Wenn gefälschte Cremes Verbrennungen und Plagiat-Kontaktlinsen ernste Augenschäden verursachen

Eine gefälschte Tasche, Uhr oder ein Polo-Shirt zur Schau tragen, ist eine Sache. Die schädigen die Wirtschaft, insbesondere die Markenhersteller, und bescheren den Verbrauchern noch höhere Preise. Wer sie kauft, muss wissen, was ihn am Zoll erwartet, wenn er auffliegt und überhaupt. Doch zugegebenermassen entsteht wenigstens kein Körperschaden.

Parfums, die übel statt gut riechen, weil sie Fakes von irgendwelchen Internetversendern waren, haben schon manche Frau erst nach dem Schaden klug gemacht. Doch bei Medikamenten und Kosmetik hört der Spaß endgültig auf – ganz zu schweigen von Dingen wie gefälschten Flugzeugersatzteilen. Dann riskieren Menschen körperliche Schäden, sei es durch Sonnenschutzcreme, die nicht funktioniert und übelste Verbrennungen zur Folge hat. Sei es durch Faltencreme, die nicht glättet, oder Medikamente, die nicht heilen. Und was etwas ganz Feines ist: Kontaktlinsen, die in Wahrheit Fälschungen sind. Was die in Augen anrichten können, hörte ich von einem Augenarzt, der wegen gefälschter Kontaktlinsen so schlimme Verletzungen am Auge  mehrerer Patientinnen feststellte, dass sie direkt für zwei Wochen in die Klinik mussten. Bleibende Schäden nicht ausgeschlossen.

Deshalb hat der VKE-Kosmetikverband mit dem Marktforscher Infratest eine repräsentative Umfrage durchgeführt und die – zu erwartenden – Ergebnisse belegt: Zwar fallen den Konsumenten Kleidung (80 Prozent), Schmuck und Uhren (77 Prozent) zuerst ein, wenn man sie nach Produktpiraterie befragt. Doch nur 36 Prozent kommen auf gefälschte Kosmetik- oder Pflege-Markenprodukte. „Immerhin jedem Zweiten ist bewusst, dass dieses Problem auch bei Medikamenten eine Rolle spielt – aber nur jeder Dritte aber nennt auch Kosmetik- und Pflegeprodukte – hier gibt es also deutlichen Sensibilisierungsbedarf “, urteilt VKE-Geschäftsführer Martin Ruppmann. Denn: Im vergangenen Jahr beschlagnahmte wurden im Produktsegment Parfum und Kosmetik der deutsche Zoll Waren im Wert von 2,2 Mio. Euro: Wie hoch dann die Dunkelziffer der nicht aufgefallenen Markenfälschungen ist, kann man nur ahnen. Bestenfalls.

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Alle Kommentare [1]

  1. Hallo Frau Tödtmann,

    grundsätzlich stimme ich zu, dass die Verbraucher von vielen Erscheinungsformen der Produktpiraterie keine Kenntnisse besitzen und kaum sensibilisiert sind. Seit Jahren beschäftige ich mich mit dem Thema und muss leider immer wieder feststellen, dass die Unternehmen und Verbände lediglich Lobbyarbeit und einzelne Nadelstiche gegen Produktfälscher und deren Vertrieb unternehmen. In den meisten Fällen kennen die Unternehmen den Markt nicht oder konzentrieren sich lediglich auf einzelne Segmente bei der Bekämpfung der Produktpiraterie.

    Gerade die Kosmetikindustrie verwendet bei weitem mehr Mittel für Werbung als für die Verbraucheraufklärung oder den Markenschutz. Dies wird insbesondere im Vergleich der Anzahl der Mitarbeiter und der eingesetzten Mittel deutlich, welche im Bereich Marketing und für den Markenschutz tätig sind.

    Olaf Wernick