Wenn Mitarbeiter nicht zu unserer Firma kommen, gehen wir eben zu ihnen – Vier Fragen an T.Con-Chef Karl Fuchs

Vier Fragen an T.Con-Geschäftsführer Karl Fuchs: Wir eröffnen neue Standorte, um Mitarbeiter anzuwerben oder um sie von der lästigen Fahrerei zu befreien.

Was tun, wenn Angestellte für ihren Arbeitgeber nicht quer durch die Republik ziehen wollen oder können? Wegen der Familie etwa. Oder weil Umziehen oder Pendeln zu teuer wäre oder zu nervenaufreibend? Vier Fragen dazu an Karl Fuchs, den Mitgründer und CEO der IT-Dienstleisters T.Con aus Plattling bei München. Sein SAP-Beratungsunternehmen hatte genau dieses Problem. Mitten in der Expansion und in Zeiten des allseits beklagten Fachkräftemangels. Fuchs´ Lösung: Nicht nur eine einzige Zentrale, sondern daneben viele kleinere Büros verteilt durch Deutschland. Je nachdem wo die gesuchten, seltenen Köpfe leben und auch nicht weg wollen. Das kann mal Passau, Hamburg, Regensburg, Berlin oder Villingen-Schwenningen sein.

 

Karl Fuchs

 

Herr Fuchs, Sie haben gerade ihren siebten Standort eröffnet – in Passau. Ausgerechnet dort können Sie  Mitarbeiter anheuern, die sie dringend brauchen?

Wenn wir die Mitarbeiter nicht anders bekommen, folgt ihnen eben die Company und nicht umgekehrt.Sie arbeiten meistens ohnehin bei den Kunden – in ganz Deutschland und weltweit. Im Falle Passau war es so, dass wir zehn Mitarbeiter haben, die bis vor kurzem täglich zwischen Passau und Plattling pendeln mussten. Das ist nervig, zeitraubend und auch nicht gesundheitsfördernd. Durch die vielen Baustellen auf der A3 verlängerte sich die Fahrzeit immer weiter und die Leute saßen sicher zwei Stunden täglich im Auto, macht zehn Stunden in der Woche, 40 im Monat. Sinnlos vertane Lebenszeit. Das sehe ich auch, bevor die ersten ans Wegwechseln denken.

 

Und funktioniert das?

Es spielt keine große Rolle, wo unsere Büros sind. Unsere Leute entwickeln häufig Konzepte oder Software direkt beim Kunden im Einsatz, die sitzen ohnehin überall in Deutschland. Trotzdem müssen sich unsere Mitarbeiter ja auch irgendwo begegnen. Auch deren Leben ist schöner, wenn sie echte Kollegen haben und nicht nur virtuelle Begegnungen.

 

Rechnet es sich denn für Sie als Arbeitgeber, immer wieder neue Standorte zu eröffnen, weil sie für einzelne Mitarbeiter angenehmer sind? 

Erstens verschwenden unsere Leute nicht mehr so viel Lebenszeit im Auto. Und es rechnet sich tatsächlich: Es macht sie produktiver. Es steigert auch ihre Loyalität zu unserer Firma, wenn wir ihnen so einen hohe Wertschätzung erweisen und ihnen entgegenkommen. Für viele ist so eine Ersparnis an Anfahrtszeit und -kosten wichtiger als eine Gehaltserhöhung.

 

Und sie bekommen Mitarbeiter, für die Sie sonst gar nicht als Arbeitgeber in Betracht kämen? Weil Hamburger eben doch nicht nach Bayern und auch Berliner nicht weg wollen? Auch nicht für die Karriere?

Ich liebe Plattling, die Region, in der ich auch lebe und muss akzeptieren, wenn es anderen ebenso geht und sie ihre Heimat nicht aufgeben wollen.

Im Falle von Passau kam der Vorschlag von zehn Mitarbeitern, dort ein Büro aufzumachen: Wir Geschäftsführer haben drüber nachgedacht und sechs Monate später haben wir mit Weißbier und vielen Gästen die Einweihung gefeiert.

Zumal: Uns hilft als Unternehmen so ein Standort vor allem beim Recruiting. In Passau beispielsweise gibt es eine Universität und eine IT-Schule und somit viele junge Menschen, die für uns als Bewerber interessant sind.

 

 

Lesetipp: https://amp2.wiwo.de/politik/deutschland/stau-mythen-manchmal-nehmen-verkehrsplaner-stillstand-bewusst-in-kauf/25381156.html?social=twitter&Echobox=1577972711&__twitter_impression=true

 

 

 

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