Hinter den Kulissen der Unternehmen – Headhunterin Sabine Hansen redet Tacheles (Gastbeitrag): Frauenquote: Die Angst der Aufsichtsrats-Chefs, sich wegen einer Frau zu blamieren

Das große Rätsel – mit einer simplen Antwort: Warum sich Aufsichtsrats-Chefs nur einbilden, keine Frauen für ihr Gremium finden zu können. Gastbeitrag von Headhunterin Sabine Hansen, die jetzt zu Kienbaum Management Consultants gewechselt ist.

 

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Klone bevorzugt

Wen suchen Aufsichtsratschefs aus für ihr Gremium? Diejenigen, die ihnen am ähnlichsten sind. Das ist menschlich, spielt sich unbewusst ab und läuft auch sonst bei Entscheidern ab, die Führungskräften einstellen. Frei nach dem Motto „gleich und gleich gesellt sich gern“ fahnden und nominieren Aufsichtsratschefs andere Manager, die entweder bereits in einem anderen Aufsichtsrat sitzen oder wenigstens einen ähnlichen Karrierepfad gegangen sind, wie sie selbst.

Die bedauerliche Folge: Nur 20 Prozent der Besetzungen passen nicht in dieses Muster. Egal ob die anderen breite Führungs- und Leitungserfahrung haben oder nicht, sie bekommen eine Abfuhr.

Und diese Ressentiments gehen so weit, dass selbst Vorstände von Nebenwerten aus dem MDAX, TecDAX oder SDAX  es nur über Umwege schaffen oder mithilfe der Empfehlung ihres eigenen Aufsichtsratschefs in einen DAX30-Aufsichtsrat.
Wie also soll es eine Frau, die fähig und karrierewillig ist, in einen DAX30-Aufsichtsrat schaffen? Wenn die Kapitäne die Latte so hoch legen? Denn die dürfen und sollen ja nach dem Willen des Gesetzgebers dank Frauenquote nun Einzug halten in der obersten Kontrollinstanz.

Eins, zwei, drei, ganz viele

Ganz einfach: Sie müssen bereits ein DAX30-Aufsichtsratsmandat haben. So wie bei den Goldröcken in Norwegen. Als da vor 13 Jahren auf Teufel komm raus und unter Zeitdruck rasch Frauen in die Posten kommen sollten, bekamen plötzlich die – relativ wenigen – Frauen gleich fünf Mandate auf einmal.

Ähnliches zeichnet sich auch in Deutschland schon ab: Nicola Leibinger-Kammüller von Trumpf bekam kürzlich Ärger mit einem Fondsmanager als Großaktionär bei Siemens, dass sie mit vier Aufsichtsratsmandaten plus Fulltime-Job als Geschäftsführerin bei Trumpf schon jetzt überlastet sei.  http://www.rp-online.de/wirtschaft/siemens-aerger-um-aufsichtsraetin-leibinger-aid-1.5720609

Die Angst vor der Blamage

Warum die Aufsichtsratschefs so vorgehen? Um sich nicht zu blamieren. Denn nur dann kann ein Aufsichtsratschef – falls es schief gehen sollte – sich damit verteidigen, dass die betreffende Dame kein Risiko gewesen sei. Denn wer will sich schon die Peinlichkeit einer Fehlbesetzung ausgerechnet mit einer Frau antun – am Ende einer erfolgreichen Karriere und nebenbei gesagt im stattlich hohen Alter? Schon das Durchschnittsalter der männlichen Aufsichtsräte ist höher als das der weiblichen und das der Aufsichtsratschefs allemal: 89 Prozent der männlichen Aufsichtsräte sind über 51 Jahre alt, aber nur 47 Prozent der weiblichen.

Wenn Frauen nur nerven

Was den Frauen, die noch kein Aufsichtsratsmandat im Gepäck haben, jedenfalls nicht hilft, durfte ich kürzlich bei einem Kamingespräch für Aufsichtsräte – was zweifellos eine Super-Chance für weibliche Gäste sein kann – beobachten: Wer in erster Linie durch viel Redezeit und obendrein besserwisserische Attitüden auffällt,nervt nur.

Wie es besser geht, konnte man an einer andere Teilnehmerin sehen. Sie gab nicht die absolute Fachtante, die nur durch Wissen und Ernsthaftigkeit, also humorfrei und bierernst, auffällt. Stattdessen zeigte sie Kante, gewann Sympathien mit Wortwitz und Charme und bekam am Ende von einem der Aufsichtsräte seine Visitenkarte zugesteckt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich ihren Namen bald in dessen Aufsichtsrat wiederfinde.

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