Die Franzosen zwingen jetzt die Unternehmen, eine Frauenquote auf der Führungsebene zu erfüllen

Die Pariser Nationalversammlung hat gestern Abend die Einführung einer verbindlichen Frauenquote in den Kontrollgremien französischer Unternehmen verabschiedet. Konkret: Der Frauenanteil in den Verwaltungsräten börsennotierter Gesellschaften und Unternehmen mit über 500 Mitarbeitern und über 50 Millionen Euro Umsatz muss in drei Jahren 20 Prozent, in sechs Jahren 40 Prozent betragen.

 

Genug Zeit zum Qualifizieren der neuen Führungs-Frauen

 

Damit bleibt ihnen genug Zeit, Frauen für diese Positionen zu qualifizieren. Das Argument, es gebe keine geeigneten Frauen, zieht nämlich nicht. Jahrzehntelang konnten die Firmen schlussendlich schon Frauen von selbst kontinuierlich fit machen für Führungsaufgaben – und taten es nicht. So wie in Deutschland, denn es machen schon lange genug Mädels Abitur und gehen auch zur Universität.

Französische Unternehmen, die noch keine Frau in ihrem Verwaltungsrat als oberstem Kontrollgremium haben, müssen nach Inkrafttreten des Gesetzes  binnen sechs Monaten mindestens eine Frau berufen.

 

Norwegischen Unternehmen droht bei Nichterfüllen der Frauenquote sogar die Betriebsstilllegung

 

Wie das Ganze durchgesetzt wird? In Norwegen droht den Unternehmen in letzter Konsequenz das Verbot, überhaupt weiter zu arbeiten. Kurz: Betriebsstillegung. Bei einer Unternehmen soll es daraufhin auch kurz vor knapp gewesen sein, das erst im letzten moment die Kurve bekommen hat – und sich dem statlichen Zwang beugte.

 

Frankreich löst es anders: Die Nominierungen von Männern sind nichtig, wenn sie gegen die Quotenregelung verstossen.

Monika Schulz-Strelow, Präsidentin von FidAR – der Initiative von Frauen für die Aufsichtsräte in Deutschland – jubelt: „Das ist eine echte Revolution für die Gleichberechtigung in der europäischen Wirtschaft.“

Das dürfte auch so sein: Konnte man Norwegen – das Gesetz trat dort 2006 in Kraft – noch abtun als ein komisches Nordland, das ohnehin ganz anders ticke, so funktioniert das mit Frankreich – als dem größten deutschen Handelspartner nicht mehr.

 

Belgien, Niederlande, Österreich und Schweden wollen folgen

 

Angekündigt haben übrigens auch Belgien, die Niederlande, Österreich und Schweden Massnahmen, um Frauen in die Führungspositionen zu bringen.

EU-Justizkommissarin Viviane Reding hat ohnehin schon eine Frauenquote auf europäischer Basis angedroht – wenn die Unternehmen jetzt nicht endlich selbst in die Puschen kommen.

 

Der deutsche Mittelstand sitzt im Elfenbeinturm

 

Das Merkwürdige nur: Die Unternehmen, insbesondere im Mittelstand, ignorieren das ganze Thema. Ihr Motto: Aussitzen. Mit dem unzutreffenden Argument: Wir haben nicht so viele Frauen, also kann es auch kein solches Gesetz geben. Denn wie gesagt, man kann sie ja qualifizieren.

 

http://www.google.com/hostednews/afp/article/ALeqM5i-0CHF__yZ8fRBIFnMMxsgNCeXBg?docId=CNG.f9d43f051d7bbf1d0c8ebac7b21c46c7.5d1

http://femmes.blogs.challenges.fr/archive/2011/01/14/la-victoire-de-mari-jo.html

http://www.onlinepresse.info/node/217015

Neue Studie zu Frauen in der deutschen Wirtschaft:

http://www.welt.de/wirtschaft/article12228149/In-Vorstandsetagen-ist-die-Luft-duenn-und-maennlich.html

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Alle Kommentare [3]

  1. Jetzt muss man die Unternehmen vielleicht noch zu ihrem Glück „zwingen“. In spätestens 10 Jahren werden gerade mittelständische Unternehmen, die nicht in den Ballungszentren liegen, eine fatale Lücke in der Führungsriege erleben – weil sie nicht damit begonnen hatten, Frauen aus den eigenen Reihen dafür zu qualifizieren.

  2. Es ist schon seltsam, dass die Unternehmen anscheinend noch dazu „gezwungen“ werden müssen. Es geht auch gar nicht darum auf einen Schlag die 184 männlichen Vorstände in den Dax30 Konzernen zu halbieren. Aber gerade Mittelständler werden die fatale demographische Lücke in den zentralen Führungspositionen spüren, wenn sie sich jetzt weigern, Frauen aus den eigenen Zeihen für diese Aufgaben gezielt zu qualifizieren und den Weg frei zu machen.

  3. Wurde eine solche Quotierung nicht schon einmal in Frankreich durch die dortigen Verfassungsgerichte als diskriminierend abgelehnt?