Exklusiv-Ranking: Obermatt 2017 kürt Siemens-CEO Joe Kaeser zum besten Top-Manager der Großunternehmen. Bei Mittelgroßen ist es Koenig & Bauer – Chef Bolza-Schünemann

 

Siemens-Chef Joe Kaeser ist Sieger nach Punkten – und zwar als erfolgreichster CEO des Jahres. Im alljährlichen Ranking des Schweizer Finanzforschungsunternehmens Obermatt schaffte Kaeser 81 von 100 möglichen Punkten. Der 60-jährige Top-Manager ist seit 2013 Vorstandsvorsitzender des Technologiekonzerns mit Doppelsitz in Berlin und München und erreichte 80 Milliarden Euro Umsatz, zehn Milliarden Euro Gewinn (EBITDA) mit 351.000 Mitarbeitern.

 

Volle Auftragsbücher dank Zügen und Medizintechnik

Für Siemens werde es ein vergleichsweise gutes Jahr werden, kündigte Kaeser schon auf der Hauptversammlung im Januar 2016 an. Die Auftragsbücher seien voll, obwohl sich die Weltwirtschaft weiter eintrübe. „Die Digitalisierung der Industrie und die Nachfrage nach Zügen und Medizintechnik lassen bei Siemens die Kasse klingeln“, hieß es auf stern.de. Ende des vergangenen Jahres berichtete Kaeser dann, das abgelaufene Jahr sei eins der besten in der Siemens-Geschichte gewesen.

 

Plätze zwei und drei: Reiner Winkler/MTU und Reinhard Ploss/Infineon

Auf Rang zwei des Obermatt-Rankings folgen auf Joe Kaeser die Top-Manager Reiner Winkler von MTU Aero Engines (80 Prozent) und Reinhard Ploss von Infineon (79 Prozent), Robert Genz von Zalando, Matthias Müller von Volkswagen (Beide je 76 Prozent) und Erich Sixt von Sixt (75 Prozent).

 

Der Nachfolger des vorherigen Siegers taucht nicht auf

Die Autobauer tauchen diesmal wieder alle unter den Gewinnern auf. Weder im Ranking der Großunternehmen noch der mittelgroßen ist eine Frau vertreten. Ebenso wenig taucht Stephan Sturm bei Fresenius als Nachfolger von Ulf Mark Schneider – dem Sieger im vergangenen Jahr – auf, der jetzt Chef von Nestle´ ist.

 

Allein entscheidend: die Steigerung im betreffenden Jahr

Die Methode: Aus den Finanzkennzahlen des jeweiligen Jahres zieht der Schweizer Researcher Obermatt aus dem gleichnamigen Ort am Vierwaldstätter See den Rückschluss, wie gut die Managementleistung des Vorstandschefs war: Mitarbeiterführung, Strategie und Organisation müssen zusammen am Ende einen Gewinn für die Aktionäre erwirtschaften. An den Finanzkennzahlen lässt sich die Gewinnsteigerung des Managers im jeweiligen Jahr ablesen, also ganz konkret die aktuelle Veränderung – und das verglichen mit den Wettbewerbern derselben Branche.

Wichtig ist also nicht der absolute Gewinn, sondern alleine die Steigerung des Gewinns – denn nur die ist die Leistung des Top-Managers dieses Jahres. Alles andere ist die Leistung der Vorjahre und womöglich der Ex-Manager.

Zum Vergleich: Andere Rankings orientieren sich an absoluten Zahlen: Wer ist der Beste beim Gewinn, wer beim Umsatz oder wer hat die meisten Mitarbeiter?

Deshalb mag das Obermatt-Ranking für manche auch befremdlich wirken, weil es keine griffigen Erklärungen liefert – denn Fakt bleibt: „Wir können nur zweifelsfrei feststellen, dass die Leistung eines CEO´s außerordentlich gut war, wir können jedoch nicht sagen, warum“, sagt Stern.

 

Wer war besser als der Wettbewerb?

Die entscheidende Frage im Obermatt-Ranking – das sich dadurch von anderen abhebt – ist: Welcher Top-Manager, welches Unternehmen ist besser als der Wettbewerb? Die reine Bemessung der relativen Leistung ist der Blickpunkt des Instituts Obermatt.

Der Finanzanalyst Hermann Stern und Inhaber des Finanzforschungsunternehmens Obermatt arbeitete zuvor als Finanzexperte bei Compaq und Swisscom und gründete vor 16 Jahren das Research-Unternehmen. Stern erklärt die Arbeitsweise so: „Wir messen die Veränderung, die echte Leistung. Das gibt das richtige Bild in schwierigen Zeiten und in guten Zeiten. In schwierigen Zeiten ist das eine viel größere Herausforderung als in guten Zeiten.“

Unabhängig von Marktschwankungen, Boom oder Zyklus lässt sich so beurteilen, wie gut die Managementleistung tatsächlich war, sagt er. Stern vergleicht die Top-Manager mit Skifahrern: Auch wenn bei einem Skirennen bei gutem Wetter alle Abfahrtsläufer schneller sind, so ist auch bei schlechtem Wetter der relativ gesehen schnellste Läufer der beste – auch wenn dieser langsamer gefahren ist, als das bei gutem Wetter möglich gewesen wäre.

Hermann Stern von Obermatt

 

Der größte Ansporn ist der direkte Konkurrenzvergleich

Nach wie vor gelte vor allem: „Der Ansporn, sich mit dem direkten Wettbewerb zu vergleichen, bewirkt Höchstleistungen“, so Stern.

 

Das Fazit des Obermatt-Researchers Daniel Wiederkehr lautet: „Führungskräfte werden nicht für Rücken- oder Gegenwind der Weltkonjunktur belohnt oder bestraft.“ Und weiter: „Nur wer sich gegen eine Konkurrenz von Mitbewerbern durchsetzen kann, die mit den gleichen äußeren Einflussfaktoren zu kämpfen haben, hat auch eine Auszeichnung verdient.“

 

 

Gewinner unter den Großunternehmen

A B C D E
1 Rang CEO  Leistung Die Leistung gibt an, wie viel Prozent ausländische Konkurrenten geschlagen wurden
2 1 Joe Kaeser (Siemens) 81
2 Reiner Winkler (MTU Aero Engines) 80
3 Dr. Reinhard Ploss (Infineon) 79
4 Robert Gentz (Zalando) 76
Matthias Müller (Volkswagen) 76
6 Erich Sixt (Sixt) 75
7 Gordon Riske (Kion) 74
8 Matthias Zachert (Lanxess) 69
10  9 Hans-Georg Frey (Jungheinrich) 68
11  10 Ralph Dommermuth (United Internet) 67
12  11 Dr. Dieter Zetsche (Daimler) 66
13  12 Dr. Frank Appel (Deutsche Post) 64
14  Rice Powell (Fresenius Medical Care) 64
15  14 Steven Holland (Brenntag) 62
16  15 Timotheus Höttges (Deutsche Telekom) 61
17  16 Dr. Olaf Berlien (Osram Licht) 60
18  17 Dr. Thomas Olemotz (Bechtle) 59
19  Dr. Heinz-Jürgen Bertram (Symrise) 59
20  Armin Papperger (Rheinmetall) 59
21  20 Rolf Buch (Vonovia) 58
22  Dr. Bernd Scheifele (HeidelbergCement) 58
23  22 Carsten Kengeter (Deutsche Boerse) 56
24  23 Stefan Fuchs (Fuchs Petrolub) 54
25  24 Albrecht Hornbach (Hornbach) 53
26  Harald Krueger (BMW) 53
27  26 Bill McDermott (SAP) 50
28 
29  27 deutsche Unternehmen waren schlechter als der Wettbewerb

Quelle: Obermatt 7/2017

 

Deutsche Unternehmen erfolgreicher als Konkurrenz im Ausland

Im internationalen Vergleich konnten die deutschen Unternehmen in 2016 nicht mehr ganz so brillieren – anders als im Vorjahr. Jedoch haben immer noch knapp 55 Prozent der deutschen Unternehmen besser abgeschnitten als die internationale Konkurrenz.

 

Boni für Top-Manager als Irrweg für das gesamte Unternehmen

Vielleicht deutet sich am Horizont auch schon an, was Stern schon länger attackiert: Die Boni-Zahlungen für Manager, die sich nur am Gewinn orientieren: „Die Bonus-Systeme nach heutiger Machart sind nur Anreize zum Abbau.“ Sie belohnen nicht diejenigen Manager, die einfallsreich und offen genug waren, neue Produkte auf den Markt zu bringen. Das Bestreben, sich mit dem Markt zu vergleichen und besser als der Markt zu sein, kommt zu kurz.

 

 

 

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Gewinner unter den mittelgrossen Unternehmen

Rang     Top-Manager/Unternehmen                                            Leistung

1 Claus Bolza-Schünemann (Koenig & Bauer) 80
2 Dr. Rolf Hollander (CEWE) 78
3 Hans-Joachim Watzke (Borussia Dortmund) 77
Dr. Heiko Fischer (VTG) 77
5 Felix Ahlers (FRoSTA) 72
6 Joachim Kreuzburg (Sartorius) 69
7 Claus Sauter (VERBIO) 63
Cornelius Patt (Zooplus) 63
9 Gregory Ellis (Scout24) 62
10 Frank Gotthardt (CompuGROUP) 61
Dr. Uwe Schroeder-Wildberg (MLP) 61
12 Klaus Weinmann (Cancom) 58
13 Dr. Bernhard Ehmer (Biotest) 57
Dr. Peter Stadelmann (Rational) 57
15 Carl Dürschmidt (Allgeier) 56
16 Dr. Michael Mertin (Jenoptik) 55
Hagen Duenbostel (KWS Saat) 55
Udo Müller (Stroeer) 55
19 Hermann Merkens (Aareal Bank) 53
20 Manfred Bender (Pfeiffer Vacuum) 52
Dr. Markus Braun (Wirecard) 52
22 Michael Zahn (Deutsche Wohnen) 51
Prof. Thomas Bauer (Bauer) 51
Detlef Borghardt (SAF-Holland) 51
Werner Deggim (Norma) 51
26 Dr. Christoph von Plotho (Siltronic) 50
Volker Simon (PWO) 50
Thomas Hegel (LEG Immobilien) 50
19 deutsche Unternehmen waren schlechter als der Wettbewerb

Quelle: Obermatt 7/2017

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Link zum Vorjahres-Ranking:

Ranking Obermatt: Ulf Schneider ist bester CEO des Jahres nach seinen Finanzkennzahlen

 

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