Fragebogen „Nahaufnahme“ mit Musiker Rudi Esch, der gerne den Soundtrack für den nächsten Tarantino-Film machen würde

Den Fragebogen „Nahaufnahme“ beantwortet Rudi Esch, Autor und Musiker, Bassist der Industrial-Band Die Krupps und Music Consultant. 

 

Rudi Esch (Foto: Privat/John M. John)

 

Erklären Sie in einem Satz, was Ihr Unternehmen tut.

Über 25 Jahre lang war ich der Bassist für die Gruppe Die Krupps und verbrachte so die gesamten 90er Jahre in Studio und Tourbus. Mit meinem ersten Buch, in dem es 2014 um die Elektronische Musik aus Düsseldorf ging, folgte der Vorzeichenwechsel hin zum Autor. Ich schreibe Bücher über Musik, bin Berater für Musikprojekte, stelle CD-Compilations zusammen und lade jedes Jahr im Oktober zu einer Conference über ein bestimmtes Musikthema nach Düsseldorf ein. Ich schreibe abwechselnd für einen deutschen und einen englischen Verlag, meist in Form einer Oral History. Das sind Bücher, die in wörtlicher Rede geschrieben sind. Immer geht es um eine besondere Zeit an einem bestimmten Ort, an dem nur diese Musik entstehen konnte. Rezeption, Diskurs und das künstlerisch Wertvolle in der Musik sind heute meine Themen.

 

Womit beginnt Ihr Tag?

Um 6.30 Uhr mit einer Tasse Pfefferminztee. Sobald die Kids zur Schule sind, sitze ich mit feinem Bohnenkaffee bewaffnet für zwei Stunden an meinem Schreibtisch. Danach folgen aushäusige Termine, wenn ich nicht ohnehin, wie so oft, auf Städtereise bin. Die Kontakte und das Netzwerk für die spezifischen musikalischen Themen sind das Wichtigste für jedes neue Projekt. Die Menschen und die Musik müssen mich überzeugen, dann kann am Ende ein Buch daraus entstehen. Für die Schreibphasen bin ich an meinen Schreibtisch gefesselt oder bevorzugt an meinen Steharbeitsplatz in der VinylBar, meinem Refugium aus Bassgitarren und schwarzem Gold – das sind meine Schallplatten.

 

Was unterscheidet Sie als Chef von anderen Chefs im Auftreten und im Behave?

Ich bin zwar mein eigener Chef, aber sonst kein Chef im eigentlichen Sinne. Ich bin Freiberufler und habe alle Projekte allein zu verantworten. Ich arbeite für Buchverlage, Plattenfirmen, kulturelle Einrichtungen und andere Künstler. Für jedes Projekt habe ich einen festen Projekt-Partner und einige Freelancer, die mir zuarbeiten. Da ich 25 Jahre lang mit meiner Band Die Krupps durch die Welt gereist bin, erwartet man unkonventionelle Arbeitsmethoden, viel Spaß und Rock’n’Roll. Die größte Irritation besteht dann meist darin, zu sehen, dass ich es gut schaffe, pünktlich zu Terminen zu erscheinen, Kalkulationen zu erstellen und eine Penibilität an den Tag legen kann, die zuweilen erschreckt.

 

… und was würden Ihre Mitarbeiter darauf antworten?

Für das Team, mit dem ich arbeite, erscheint meine Arbeit im besten Fall so, als würde mir alles leicht von der Hand gehen und in gewisser Weise zufallen. Erst im zweiten Schritt erkennt man Planung und Struktur. Es wird gemunkelt, ich sei zumeist doch nicht so locker und von dem erwarteten Betriebs-Credo Sex and Drugs and Rock’n’Roll blieben zu oft nur die beiden Wörtchen ‚und‘ übrig.

 

Tee oder Kaffee?

Erst Tee, dann Kaffee. Nachmittags Kaffee. Abends Tee.

 

Ihr Spitzname ist…?

Rudi. Alle sagen Rudi. Das funktioniert auf englisch, wie auf deutsch. In jeder Sprache gibt es einen Rudi, und am Ende des Tages ist der Name doch so selten geworden, dass ich in Düsseldorf meinen Nachnamen fast auch weglassen könnte.

 

Verraten Sie eine Marotte.

Plastiktüten mehrfach verwenden. Altpapier sammeln und wegbringen. Am
Telefon Aloha, anstatt Hallo zu sagen.

 

Was bringt Sie in Harnisch?

Ungenauigkeit.

 

…und was bringt andere an Ihnen in Harnisch?

Genauigkeit.

 

Was möchten Sie gerne in Rente machen?

Der Tag, an dem ich in Rente gehe, ist der Tag an dem ich nach Hawaii fliege, mir bei Ankunft eine Blumenkette umlegen lasse und in einer Art Freizeitdress die Gegend mit der Kamera erkunde.

 

Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?

Kreativität. Vor allem das Talent, zeichnen oder singen zu können.

 

Auf welche drei Dinge könnten Sie niemals verzichten?

Meinen Ring. Meinen Bass. Meine Zahnbürste.

 

Wenn Sie für einen Tag den Job von jemand anderem übernehmen könnten –
welcher wäre das?

Ich würde für mein Leben gern die Musik aussuchen, die in Filmen verwendet wird. Nicht die Musik zu schreiben, sondern die bestehenden Titel auszusuchen, die die Szenen dann perfekt untermalen, bestärken oder konterkarieren. Music Supervisor for film. For the next Tarantino movie. For one day. That would be my perfect dream.

 

 

(Foto: Privat/John M. John)

 

 

 

Buchauszug Krupps-Gründer Rüdiger Esch: „Electri_city. Elektronische_Musik_aus_Düsseldorf“

 

 

 

 

 

 

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