Oktoberfest: Wie die Unternehmen sich marketingtechnisch als Trittbrettfahrer versuchen

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Dass das Oktoberfest als regionales Volksfest auf ganz München überschwappt, verwundert nicht so sehr. Wenngleich ich mir kaum vorstellen kann, dass Wirtschaftsanwälte in der Zeit in Bayern-Tracht in ihre Kanzleien gehen, soll aber so sein. Über Beweisfotos freue ich mich.

Doch damit nicht genug. Die Wiesn´ entwickelt sich zum Exportartikel und bringt alle möglichen Unternehmen auf die Idee, sie als Trittbrettfahrer als Verkaufs- oder Marketingvehikel zu nutzen. Irgendwie. Überall in Deutschland und egal wie konstruiert der Zusammenhang ist.

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Da ist der Kaufhof in Düsseldorf, der schon Ende August Dirndl im Schaufenster dekoriert. Dafür gibt´s zumindest noch einen kleinen Grund: Denn die Düsseldorfer nutzen das Oktoberfest als willkommene Gelegenheit für einen weiteren Anlass zum Feiern. Das Niederkasseler Oktoberfest war schon am 1.Mai ausverkauft, wohl binnen Minuten.

Eins der ersten Unternehmen, das eine Pressemitteilung mit Oktoberfest-Bezug schickte, war die Deutsche Lufthansa, die 14 Stewardessen auf den Strecken München –  Charlotte, Vancouver – Dubai im Dirndl antreten lässt. Zum neunten Mal, wie sie betont.

 

Deutsche Lufthansa mit Trachten-Crew

Deutsche Lufthansa mit Trachten-Crew

Und das sind dann wohlgemerkt auch nicht in irgendwelchen Dirndl, sondern solche, wie sie  in den 50´er-Jahren üblich waren – weil die Lufthansa doch gerade 60-jähriges Jubiläum feiert.

 

Erstaunlich wird´s dann, wenn die Sansibar aus Sylt in seinem Produkte-Newsletter verkündet „Ozapft ist“.

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Oktoberfest bei Aldi mit Küchenhandtüchern

Oktoberfest bei Aldi mit Küchenhandtüchern, Tischdeko und sogar Dirndln

 

Selbst Aldi springt auf den Wiesn´-Zug auf und bietet nicht nur bayerisch gestylte Küchenhandtücher und Tischdeko, sondern verkauft sogar Dirndl.

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Der Lebensmittelhändler Kaiser´s versucht, mehr Bier mit diesem Dreh zu verkaufen und so richtig drollig wird´s wenn das Hundemagazin „Dogs“ im redaktionellen Teil Wiesn´-Hunde-Menü-Dosen vorstellt. Als wenn den Hund die Wiesn´interessieren würde.

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Doch damit nicht genug, selbst Roland Rechtsschutz findet einen Vorwand, um sich zwar zu Worte zu melden, aber freilich nicht mit handfesten Wirtschaftsinfos, sondern mit wenig Unternehmensrelevantem zu Worte zu melden: Und zwar mit einer Pressemitteilung mit den „wichtigsten Rechtstipps zum Oktoberfest“: Darin rät Partner-Anwalt Felix Beer etwa, was zu tun ist, wenn man einen reservierten Tisch im Zelt wieder abbestellen will. Sollte das tatsächlich ein Problem sein, frage ich mich?

Wenn der Zelt-Wirt einen Tisch doppelt vergeben hat, und man leiderleider Beweisprobleme beim entstandenen Schaden haben dürfte. Wenn man seine zugeteilte Zeit überschreitet und widerrechtlich sitzen bleibt. Oder dass der Wirt die Gläser bis zum Eichstrich füllen muss – wer hätte es gedacht. Viel Spaß bei der Rechtsdiskussion mit der Kellnerin im lärmigen Festzelt. Mein Lieblingstipp von „Roland-Partneranwalt“ Felix Breer zum Blick ist der, in die AGB´s, ins Kleingedruckte der Wiesn´-Wirte zu gucken. Schönen Dank auch, das hilft.

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Getoppt wird das aber noch von der Detektei von Marcus R. Lentz aus Hanau: Die wittert ein verbreitetes Problem für Arbeitgeber, deren Leuten Nebenjobs auf der Wiesn´ annehmen und teilte per Pressemitteilung vor ein paar Tagen mit: „Die Arbeit als Festzelt-Kellnerin, aber auch als Partyfotografin, Alkoholtesterin, Blumen-, Lebkuchenherz- oder Schmuckverkäuferin wird bestens entlohnt. Eine fleißige Bedienung kann mit etwa 5.000 bis 10.000 Euro brutto rechnen. Doch wer die Nebentätigkeit nicht von seinem Arbeitgeber absegnen lässt und sich dazu auch noch während oder direkt nach seinem ´Urlaub´ – quasi zur Erholung – krankschreiben lässt, kann wegen Betrugs belangt werden.“

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Wenn Douglas dann damit wirbt, Wiesn-Armbänder zum Oktoberfest als Zugabe zu 49-Euro-Online-Bestellungen zu spendieren, ist das demgegenüber gradezu naheliegend. http://bit.ly/1PsyvHo

 

Einladung von Punch & Judy im Riesenformat zum Oktoberfest-Shoppen in der Boutique

Einladung von Punch & Judy im Riesenformat zum Oktoberfest-Shoppen in der Boutique

Da ist mir die Shopping-Einladung per Riesenpostkarte von der Boutique Punch & Judy schon viel lieber – mit deren eigenem kleinen Oktoberfest, lustigerweise mit Udo-Jürgens-Songs.

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Alle Kommentare [1]

  1. Interessante Auflistung. Bezüglich der Pressemitteilung der Detektei finde ich zwar die genannten Lohnzahlen zweifelhaft, aber ansonsten hat der Kollege ja recht. Ich persönlich kann an der Aussage nichts Verwerfliches finden.