Führungskräfte-Studie: Peinliche Ergebnisse für deutsche Vorgesetzte

 

Führungskräfte-Studie: In Kostenkontrolle bekommen deutsche Manager ein Gut, in Mitarbeiterführung aber nur ein Mangelhaft. Ausgerechnet – wo Führungskompetenz doch die Schlüsselqualifikation ist. Besonders peinlich: Sie führen deutlich schlechter als Vorgesetzte anderer Länder, zeigt eine internationale Untersuchung von Willis Towers Watson.

Unterdurchschnittlich ist die Note, die deutsche Führungskräfte ihren Chefs geben. Das zeigen zwei weltweit angelegte Umfragen unter 31.000 Mitarbeitern von der Beratung Willis Towers Watson. Und zwar ist die Note deutlich unter dem weltweiten Durchschnitt: International genießen Chefs immerhin bei 45 Prozent ihrer Mitarbeiter hohes Ansehen, in Deutschland dagegen nur bei 32 Prozent. Das weltweit tätige Beratungsunternehmen aus den USA hat die Arbeitgeber- sowie die Arbeitnehmersicht untersucht. Diese Führungsschwäche kostet die Unternehmen harte Euro: Nämlich bis zu 13 Prozent vom Bruttogewinn, hat die Beratung durch Branchenvergleich errechnet.

 

Kein Stolz aufs Unternehmen

Den Mitarbeitern fehlt schlicht der Sinn für Engagement. Nicht mal die Hälfte ist stolz auf ihre Firma, sie stehen nicht hinter ihr und verstehen auch nicht die Ziele der Unternehmenslenker. „Das ist eher ein Kommunikationsproblem als eine Verweigerungshaltung der Belegschaft“, sagt Helmuth Uder, Personalexperte von Willis Towers Watson Deutschland. Deutsche Manager sind nicht mitreißend, nicht motivierend, sondern punkten mit Fachwissen.

 

Helmut Uder, Willis Towers Watson (Foto: Willlis Towers Watson)

Helmut Uder, Willis Towers Watson (Foto: Willlis Towers Watson)

Mitarbeiter inspirieren können ist eine Schlüsselqualifikation

„Deutschen Managern fällt es schwer, ihre Mitarbeiter zu inspirieren“, sagt Personalexpertin Heike Ballhausen, ebenfalls von Willis Towers Watson. Visionen vermitteln? Fehlanzeige.

Die Mitarbeiter fühlen sich auch unangemessen behandelt. Wenn sich weltweit sechs von zehn Mitarbeitern von ihren Chefs gefördert fühlen, so tun das in Deutschland nur vier. Unterm Strich werden die deutschen Führungskräfte in allen Schlüsselkompetenzen schlechter bewertet als alle anderen weltweit.

 

 

Falsche Beförderungspraxis zementiert das Führungsmanko

Dieses katastrophale Ergebnis haben sich die Unternehmen in Deutschland selbst zuzuschreiben. Der Grund liegt in ihrem Beförderungsverhalten: „In Deutschland spielt beim Besetzen von Führungspositionen, anders als in anderen Ländern, hauptsächlich die Fachexpertise und weniger die Führungskompetenz eine Rolle“, sagt Uder. Sie befördern stets den besten Fachmann und nicht den, der am besten mit Menschen umgehen kann.

 

 

Deutsche Mitarbeiter wollen mehr Eigenverantwortung als andere

Was die Studie noch herausfand: Gerade die deutschen Mitarbeiter wollen ein höheres Maß an Eigenständigkeit und Eigenverantwortung als andere Nationen. „Die Unternehmen unterschätzen aber diesen Wunsch“, sagt Ballhausen. Die Personaler glauben irrigerweise, dass sie die Mitarbeiter binden können mit guten Karriereaussichten und einem guten Arbeitsverhältnis zu ihren Vorgesetzten.

Heike Ballhausen, Willis Towers Watson (Foto: Willis Towers Watson)

Heike Ballhausen, Willis Towers Watson (Foto: Willis Towers Watson)

Ein – wenn auch schwacher – Trost für die Unternehmen ist, dass Deutschlands Manager von ihren Mitarbeitern gute Noten bekommen für die Steigerung des Unternehmenserfolgs: Und zwar 14 Prozentpunkte über dem Durchschnitt für Europa, Nahen Osten und Afrika und neun Prozentpunkte über dem weltweiten Durchschnitt.

 

Überdurchschnittlich schneiden die deutschen Führungskräfte auch bei ihrer Fähigkeit zur Kostenkontrolle ab: Dort liegen sie 14 Prozentpunkte über den Managern in Europa, Nahem Osten und Afrika und zehn Prozentpunkte über den Führungskräften im weltweiten Durchschnitt.

 

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Alle Kommentare [1]

  1. Guten Abend,
    Gut geschrieben, dennoch kann ich es langsam nicht mehr hören bzw. lesen. Beinahe jeden Tag finden wir Meldungen mit diesem Inhalt. Aus eigener Erfahrung als Führungskräftecoach und Unternehmensberater muss ich dem Inhalt zustimmen. Aber nur wenige Unternehmen handeln. Viele Executives bilden sich ein, dass bei Ihnen alles gut sei. Also: Mehr Handlung und weniger weichgespülte Appelle.