Business Behave: Dress Code und Benimm-Nachhilfe bei der UBS

Die Nachrichtenagentur AFP vermeldet, was hierzulande undenkbar erscheint: Da stellt ein Unternehmen – die UBS-Bank in der Schweiz – für seine Mitarbeiter konkrete Spielregeln auf, wie sie sich anziehen sollen und welche Unarten sie vermeiden sollen. Der Reputation der Bank zuliebe.
Doch was von weitem wie ein Eingriff in die Persönlichkeitsrecht erscheint, entpuppt sich bei näherem Hinsehen eher als 40-seitige Anleitung zu gutem Benimm im Job. Als Massnahme zur Rücksicht gegenüber Kunden und Kollegen – und als Leitfaden. Befolgt man ihn, steht man auf der sicheren Seite, das alleine hat schon was für sich. Ähnlich wie bei Schuluniformen, die auch viel zur Entspannung der Lage beitragen. Und dass manche junge Leute diese Stilfragen zuhause – mit Eltern der 68-er-Generation – nicht gelernt haben, ist klar.
Im Detail:  Die Banker sollen bitteschön hautfarbene Unterwäsche tragen. Dessous sollen nicht erkennbar sein, Reizwäsche gehört nicht ins Business. Auch künstliche auffällige Fingernägel verbittet sich die Bank. Ebenso wie Tatoos und Piercings. In Ordnung. Aufdringlicher Schmuck soll nicht sein und der Rock darf nicht spannen, jedenfalls nicht von hinten. Dafür ist es eine Bank und kein Sonnenstudio. Die Bank zahlt besser und dafür darf sie auch ein paar Zugeständnisse erwarten.

By the way: Die Überstunden der Banker – eine Zwickmühle

Frauen sollen alle vier Wochen zum Friseur – jedenfalls bei gefärbten Haaren – und eine Feuchtigkeitscreme benutzen. Die Vorschrift würde Männern auch nicht unbedingt schaden. Ich gehe mal davon aus, dass den Damen noch genug Freizeit übrig bleibt, um drei Stunden bei Friseur abzusitzen. Denn hierzulande haben Friseure abends leider nicht  geöffnet und die Samstagstermine sind heißumkämpft. Von der Mitarbeiterin einer Großbank hörte ich noch heute beim Lunch, dass sie 200 Überstunden auf ihrem sogenannten Konto stehen hat – von denen 150 zum Jahreswechsel verfallen. Das Thema hat den Betriebsrat nicht interessiert. Dass kein Mensch in ihrem Kollegenkreis die Überstunden zuerst beantragen würde – dann bekäme er sie nämlich auch bezahlt – ist auch klar. Manche würden ausstempeln – um danach in Ruhe bis 22 Uhr weiter zu arbeiten, da sie sonst ihre Pensum nicht bewältigen könnten, erzählte mir die bankerin. Kunststück, bei deutlich weniger Mitarbeitern für mindestens ebensoviel Arbeit wie vor den Entlassungsrunden. Und: die Ausstempler müssen sogar dafür noch eine Abmahnung befürchten – wenn der Betriebsrat mal nicht die Augen zudrückt, sondern auf den Chef losgeht, der so was duldet. Ausbaden müsste es am Ende wiederum der Mitarbeiter – der schlicht in der Falle sitzt.

Socken müssen schwarz sein

Doch zurück zur UBS und ihrem Handbuch: Die Herren der Schöpfung dagegen dürfen laut UBS-Kompendium nur unifarbene, schwarze Socken tragen. Gemusterte Sochen – nein, danke. Der Businessanzug in schwarz, anthrazit oder dunkelbau ist obligatorisch.

Was dann folgt, sind einfache Benimmregeln:  Zwiebeln und Knoblauch in der Mittagspause gehen gar nicht. Raucher sollen Mundspray benutzen – find ich auch gut. Dicke Brieftaschen sollen nicht die Sakkotaschen ausbeulen, was auf alle Fälle kleidsamer aussieht.

Wann gibt´s endlich Damen-Jackets mit Innentaschen?

Womit wir wieder bei einer meiner Lieblingsforderungen wären: Genügend Sakko-Taschen auch für Frauen. Da sind wirklich gute Designer gefordert. Damenjackets ohne Taschen nähen kann jeder. Ein Damenjacket mit einer Innentasche – darum beneide ich die Männer wirklich – wäre großartig. Noch nie dagewesen.Ist das denn so schwierig?  Haben die Textilproduzenten so wenig Kunden- oder besser Kundinnen-Orientierung?

Ich erinnere mich nur zu gut an eine Vorstellung eines Textilproduzenten, der lauter Strick-Twinsets und ähnliches auf seiner Pressekonferenz als Business-Kleidung vorführen liess von seinen Models – alles ohne Taschen für einen Kuli, ein paar Visitenkarten oder ein Handy, geschweige denn den Blackberry. Die Nachfrage, sicherheitshalber, wofür diese Kleidung denn gedacht sei, wurde richtig empört gekontert mit dem Wort ´Business-Kleidung´.  Aber die Antwort bezog sich ganz offensichtlich nicht auf Führungkräfte, Entscheiderinnen, Managerinnen und dergleichen. Wie würde frau sich fühlen, im Twinset einem Mann im Anzug gegenüber zu stehen? Richtig, irgendwie nicht auf Augenhöhe.

Aber so weit können sich Designer offenbar nicht einfühlen.

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