hochmut

Ist es nicht anmaßend, wenn Hersteller 500-Gramm-Packungen kleinschrumpfen auf 400 oder gar 280 Gramm und glauben, Oma Frieda merkt das nicht?

2. Avaritia: Habgier

Riecht es nicht nach Gier, wenn auch die Unternehmen trittbrettfahrermäßig ihre Preise erhöhen, die gar keine höheren Kosten haben?

3. Luxuria: Begehren

Es ist doch auch nicht erstaunlich, wenn der Kunde, der für sein Geld nicht mehr die begehrten 20 Ladungen aus der Waschpulverpackung bekommt, sondern nur noch 18, dem 28 Blätter Klopapier auf der Rolle fehlen und fünf Doritos in der Tüte…

4. Ira: Zorn

… sauer ist, stinksauer…

 

5. Gula: Maßlosigkeit

… über die und endlose Maßlosigkeit der Preissteigerungen…

 

6. Invidia: Neid

… die, aus der Perspektive der Händler, nicht zuletzt deshalb durchgesetzt werden, weil man den größeren Kuchen nicht einfach den Mitbewerbern überlassen will…

 

7. Acedia: Faulheit

… und weil man hofft, dass die Kundschaft ihren Marken aus purer Bequemlichkeit trotzdem treu bleibt?

Nein: tut sie nicht. Skimpflatern verzeiht die Kundschaft nicht. Abgezogene (Ex-) Markenfans lassen keine Hölle aus – Twitter, Reddit, Kassenschlange – um ihre Ex-Lieblingsmarken darin kohlrabenschwarz zu schmoren. Storytelling ist eben nicht nur die Geheimwaffe des Marketings – sondern auch die der Kundinnen und Kunden.

Was hilft? Weg mit den faulen Tricks. Stattdessen: Fairness. Transparenz. Kundenliebe. Auch die macht Kunden Lust darauf, gute Stories weiterzuverbreiten. Brand-Love-Stories. Die gibt es zum Glück ja auch noch.

 

 

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