Arbeitgeberbewertungsportale wie Kununu sind für Bewerber sehr wertvoll, bevor sie sich einem Unternehmen auch nur nähern. Schneidet ein Arbeitgeber dort mies ab, meiden ihn inzwischen viele Stellensuchende von vornherein.
Die Informationsdichte ist ja auch hoch. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis das auch andere merken. Die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin mit der Universität Trier überraschte kürzlich mit einem Forschungsprojekt, das auf Basis von 198.000 veröffentlichten Arbeitgeberbewertungen bei Kununu – es gibt noch andere, aber dieses sei hier exemplarisch erwähnt – erstellt wurde. Das Ergebnis dieser Analyse war frappant und stellt das Klischee der als mitarbeiterfreundlich geltenden Familienunternehmen infrage.
Analyse: Größere Familienunternehmen sind nicht mitarbeiterfreundlicher
Ausgewertet wurden für das Uni-Forschungsprojekt die Beurteilungen von 788 größeren Unternehmen, dann wurden größere Familienunternehmen und Nicht-Familienunternehmen verglichen. Der Mittelwert der Familienunternehmen kam nach dieser Analyse auf einen Kununu-Score von 3,22, Nicht-Familienunternehmen auf 3,37. Das überraschende Fazit: Familienunternehmen schneiden in den Augen der Mitarbeiter sogar schlechter ab als andere. Und keineswegs besser. Vermutlich kommen von solchen Arbeitgeberbewertungsportalen künftig noch einige unerwartete Erkenntnisse.
Exklusiv-Umfrage für den Management-Blog beim Netzwerk „Münchner Gespräche“
Deshalb wurden Entscheider von der Beratung Roland Berger und dem Netzwerk „Münchner Gespräche“ zu ihrer Haltung zu Kununu & Co. im Detail befragt, die Umfrage ist nicht repräsentativ – aber aufschlussreich: Um Auskunft gebeten wurden über 200 Führungskräfte – das sind Marketingvorstände, Vorstände, Geschäftsführer, Kommunikationschefs, Wissenschaftler und Agenturchefs. Erfragt wurde dieses Mal vor allem: Wie diese Entscheider in ihrem Berufsalltag oder persönlich mit Kununu & Co. umgehen. Die Ergebnisse:
31 Prozent der Befragten kontrollieren nicht regelmäßig, was über ihr Unternehmen bei einschlägigen Arbeitgeberbewertungsportalen steht – und was Einfluss auf die Meinungsbildung von Kandidaten und der Öffentlichkeit haben kann. Immerhin checken es laut Umfrage 69 Prozent regelmäßig – sagen sie jedenfalls.
Interessant ist der Gegensatz: Persönlich nutzen 59 Prozent der Befragten Kununu & Co. für sich selbst als Informationsquelle. 41 Prozent dagegen nicht.
Ob die Befragten schon mal gegen negative Bewertungen ihrer Company vorgegangen sind? Kein einziger.
Bei unrichtigen Bewertungen sieht es dagegen anders aus: Gegen die sind bereits 21 Prozent vorgegangen und zwar direkt, ohne einen Anwalt einzuschalten. Umgekehrt lassen 79 Prozent der negativ Beurteilten ihre Schmach so stehen.
Andere Untersuchungen zeigten schon, dass 30 Prozent der Kandidaten auf Stellensuche sich von schlechten Kununu-Bewertungen abhalten lassen und um das jeweilige Unternehmen einen großen Bogen machen. Tragische Erkenntnis: 93 Prozent der Entscheider bemerken das nicht mal. Nur sieben Prozent realisierten das.
Dabei: 76 Prozent der Marketing-Entscheider ist dieses Phänomen von Bewerbern über andere Firmen durchaus schon zu Ohren gekommen. Nur bei ihrem eigenen Unternehmen scheinen sie so etwas nicht für möglich zu halten – sonst wären sie da wachsamer.
Durchaus wachsam sind die Befragten hingegen, wenn sie sich ihre Bewertungen erst einmal ansehen: 45 Prozent der Marketing-Entscheider haben bei Arbeitgeberbewertungsportalen schon Bewertungen gefunden, die sie Mitarbeitern oder Ex-Mitarbeitern eindeutig zuordnen konnten.
Lese-Tipp Arbeitgeberbewertungsportale: https://www.handelsblatt.com/unternehmen/beruf-und-buero/buero-special/arbeitgeber-bewertung-im-netz-arbeiten-sie-hier-bloss-nicht/11352334.html?ticket=ST-5065236-LaehwMjmM96fZZXJjaWb-ap5

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