Lesetipp:
„3 von 10 Mitarbeitern von Mittelständlern nachlässig mit IT-Sicherheit im Home Office“ schreibt mein WirtschaftsWoche-Kollege Michael Kroker in seinem sehr interessanten Blog Kroker’s Look @IT. Und weiter: Kleine und mittlere Unternehmen tragen eine Mitschuld bei Security-Lücken im Heimbüro, da nur 57 Prozent der Mitarbeiter eine IT-Sicherheitsschulung erhalten haben. Oder dass Familienmitglieder in den Küchen-Homeoffices natürlich oft vertrauliche Telefonate mithören und Geschäftsunterlagen sehen.
Wie sollte es auch anders sein? Das Thema IT-Sicherheit in den einzelnen Homeoffices ihrer Leute hat nach meinem Eindruck noch kein Unternehmen interessiert, jedenfalls solange die Arbeit trotz Pandemie weiter fluppt – egal wo.
Ebenso wenig die ungeeigneten Homeoffice-Stühle, die den Osteopathen längst prima Einnahmen bescheren. Im Gegenteil, das Erzbistum Köln feuerte seine langjährige Justiziarin sogar mit der Begründung, dass sie den Bürostuhl ins Homeoffice mitgenommen hatte. Das Arbeitsgericht Köln gab vergangene Woche der Frau recht.
Und bei dieser Gelegenheit: wenn jeder fünfte Mitarbeiter sich laut der Umfrage des IT-Unternehmens Avast schon absichtlich IT-Sicherheitsrichtlinien umgangen hat, um seine Arbeit zu erledigen, kann ich mir dafür auch Gründe vorstellen, die keine IT-Sicherheitsschulung im Vorhinein beheben kann. Zumal wenn erheblicher Zeitdruck herrscht. Wenn man alleine abgeschieden zuhause mit der Technik kämpft, keinen IT-Support vor Ort hat und sich nur noch fragt, was mehr Ärger gibt: Sicherheitsverstöße oder nicht eingehaltene Termine und Fristen.

Homeoffice (Foto: C.Tödtmann)
Provisorien aus der Not – und unterm Strich ungeeignet als Büro
Was bei der ganzen Thematik geflissentlich übersehen wird: Es gibt viele Homeoffices, die tatsächlich nur Provisorien sind und die ausschließlich aus der Notlage heraus entstanden – und die eben keine Offices sind. Und unterm Strich ungeeignet.
Wenn Top-Manager und Führungskräfte selbst großzügige Wohnverhältnisse haben und die Häuslebauer auf dem Land mit genug Platz für ein eigenes Arbeitszimmer haben, so haben normale Angestellte noch lange nicht dieselben günstigen Arbeitsumstände. Und dass die Pendler – also auch die Häuslebauer in den Speckgürteln der Städte – vehement ihre Homeoffices verteidigen, ist bei ihrer Zeitersparnis auch klar.
Großzügige Mitarbeiter – und trotzdem angeprangert
Doch ein Grund, um die Mitarbeiter für all diese Missstände anzuprangern, obwohl sie ihre Küche oder Wohnzimmer den Firmen großzügig zur Verfügung stellen – ohne dass sie im Gegenzug dafür etwas zur Miete dazu bekommen – ist das nicht.
Zumal IT-Schulungen diese Probleme gar nicht lösen. So lange die Unternehmen sich nicht wirklich dafür interessieren, unter welchen Bedingungen ihre Mitarbeiter ihre Arbeit erledigen müssen ist und bleibt das Homeoffice ein Provisorium mit vielen Defiziten. Eigentlich zeigt diese Umfrage vor allem eins: dass die Unternehmen Heimarbeitsplätze zum Nulltarif wollen – denn Heimarbeitsplätze mit ihren gesetzlichen Anforderungen und Mietzuschüssen sind meistens teurer als die früheren in den Büros vor der Pandemie.
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