Abends im Museum: Pfiffe und Buletten im Hetjens

Die Alleinstellungs des Senf-Sponsors - ein Düsseldorfer Original im Museum

Die Alleinstellung des Senf-Sponsors – ein Düsseldorfer Original im Museum

Eventagenturen hatte eine Zeitlang die Museen für sich entdeckt. Dann fand zum Beispiel ein amerikanischer Abend mit Burgern, Coke und vielen Stars-and-Stripes-Fähnchen im Kölner Mueum Ludwig statt oder ein Unternehmen wie 3M lud Geschäftsfreunde und Mitarbeiter zur Führung durch Gemälde ins Düsseldorfer Kunstmuseum. Dann wurde eigens ein Zelt mit einem Buffet – oder gerne mal Flying Buffet, bei dem man hinterher noch einen Italiener aufsuchen musste -, mit davor aufgebaut. An den Stehtischen trafen sich die Geladenen. Aber eben nur die.

Und seit die knappen Kassen regieren, sind derlei Einladungen eigentlich praktisch tot. Sponsoren wie zuletzt Vodafone bei der Düsseldorfer Jazz Rally, ziehen ihre Sponsorings zurück und begründen es so: Wenn wir im ganzen Unternehmen sparen, müssen wirs auch beim Sponsoring tun.

Ob den Museen diese Einnahmen nicht fehlen? Oder werden sie so sehr überrannt von Kunstinteressierten, dass sie es nicht nötig haben? Man schaut nicht dahinter.

Kultur, die menschelt

Das kleine Düsseldorfer Hetjens-Museum jedenfalls hat jetzt einen wunderbaren Abend veranstaltet, an dem Gäste gegen ein Entgelt teilnehmen konnten. Das Motto: „Berliner Luft im Hetjens: Ein preußischer Abend!“ Also nicht nur für Menschen auf Firmenkunden-Listen, sondern Krethi und Plethi, sprich der gemeine Steuerzahler, der´s eh´finanziert.

Der Anlass: Die Ausstellung zum 250. Firmenjubiläum der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin – ein guter Zeitpunkt, wo seit einiger Zeit die Flucht in Sachwerte wie Immobilien und Gold – und vielleicht auch ins weiße Gold, das Porzellan – in vollem Gange ist. Wahrscheinlich hätte es sich sogar angeboten, gleich den Ankauf mancher wertvoller zeitgenössischer Stücke aus der Berliner Produktion an Ort und Stelle zu vermitteln. Oder für den kleinen Geldbeutel und Souvenirfreund die Büro-Tasse zum Jubiläum – wie einst beim schwunghaften Devotionalienhandel bei der royalen Hochzeit in Großbritannien von Prinz William und Kathy? Die Umsatzzahlen ließen sich damals sehen.

Und wenigstens ein paar alte Motive hätte man doch flugs auf einige Porzellantassen oder -becher fabrizieren und als limitierte Jubiläumsstücke an den Mann und die Frau bringen können. Wer Schloss Sanssouci in Potsdam besucht, staunt, welches Gedränge in den Museums-Shops dort herrscht und vor allem, was man da alles erstehen kann.

Es muss ja nicht die teuerste Figur aus dem Online-Shop der Porzellanmanufaktur sein, die kostet nämlich schlappe 29.750 Euro.

Berliner Weisse im Museum

Hin wie her: Für 22 Euro gab´s einen Abend im Museum ganz anderer Art mit Musik, Frikadellen (oder sollte ich sagen: Buletten?), Berliner Weisse, Vorträgen, aus denen selbst Düsseldorfer noch manches über ihre Stadt lernen konnten – vom Ex-Chef der Heinrich-Heine-Gesellschafts. Joseph A. Kruse, Germanistik-Proessor der Uni Düsseldorf, – und Führung durchs Porzellan.

Dass Löwensenf die Chance zum Sponsern  gerne ergriff, war klar. Keine andere Food-Marke war, ausser dem Bier-Ettikett, weit und breit zu sehen. Das nennt man Alleinstellung – und findet´s als Marke ganz prima. Wer noch soviel Lokalpatriotismus oder wenigstens Marketingsensus hatte, zu unterstützen und sponsern: Der Flügelproduzent Steinway, die Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf und die Traditionsbrauerei Zum Schiffchen.

KPM

KPM

Tea-Time-Ensemble

Tea-Time-Ensemble

Und was das Beste: Flotte Lieder inmitten sonst einer Umgebung, die sonst eher ehrfürchtig still und fast bedrückend ist. Das Tea Time Ensemble – fünf Musiker der Düsseldorfer Symphoniker – spielte Berliner Musikstücke der Kur- und Caféhäuser  – und zuletzt sogar zum Mitpfeifen und -klatschen.

Nur In Nizza habe ich bisher eine so lebendige Mitmach-Ausstellung erlebt von einem Künstler namens Ben, in dem man ganz viel anfassen oder irgendwelche Hebel bedienen durfte.

Der Stehgeiger, der mit ganzem Körpereinsatz arbeitete

Ein Stehgeiger, der mit ganzem Körpereinsatz arbeitet: Pascal Théry

tea-Time-Ensemble

Francesco Savignano, Tea-Time-Ensemble

Tea-Time-Ensemble

Martin Fratz, Tea-Time-Ensembl

Professor kruse

Germanistik-Professor Joseph A. Kruse

Daniela Antonin. Vize-Chefin des Hetjens-Museums

Daniela Antonin, Vize-Chefin des Hetjens-Museums

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