Business-Behave: Versteck-Spielen mit Redakteuren

Da haben wir´s wieder: Die Anwaltskanzlei-Mail, die

1)  mit dem Betreff „Pressemeldung“ ankommt – von jemand, dessen Name nicht ganz so geläufig ist wie Supermann oder Micky Maus (ich will hier aber niemanden vorführen und schreibe es nicht dazu).

Mit anderen Worten: jemand macht sich wieder kleiner als er ist und sortiert sich freiwillig bei den Unwichtigen ein. Wie soll man als Redakteur nun auf die Schnelle erkennen: wichtig? unwichtig? wichtig, aber nicht eilig? wichtig und eilig?

2) „anbei überlassen wir Ihnen unsere Pressemeldung “ – klasse. Das bedeutet Zusatzarbeit und jedenfalls Zeitverlust, ohne dass mir klar ist wofür? Man soll herumklicken und stundenlang warten ob und bis sich ein Anhang öffnet. Wer´s im web2.0-Zeitalter und auf dem Blackberry liest hat besonders schlechte Karten. Da dauert´s – wenn´s denn klappt – ewig und ist kaum lesbar oft.

Können Sie sich das bei den hochbezahlten Absendern vorstellen, die nach billable hours ticken? Dass sie geduldig vor ihren PCs rumsitzen und Zeit verlieren mit Sachen, von denen sie nicht wissen, ob sie wichtig sind für sie? Ich glaube nicht. 

Und weiter: Liest der Empfänger die Mail nun auf dem Blackberry nur an und den Anhang bleibt ungeöffnet, zeichnet das System die Meldung als „gelesen“ an am PC – sprich: man liest sie gar nicht mehr. War das gewollt?

Schick ist auch die Wortwahl, dass man „etwas überlässt“ – das hört sich für den Empfänger einfach nur herablassend. ist vielleicht nicht so gemeint, aber bei Professional Services darf ich eine bessere Wortwahl erwarten.

3) verrät mir der Absender, dass es sich um die Pressemitteilung vom heutigen Tage handelt: ja was denn sonst?

Erstens sehe ich das selbst am Datum gleich neben dem Betreff und zweitens erwarte ich auch nicht, dass mir jemand Abgestandenes oder gut Abgehangenes schickt. Ob er das selbst für möglich hält?

 

Zeitungen gegeneinander ausspielen ist nur ein kurzer Spaß

Das ist – nebenbei gesagt – zwar auch schon vorgekommen: Das als Neuigkeit geschickte fand ich dann beim Archiv-Check in einer großen Tageszeitung von vor drei Wochen  wieder.

Und damit nicht genug. Der Zufall brachte es an den Tag, dass der Absender nicht nur mich, sondern auch gleich einen weiteren, freien Kollegen versuchte, derart aufs Glatteis zu führen. Die Folge solcher Dämlichkeit ist denkbar. Zweite Chancen zum erneuten Bären-Aufbinden gibts nicht. Schließlich hängt der gute Ruf der Journalisten auch dran.

Mal sehen wie lange es dauert, bis der Auftraggeber des Ach-so-vermeintlich-Cleveren in manchen Blättern nicht mehr vorkommt – und ob er die Kausalität jemals erkennt.

Warum, so frage ich mich immer wieder, lässt man nicht einmal jemanden Probe-Lesen, ehe man immer wieder solche Pressemitteilungen verschickt?

PS: Und soeben schickte mir ein Kollegen die „Einladung des Monats“, wie er sie nannte. Ich habe laut gelacht….

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