Ein Teller Käse-Lauch-Suppe mit Foris-CEO Hanns-Ferdinand Müller, den „keiner mehr weg kriegt aus dem Rheinland“

„Ich schenke Ihnen meine Meinung“

 

Hanns-Ferdinand Müller (Foto: C.Tödtmann)

 

Hanns-Ferdinand Müller hat eine sehr charmante Angewohnheit: nach persönlichen Treffen schickt er dem anderen immer einen Brief, mit Füllfederhalter geschrieben. Das ist quasi sein Markenzeichen, ungewöhnlich genug. Oder eher: eins seiner Markenzeichen. Der bekennende Kölner – man sieht´s auf seinen Facebook-Posts und an seiner Handy-Hülle aus Filz mit einerm Kölner Dom darauf. Sein O-Ton: „Mich kriegt keiner weg aus dem Rheinland.“ Müller ist der Vorstandsvorsitzende von Foris, dem Marktführer und Pionier in Deutschland für Prozessfinanzierung. Die Bonner Gesellschaft bezahlt Privatleuten, aber auch Unternehmen, die Kosten von Rechtsstreitigkeiten für Sachverständigengutachten, Anwalts- und Gerichtskosten. Gewinnt der Foris-Kunde irgendwann der Prozess, bekommt der Prozessfinanzierer rund 30 Prozent von der erstrittenen Summe.

 

Akzeptieren oder tolerieren – ein entscheidender Unterschied

Als wir uns im „Beethoven“ trafen, der einstigen Kultkneipe im Düsseldorfer Szene-Viertel Flingern, bestellte sich Müller eine Käse-Lauch-Suppe. Schnell wurde er fast philosophisch: Er erklärte mir den Unterschied zwischen „akzeptieren“ und „tolerieren“. Im ersten Fall nimmt jemand eine Meinung an. Im zweiten Fall erträgt, erleidet, erduldet man sie. Darin käme Demut und Respekt zum Ausdruck, sagt Müller. Zum Beispiel: Man habe ja auch Freunde, die eine andere Meinung haben als man selbst – und die erträgt man dann.

 

 

Nicht mehr zu streiten, bedeutet Wertschätzung entziehen

Und so philosophisch geht es weiter: Wenn man mit jemand streite, müsse man es sportlich sehen, findet der Kölner. Denn: Erst wenn man nicht mehr mit jemandem streitet, entziehe man ihm die Wertschätzung.

Das ist ungefähr so mit den Mitarbeitern, die ihren Vorgesetzten irgendwann aufhören zu widerspechen. Die nur noch gehorchen, um Ruhe zu haben oder weil es sowieso zwecklos ist wg. beratungsresistenten Hierarchen. Denjenigen Führungskräften, die irgendwann die falsche Abbiegung genommen haben und seitdem davon überzeugt sind, immer recht zu haben – alleine weil sie Vorgesetzte sind. Die jegliche Entgegenung für eine Art unzulässigen Frevel halten. Die alljährliche Gallup-Umfrage mit ihren niederschmetternden Ergebnissen läßt grüßen.

 

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Man schenkt einem anderen seine Meinung

Doch zurück zu Foris-Chef Müller, der mir – dazu passend – erklärt: Man „schenkt jemand anderem seine Meinung“ – und das ist eben nicht selbstverständlich.

Er selbst streite sich gerne – im Sinne von Diskutieren. Dumm nur, dass es schon als aggressiv verstanden wird, wenn man eine andere Position bezieht, bedauert er, der in seiner Laufbahn nicht nur Manager, sondern auch etliche Jahre Unternehmensberater bei renommierten Adressen wie Kienbaum oder Goetzpartners war.

 

Käse-Lauch-Suppe im „Beethoven“ (Foto: C.Tödtmann)

 

Ein Enthüllungsbuch der besonderen Art: Über die wahren Bremsklötze der Gleichstellung von Frauen

In diesen Jahren hat er die Erfahrungen gesammelt, die er nun in ein Buch einfliessen lassen will. Über nichts Geringeres als die wahren Bremsklötze und Verhinderer der Gleichstellung von Frauen. Ein Enthüllungsbuch der besonderen Art, für das auch ich mich brennend interessieren werde, wenn´s soweit ist.

Ganz sicher soll darin diese Anekdote vorkommen, die mir Müller berichtet: Als er vor zehn Jahren noch beim RWE-Konzern als Vorstand einer Tochtergesellschaft arbeitete, machte ihm ein Kollege nach den ersten drei Glas Wein – etwas beschwipst – eine erstaunliche Offenbarung: „Mensch, Du bist ja ein cooler Typ. Du hast echt Eier in der Hose, dass Du hier seit Jahr und Tag zum jährlichen Treffen Deine Freundin mit bringst.“

Müller stand auf dem Schlauch, erzählt er. Und dass er ein wenig Zeit brauchte, bis er kapierte, was der Kollege mit Mitte 50 irrtümlicherweise glaubte: Dass die Frau, die Müller begleitete und am Damenprogramm teilnahm, aber nicht Müller hieß, seine Geliebte sein müsse.

Dabei: Es handelte sich durchaus um seine angetraute Ehefrau, doch die hatte ihren Mädchennamen auch nach der Heirat behalten. Und genau das lag außerhalb der Vorstellungskraft des Kollegen.

 

 

 

 

 

 

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