Ein Teller Eiernudeln mit Andreas Splittgerber – der seine ersten juristischen Sporen in Badehose und Flip Flops verdiente

 

Die Eiernudeln in der tiefen weißen Schale schmeckten Andreas Splittgerber sehr gut, nur die Location – das „Monkey´s East“ am Graf-Adolf-Platz in Düsseldorf, fand er etwas steril. Er ist der IT-Experte von der Kanzlei Orrick, Herrington & Sutcliffe, der im WirtschaftsWoche-Top-Kanzleien-Ranking unter den Top-25 Deutschlands landete. Die Telefonistinnen seiner Sozietät mussten gerade umlernen: bis vor kurzem hieß sie noch Orrick Hölters& Elsing. Aber da war auch noch der Kanzlei-Mit-Begründer – neben Siegfried Elsing – Wolfgang Hölters an Bord. Der hat im Dezember bei der US-Kanzlei Jones Day angeheuert, die hierzulande einiges vorhat und noch im Aufbau ist.

Andreas Splittgerber, IT-Experte bei Orrick, Herrington & Sutcliffe.

Die Management-Blog-Leser kennen Splittgerber wegen seines Gastbeitrags über das Twittern und die Risiken des Re-Tweetens. Bei dem man lernte, dass man besser auf deutsch twittert – damit man schlimmstenfalls nicht auch noch in Großbritannien oder den USA gerichtlich verfolgt werden kann. Splittgerber bestellt sich hier, im Monkey´s East den Business-Lunch samt einer Suppe und erzählt von seinem Vorfahren in den USA, dem Sheriff Julius Splittgerber, der 1890 nach Texas ging.
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Wem gehören Xing-Kontakte? Der Firma oder dem Mitarbeiter?
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Splittgerber erzählt von seinen Fällen, freilich ohne Namensnennung: 7,1 Stunden hatte ein Angestellter seines Mandanten am Tag im Sozialen Netzwerk Facebook verbracht – von 7,2 Stunden Arbeitszeit insgesamt. Dass der Arbeitnehmer diesen Kündigungsschutzprozess verlor, war klar. Anders als im Fall des norddeutschen Unternehmens, das verhindern wollte, dass sein ausgeschiedener Vertriebsmann seine Xing-Kontakte mitnahm. Für Fragen wie die gibt´s noch keine Präzedenzurteile  und die Richter schlugen sich in dem Fall auf die Seite des Vertrieblers.
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Geht´s oder geht´s nicht?
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Der Münchner erzählt von amerikanischen Mandanten, die so gar nichts hören wollen von ihrem Anwalt außer einem ultimativen: „Geht´s oder geht´s nicht?“ Die wollen kein Gerede, egal wie schwierig der Sachverhalt ist. Das ist für deutsche Anwälte normalerweise eine bittere Pille. Lieben sie es doch, ihr Wissen lang und breit auszubreiten, ohne dem Klienten etwas Konkretes zu sagen. Weil´s sie selbst aufwertet, wie sie oft irrig glauben, und weil sie weniger haften wollen. Doch bei Orrick lernte Splittgerber, den US-Mandanten gerecht zu werden – auch ultimativ: „Es geht immer.“
Amerikanische Mandanten seien nun mal anders als Deutsche: Sie machen eine 100-prozentige Ansage, wie das Arbeitsergebnis sein soll. So wie ein Bestellzettel. Diese Herausforderung scheint der gebürtige Münchner inzwischen zu mögen.

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Als Anwalt in Adiletten
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Ihre Mentalität hatte er ja auch schon vorher kennengelernt: Seine ersten Sporen als Jurist verdiente sich der IT-Profi in Adiletten – in Cancun. Er arbeitete – damals war er noch Referendar – für eine Kanzlei, die amerikanische Urlauber in dem Touristenort Cancun vertrat. Eine jener Kanzleien, die ihre Visitenkarten bei den Ärzten, Botschaften oder den Hotels auslegen. Um Mandanten zu angeln. Zum Beispiel den jungen Mann, der auf einem Badesteg eingebrochen war. Oder den, der beim Schnorcheln von einem Motorboot angefahren wurde. „Da war alles dabei, was im Urlaub passieren kann. Das war nicht immer einfach.” Ein besonders tragischer Fall: Mit seinem Sohn auf dem Arm stürzte der Mann in die Tiefe. Das Kind war tot und „der Mann im Gefängnis ein Häuflein Elend“.Die Hotels waren oft auf der Gegenseite, erzählt er. Etwa wenn ein Hotelgast ausgerutscht war, er erst under-cover ein Beweisfoto schießen und – aus prozessualen Gründen – dem Hotelmanager dann das Mahnschreiben persönlich zustellen musste. Ein Beweisfoto etwa davon, dass Warn-Schilder nicht richtig aufgestellt waren. Und weil mexikanische Anwälte kaum über die Hotel-Schwelle kamen, musste er sich verkleiden wie ein Touri, in Badehose und FlipFlops eben.”Manchmal musste ich einen halben Tag lang auf den Hoteldirektor warten”, erzählt der Orrick-Mann. “So lange ging ich eben schwimmen im Hotelpool und hielt mich dort auf”, erinnert er sich.
So lässig geht´s bei dem Vater dreier Kinder heute in Deutschland nicht mehr zu.

 

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