Ein Teller Putenstreifen-Salat mit Headhunter Kaan Bludau: Warum die Dax-Vorständinnen nicht mehr werden

Wie man schon mit Anfang 20 in die Personalberaterbranche gerät? Bei Kaan Bludau war es der Stundentenjob im Research. Denn die bezahlten am besten, immerhin 25 Mark die Stunde gab es für ihn. Bei Odgers Berndtson bekam Bludau denn auch seinen ersten Job, den nächsten bei Gemini Executive Search. Heute, 15 Jahre später, hat er seine eigene Company namens BludauPartners Executive Consultants.

Wie die meisten Headhunter berichtet Bludau, dass er heute zwei Frauen bei jeder Top-Manager-Suche immer in der engeren Auswahl, auf der Short List, dem Vorstand präsentieren muss. Hier in Düsseldorf im Ab der Fisch, einer Kneipe in Pempelfort ganz in der Nähe des Verlags. Bestellt hat sich Bludau einen Teller Salat.

 

Wenn der Personalchef die offizielle Suche konterkariert

So weit, so normal. Wäre da nicht schon vorher öfter die informelle, aber explizite Ansage des Personalchefs. Und die besagt etwas anderes. Ein Mann solle am Ende die Stelle bekommen – und keinesfalls eine der beiden Frauen. Der Rest ist für die Damen dann leider nur ein Schaulaufen, eine Alibi-Veranstaltung. Die dient vor allem der Absicherung der Top-Ebene. Damit man der Unternehmensspitze nicht eines Tages Compliance-Vorwürfe machen kann.

Das ist eine der Erklärungen, warum die Zahl der Dax-Vorständinnen stagniert. Mehr noch, sie sei sogar auf dem Rückmarsch, wie es Headhunter landauf landab seit etwa einem halben Jahr feststellen.

 

Kaan Bludau (Foto: C.Tödtmann)

 

Wenn die Optik der Frauen zählt – und nicht ihre Kompetenz

Damit nicht genug. manchmal ist es auch der Vorstandsvorsitzende, der Bludau selbst spezielle Vorgaben macht: Dass er nur gut aussehende Frauen präsentiert bekommen will, Schönheiten eben. Kompetenz? Nicht so wichtig wie ihre Optik.

Und mir fallen Erzählungen über andere Headhunter für die Dax30-Konzerne ein, die auf ihrem iPad den Vorstandsvorsitzenden die Kandidatinnen gleich zur optischen Auswahl anbieten sollen. Zum Wegwischen.

Bludau erzählt von CEO´s, die Kandidatinnen im Vorstellungsgespräch das „Du“ anbieten und sie anbaggern. #metoo in der Vorstandsetage? Das sind Tabu-Themen. Die Kandidatinnen erzählen es ihm nur in einem von zehn Fällen, was sich da im Vorstellungstermin ereignete, tippt er. Vermutlich sagen sie es nicht mal ihren Partnern.

 

Die berechtigte Angst vor Intrigen

Solche Erlebnisse toppen die Ängste, die Karrierefrauen sowieso schon haben. Mangels Selbstwertgefühl. Und dass sich die übrigen Vorstände gegen sie verbünden. Oder Ängste vor Intrigen und falschen Behauptungen, die man ihnen anhängt. Was das sein kann? Dass sie nicht führen könnten – angeblich. Oder dass sie die Stakeholder einfach nicht abholen könnten. Oder dass sie es im Fegefeuer der politischen Umgebung nicht schafften, den Betriebsrat zu händeln.

Manchmal stachelt auch der Top-Manager die Mitarbeiter seiner weiblichen Führungskräfte gegen sie auf. Macht Stimmung gegen sie. Die Angestellten werden instrumentalisiert und die Kompetenz der Frau durch den Kakao gezogen mit Sätzen wie „die hat ja eh´nichts drauf“ oder gar „die hat sich doch hoch geschlafen“.

 

Zurück gewiesene Vorgesetzte werden sich rächen

Zumal: Wenn Frauen Avancen von Vorgesetzten ablehnen, bleibt das nicht ohne  Konsequenzen. Der so Abgelehnte wird sie später ausbremsen, aus Rache, ihr Steine in den Weg werfen und sie womöglich öffentlich anschwärzen.

 

Was Bludau Managerinnen rät, sind diese zehn Dinge:

  • Themen offen ansprechen
  • in die Medien – auch Fachpresse – gehen, visibel werden
  • Dinge tun, wie sie auch Männer machen: luxuriöse Autos fahren etwa
  • unkonventionelle Entscheidungen treffen
  • auch mal den offenen Kampf auf sich nehmen
  • kämpfen und diesen Job aufs Spiel setzen
  • polarisieren
  • den Mut haben, anzuecken
  • sich einen Mentor suchen, der den Weg ebnet – ohne geht´s nicht
  • für ihren Erfolg brauchen sie Fleiß, hohes Leistungsethos, Hartnäckigkeit und Werte

Bludau glaubt, „jede Frau kann im Vorstellungsgespräch erfühlen, ob der CEO ihnen den Weg bereitet“. Klar ist eins: Wird der CEO anzüglich, sollte frau abhauen – der bereitet keinen Weg“, so Bludau.

 

Und noch eins: Frauen sollten ihr Auto beim Kunden nicht um die Ecke verstecken. So wie er, wenn er seine Kunden besucht. Der Porsche-Fan will mit seinen Auftraggebern auf Augenhöhe sein. Auch, um klar zu stellen, dass sie es nicht mit einem Loser zu tun haben.

 

Salat mit Putenstreifen im Ab der Fisch in Düsseldorf (Foto: C.Tödtmann)

 

 

 

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