Zwei Dinge gibt es, die dem britischen Botschafter in Deutschland, Simon McDonald, hierzulande auffallen:
Erstens:
„In Großbritannien gehen wir inzwischen recht locker miteinander um. Als ich für den Premierminister arbeitete, habe ich ihn mit Vornamen angesprochen. In Deutschland legt man nach wie vor Wert auf Form: Zwei Kollegen können seit 20 Jahren zusammenarbeiten und sich immer noch mit Herr oder Frau soundso anreden.“
Zweitens:
„Nach 18 Monaten in Deutschland ist mir die Tradition der Grußworte bei Veranstaltungen vertraut.
Aber an zwei Dinge kann ich mich schlecht gewöhnen: erstens, dass so viele Redner ans Pult treten – der Rekord bei einer Veranstaltung, an der ich teilgenommen habe, war elf! -, und zweitens, dass jeder einzelne sich genötigt fühlt, jeden namhaften Anwesenden zu Beginn der Rede einzeln zu begrüßen. In Großbritannien begnügen wir uns mit „Ladies and Gentlemen“.
Das kann man vielleicht nationalistisch finden – hier ist mir unsere Art, weniger Worte zu machen, lieber.“
„In Deutschland gehen mehr Arbeitsstunden durch Grußworte verloren als durch Streiks.“
Ingo von Münch