Ein Teller Veggie-Nudeln mit Arbeitsrechtler Jan Tibor Lelley: Abgehört werden geht recht fix

Achten Sie mal drauf: Wenn Sie jemandem schreiben, weil Sie eine schriftliche Antwort möchten, dann klingelt stattdessen öfter das Telefon. Eben weil sich der Adressat seine Antwort nicht später vor die Nase halten lassen will. Weil er gar nicht erst einen Beweis schaffen will. Weil er lügt. Als Journalist kennt man diesen Dreh, wenn der Befragte dann leutselig das Gespräch mit den Worten beginnt: „Ach, und da dachte ich, ich rufe doch einfach rasch mal an…“. Dann will der andere sich tatsächlich nur davor drücken, Schriftliches zu hinterlassen. Warum auch immer. Kennt man alles.

Dabei: Wer telefoniert, kann ebensogut schreiben, meint Arbeitsrechtler Jan-Tibor Lelley von der Großkanzlei Buse Heberer Fromm hier in der Löffelbar im Düsseldorfer Stadtteil Pempelfort. Dass Staatsanwälte Telefone abhören lassen sei gar nicht so selten.

Vielleicht hat Ex-Audi-CEO Rupert Stadler das nicht gewusst, als er sich – so schrieb es die „Süddeutsche Zeitung“ im Juni – am Telefon darüber beklagt haben soll, dass ein Audi-Mitarbeiter in der Abgasaffäre umfassend bei den Ermittlern ausgesagt habe. Und Stadler soll Überlegungen angestellt haben, ob man den Mann besser beurlauben lasse. Genau die Aussagen werten die Staatsanwälte dann als Versuch Stadlers, das Ermittlungsverfahren gegen ihn zu behindern und ordneten die U-Haft an, so die „Süddeutsche Zeitung“.

Viele Leute wundern sich, dass – und wie schnell – Staatsanwälte auch bei Managern anordnen, dass deren Telefonate abgehört werden, erzählt Arbeitsrechtler Lelley. Zum Beispiel: Wenn jemand in Verdacht gerät, dass er Geschäftsgeheimnisse verrät und womöglich zur Konkurrenz tragen will. Oder dass er geheime Unterlagen verkaufen will. Oder plant, sich selbständig zu machen und sich darauf schon mal mit wertvollen Geschäftsunterlagen seines bisherigen Arbeitgebers vorbereiten will.

 

 

Telefone-Abhören gibt´s bei Mafiosis ebenso wie bei Wirtschaftsstraftaten

„Man meint immer, Telefone-Abhören käme nur beim Verfolgen von Mafiosi vor, aber weit gefehlt“, erzählt Lelley. Die Leute glaubten nicht, dass bei Wirtschaftskriminalität genauso ermittelt werde wie bei der Mafia. Wenn die Polizei jemanden abhört, programmiere sie Keywords, eine Software scanne dann im entsprechenden Moment das Gesprochene und ein Polizist werte es  dann aus. Dasselbe geschehe bei PC´s. Provider wie die Telekom müssten in diesen Fällen den Behörden helfen und eine kurze Info der Staatsanwaltschaft wie „Start ist morgen Abend“ genüge.

Arbeitsrechtler Lelley hat sich Pasta für Veggies mit Waldpilzen und Haselnuss-Crunch bestellt und es schmeckt ihm gut, versichert er. Entsprechend schnell ist sein Teller auch schon leer.

 

Veggiepasta mit Waldpilzen und Haselnußcrunch in der Löffelbar in Düsseldorf

 

Und wir sprechen weiter über Führungskräfte, die in ungewöhnlichen Situationen, in denen es um sie selbst geht, plötzlich völlig perplex sind. Zum Beispiel, wenn Staatsanwälte Managern bei Durchsuchungen erst mal ihr Handy, das der Ehefrau und überhaupt alle Geräte abnehmen, auf denen etwas gespeichert werden kann.

 

Handy sofort auf den Tisch

Oder: Wenn sie von der Unternehmensleitung einbestellt werden und sie zu ihrer Überraschung eröffnet bekommen, dass sie aus dem Unternehmen rausgeworfen werden. Dann müssen sie – noch bevor sie das Zimmer verlassen – ihr Diensthandy abgeben. Sofort. So erging es etwa dem Ex-Fernsehspielchef Gebhard Henke vom WDR, als man ihm nach #metoo-Vorwürfen seinen Laptop, den Hausausweis, die Bahncard und sein Iphone noch im Personalgespräch abnahm. Das Handy wurde schon zwei Stunden später abgeschaltet, so dass alle seine Kontakte auf Nimmerwiedersehen verschwunden waren, wie er im Interview mit der „Zeit“ Mitte Juli erzählte. Eine Ausnahme? „Nein, so läuft es ganz oft“, weiß Lelley.

Dumm nur, wenn auf dem Firmen-Laptop viel Wichtiges, Persönliches gespeichert war. „Da finden sich auf Laptops Kaufverträge vom Eigenheim, Kreditverträge mit der Bank und zuweilen die Steuerklärung,“ beobachtet Lelley.

Und selbst wenn ein Arbeitsverhältnis friedlich endet, haben schon manche ihr blaues Wunder erlebt. Eine junge Mutter und Juristin beispielsweise verlor sämtliche Fotos ihres Kindes, weil sie sie auf dem Laptop abgelegt hatte – ohne eine  Sicherungskopie anzufertigen. Das Unternehmen übergab immer ruckzuck den IT-Leuten alle Geräte ausscheidender Mitarbeiter und die löschten prompt. Ohne vorher draufzuschauen.

 

 

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