Den Fragebogen „Nahaufnahme“ beantwortet mit Experimenta-Chef Wolfgang Hansch, den Respektlosigkeit ärgert

Den Fragebogen „Nahaufnahme“ beantwortet Wolfgang Hansch, Geschäftsführer von Deutschlands größtem Science Center. Es heißt Experimenta, sitzt in Heilbronn und nennt sich selbst gerne Mitmachmuseum: Dazu gehören etwa ein Science Dome – ein Planetarium und Wissenschaftstheater in einem -, eine Sternwarte und ein Laborbereich inklusive Schülerforschungszentrum 

 

Wolfgang Hansch (Foto: Presse)

 

Erklären Sie in einem Satz, was Ihr Unternehmen tut.

Die Experimenta in Heilbronn verwandelt ihre Besucher in Weltentdecker und -erforscher, indem sie interaktiv mit modernen Medien und motivierender Didaktik Erkenntnisse aus Wissenschaft und Technik vermittelt.

 

Womit beginnt Ihr Tag? 

Spätestens um 6.30 Uhr mit der örtlichen Tageszeitung „Heilbronner Stimme“, Fachartikeln und Frühstück – möglichst in Ruhe. Gegen acht Uhr bin ich dann im Büro, manchmal auch früher.

 

Wie würden Sie sich selbst als Chef beschreiben?

Ich kann gut zuhören, habe einen trockenen Humor und Hang zur Ironie. Das hat mir insbesondere in der schwierigen Bauphase unseres neuen Gebäudes sehr geholfen. Ich selbst würde mich als rationalen Kopfentscheider, der über eine emotionale Basis verfügt, charakterisieren. Und ich habe pedantische Züge, in fast jeder Unterlage, die ich vorgelegt bekomme, sind bei der Rückgabe Korrekturen.

 

… und was würden Ihre Mitarbeiter darauf antworten

Eine Kollegin sagte mir mal zum Abschied: Sie waren für mich ein sehr inspirierender Chef, aber jetzt ist es auch Zeit andere kennenzulernen. Dies fand ich sehr ehrlich.

 

Tee oder Kaffee?

Ganz klar Kaffee!

 

Ihr Spitzname ist…?

Von Hanschi über Langer bis Wölfi gab es schon mehrere. Durchgesetzt hat sich glücklicherweise keiner.

 

Verraten Sie eine Marotte.

Da gibt es einige: Vom Hang zur Kontrolle bis zur stets offenen Zahnpastatube im Bad…….Und ich schaffe es zu meinem eigenen Ärger oft nicht, dass ich kontinuierlich meinem Terminkalender so organisiere, dass mein Sporttermin klappt: Denn einmal in der Woche betreibe ich in einer Gruppe Männergymnastik unter Anleitung mit abschließendem Ballspiel gegeneinander.

 

Was bringt Sie in Harnisch?

Über Unehrlichkeit, Respektlosigkeit und Schaumschlägerei kann ich mich innerlich richtig aufregen, man merkt es mir aber kaum an. Ich mag keine Choleriker. Es gibt eine negative Korrelation zwischen „Sich aufregen“ und „Hirn gebrauchen“.

 

…und was bringt andere an Ihnen in Harnisch?

Vielleicht, dass ich meine Arbeit nie als Last empfunden habe und ich manchmal in dem Irrglauben lebe, dass dies bei anderen auch so sein müsse.

 

Was möchten Sie gerne in Rente machen?

Natürlich Reisen, um neue Welten zu entdecken – Neuseeland, Tibet und die Antarktis stehen ganz oben auf meiner Liste. Ich würde gerne ein Buch schreiben, zusammen mit meiner Frau Klavierspielen lernen sowie Kultur- und Sportveranstaltungen ohne Zwänge im Terminkalender genießen. Dann würde ich mehr Zeit mit meinen Enkeln und der Fotografie verbringen. Und damit es nicht langweilig wird, einen kleinen Job, der einen geistig fordert, aber nicht so viel operative Verantwortung aufbürdet, ausüben.

 

Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?

Wenn es mal privat oder beruflich nicht so gut läuft, schätze ich besonders Menschen mit Empathie. Verfügen Zeitgenossen außerdem über einen interessanten Lebenslauf und eine Prise Ironie, sind sie mir sehr sympathisch. Wer Ideen ohne Selbstbeweihräucherung verfolgt und Urteile auf der Basis von Toleranz und Reflektion fällt, genießt meinen Respekt.

 

Auf welche drei Dinge könnten Sie niemals verzichten?
Bücher, aber bitte keine Ratgeberbücher oder Lebensbeichten von Menschen, die nur über sich selbst und ihre Gefühlswelten berichten. Da ich terminlich bedingt viel und – sofern möglich – auch flott unterwegs bin, mein Auto. Und als Nervennahrung dunkle Schokolade mit einem Kakaogehalt von mindestens 70 Prozent.

 

Wenn Sie für einen Tag den Job von jemand anderem übernehmen könnten – welcher wäre das?

Ich würde gerne bei einem der Big Player wie Apple, Real Madrid oder dem MoMa in New York hospitieren, um ein Gefühl zu bekommen, was diese Weltmarken ausmacht. Vermutlich würde ich sehr schnell merken, dass das Leben es mit mir und meinem Job sehr gut gemeint hat.

 

(Foto: Presse)

„Diese Lichtenberg-Figur ist mein Lieblingsobjekt im Büro. Sie zeigt fraktale Hochspannungsentladungsmuster in nicht leitfähigem Acrylglas. Das grundlegende Experiment führte Georg Christoph Lichtenberg, Professor für Experimentalphysik an der Uni Göttingen im 18. Jahrhundert, durch. Einer seiner Aphorismen ist auch ein Leitspruch für mich: „Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser wird, wenn es anders wird; aber so viel kann ich sagen, es muss anders werden, wenn es gut werden soll.“

 

 

 

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Alle Kommentare [1]

  1. Hallo Wolfgang…..Hanschi ist wohl der Spitzname bei mir und der 12e für immer!
    Bescheiden, bedacht, intelligent,ein guter Kamerad und zuverlässig….ein Kapitän im Handballteam und stets an meiner Seite als Banknachbar im Klassenraum.
    Danke für die stille Hilfe im Mathe-Abi 73.

    Melde dich doch bitte mal bei mir „Pichus“