Beratungsgesellschaften wie EY könnten ein neues Produkt anbieten – und sich bei Belegschaften wie Kontrolleuren echt beliebt machen: Unternehmenslenker auf ihre Management-Fehler hin abchecken und gegebenenfalls den Rat geben, Unfähige sofort zu feuern.
So liefert der der „Kölner Stadt-Anzeiger“ heute eine Geschichte, die so manchen Geschäftsführer aufhorchen lassen sollte: Feuern sie sofort den Geschäftsführer der städtischen Kliniken Köln, Roman Lovenfosse-Gehrt, empfahl die Big-Four-Beratung EY (früher Ernst & Young) dem Aufsichtsrat. Offenbar hatten die EY-Berater von der Stadt Köln den Auftrag bekommen, zu untersuchen, wieso die Kliniken über elf Millionen Euro Defizit hätten.
Kein ordentliches Controlling, üble Personalführung
Die Vorwürfe von EY – zwei Wochen nach deren Einsatz – sind laut „Kölner Stadt-Anzeiger“: es herrsche katastrophophale Misswirtschaft, vom Sanierungsplan würde massiv abgewichen und Entscheidungen seien intransparent. Konkret:
– Die Geschäftsführung habe nicht mal die nötigen Zahlen, um zu wissen, wieviel Geld sie haben. Stichwort: Unangemessenes Controlling. Und:
– Es herrsche Unsicherheit unter den Mitarbeitern und Führungskräften, die Reißaus nähmen – denn der Geschäftsführer fälle Entscheidungen nur alleine
Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ listet auf: „In den vergangenen zwei Jahren haben demnach nicht nur die kaufmännische Direktorin und der Pflegedirektor ihren Hut genommen, sondern auch sechs Abteilungsleiter, die Pflegedienstleitungen von Merheim und Holweide sowie der Chef der Zentralapotheke. Lovenfosse-Gehrt fälle Personalentscheidungen intransparent und ohne die Einbeziehung der zuständigen Führungsgremien.“
Sofortige Abberufung
Die sofortige Folge: Abberufung des Klinikchefs. Der entsprechende Trennungsbeschluss wurde flugs gefasst. Ob der geschasste Geschäftsführer seinen Vertrag bis Laufzeitende ausbezahlt bekommt oder womöglich obendrauf eine Abfindung, das soll wohl der Aufsichtsratsvorsitzender nun mit ihm in einem Aufhebungsvertrag aushandeln.
Goldener Händedruck bei klar erkanntem Versagen?
Frage an die Arbeitsrechtler an dieser Stelle: Können bei solch einer ranghohen Position unerfüllte Pflichten nicht auch Grund genug sein für eine sofortige Kündigung? Ohne goldenen Händedruck? Insbesondere bei solchen Verlusten und belegten Pflichtverletzungen? Von Schadenersatzforderungen gegen den Geschäftsführer (Stichwort: Managerhaftung und D&O) mal ganz zu schweigen.
Klar ist ohnehin: Die Suche nach einem Nachfolger als Klinikchef wird schwierig und der neue Kandidat wird sicher viel Geld verlangen für solch einen heiklen Job, der der erst mal keine Vita ziert und auch kaum Spaß machen dürfte.