Das Schreckenswort Compliance

Fälle wie Siemens, aber auch der Datenschutzskandal bei der Deutschen Telekom oder der Deutschen Bahn haben die Manager landauf landab aufgeschreckt. Manche Unternehmen haben in ihren Vorständen sogar ein eigenes Compliance-Ressort eingerichtet wie Daimler mit Ex-Bundesverfassungsrichterin Christine Hohmann-Dennhardt. Aus dem Fall Siemens haben viele andere ebenso gelernt: Drohen doch nicht nur den Unternehmen hohe Millionenverluste, wenn Strafen gegen sie verhängt und sie beispielsweise nach Embargo-Verstössen zur Strafe von Aufträgen abgeschnitten werden. Im Schadensfall müssen teure Anwälte in großen Teams monatelang im Unternehmen für die Staatsanwaltschaft die Sachlage aufklären. Auch die Karrieren der Manager, ihr Privatvermögen und schlimmstenfalls sogar Haftstrafen stehen auf dem Spiel. Weil D&O-Versicherer sich im Schadensfall als zögerliche Gesellen entpuppten in der Vergangenheit, gibt es bereits Rechtsschutzversicherungen für Deckungs-Klagen – damit Manager nicht schon zahlungsunfähig sind, noch bevor die Hauptverhandlung losgeht. Schließlich sind Anwälte, Gutachter und Gerichtskosten hoch.

Kein Wunder also, wenn Compliance-Veranstaltungen von Kanzleien für ihre Mandanten wahre Magnetwirkung entfalten: Als die Kanzlei Noerr vergangene Woche zum „Compliance Day“ ins Münchner Kempinski Hotel einlädt, hatte sie schon Wochen vorher im Handumdrehen rund 200 Zusagen ihrer Klienten. Und zwar nicht irgendwer aus den Unternehmen, sondern allesamt Finanzvorstände, Rechts oder Compliance-Abteilungschefs und Geschäftsführer, die ein straffes Programm mit zehn Vorträgen von frühmorgens 8.30 Uhr für über neun Stunden absolvieren mussten.

So wie bei Düsseldorfer Kanzlei Glade Michel Wirtz vor wenigen Wochen, bei deren Mandantenseminar rund 100 Klienten fünf Stunden lang hochkonzentriert Vorträgen über „Compliance zwischen Hype und Pflicht“ zuhörten.
– und sich die Kanzleien durch solche Veranstaltungen schon mal ihren Mandaten für den Fall der Fälle empfehlen.

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Alle Kommentare [5]

  1. „Compliance kills Marketing“?

    Auch für das Marketing kann Compliance schnell zum Unwort werden. Die Folgen von Compliance für das Marketing sind enorm. So war ich im März bei einem Symposium der Marketingclubs Südwest – in den schönen Hallen der Heidelberger Druck.

    Das Thema der Veranstaltung lautete ganz provokativ: „Compliance kills Marketing“? Die Rednerschar war recht bunt gemischt. Vom Marketingdirektor über den Compliance Verantwortlichen bis hin zum Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwalt. Konsens bestand im Publikum darin, dass vieles sich geändert hat und auch noch ändern wird. Mal eben den Kunden zum Abendessen einladen – im Rahmen einer Messe – kann schwierig werden. Früher das normalste der Welt. Heute versuchte Bestechung? Aber auch da gibt es Wege und Schlichen, dass das gemeinsame Kundenessen nicht ausfallen muss, haben wir auf dem Symposium gelernt. Überhaupt scheint es, als ob findige Compliance Spezialisten bereits auf viele Änderungen eine Lösung haben…somit bleibt vieles wie früher, nur es wird wieder mal ein wenig bürokratischer?

    Nicht ganz. Begriffe wie „Logendämmerung“ machen seit längerem die Runde. „Niemand möchte zu einer Veranstaltung eingeladen werden und derjenige, der einer Einladung folgt, möchte nicht gesehen werden – weder von seinem Chef noch vom Finanzamt oder gar dem Staatsanwalt.“ ( Marketingclub Südwest). Ein Vertreter der Interessensgemeinschaft der im Sponsoring tätigen Unternehmen sieht gar das Ende des Sport-Sponsoring kommen, sollten die Compliance Regelungen sich weiter verschärfen.

    Da bleibt nur zu hoffen, dass die Juristen sich Ihrer Herausforderung bewusst sind und Regelungen finden, die ein Marketing weiterhin möglich machen. Marketing bedeutet nicht nur Regeln und Pflichten. Marketing hat auch viel zu tun mit Menschen, Kommunikation und Emotionen. Gesetze zu finden, die ein ‚gesundes’ Miteinander ermöglichen und dennoch die Regeln eines ehrbaren Kaufmanns berücksichtigen, scheint mir deshalb eine der zentralen Herausforderungen.

    Claudia Böhnert, Geschäftsführung Courage Strategieberatung

  2. Mit diesem Problem plagen sich unsere Marketingverantowrtlichen auch rum, einerseits als eingeladene Personen zu Veranstaltungen, andererseits auch als Gastgeber. Unserer Meinung sind Einladungen egal ob aktiv oder passiv auch immernoch unverzichtbar für die Geschäftspflege.

    Mir hat diese Studie / Beitrag dazu als Orientierung gedient:

    https://emea.nttdata.com/blog/de/2012/11/12/governance-risk-compliance-ntt-data-studie-zeigt-fortschritte-und-nachholbedarf-im-umgang-mit-geschenken/

  3. Ein hilfreichen Artikel über eine Compliance-Studie: „Doch nicht nur verurteilte Übeltäter sind derzeit mit der Einrichtung eines wirksameren Compliance Management Systems beschäftigt, auch andere Unternehmen arbeiten an einer Verbesserung ihrer Strukturen. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie „Compliance Management – Die unternehmerische Herausforderung“, für die im Auftrag der AGAMON Consulting GmbH 152 Unternehmen zum Stand ihres Compliance Management Systems befragt wurden“. Quelle: https://www.marktundmittelstand.de/nachrichten/strategie-personal/druck-zu-compliance-im-mittelstand-waechst/

  4. Die gestaltung und durchsetzung einer guten Compliance-Regelung wird immer wichtiger werden. Ich kann es nur jedem größeren Unternehmen empfehlen, sich damit weiter auseinanderzusetzen und ggf. Schulungen zu besuchen.