PR (6): Wer einen Journalisten bewusst anlügt…wird nie mehr gefragt und wird nie mehr ernst genommen

Im „Tagesspiegel“ erzählt die „Spiegel“-Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen, wie sie im Job mit Menschen umgeht, die sie belügen. Eigentlich ging es in dem Interview um den Kachelmann-Prozess und konkret um die Frage, ob denn Staatsanwälte und Verteidiger immer häufiger versuchen, die Medien zu beeinflussen. Oder sie auf ihre Seite zu ziehen? Und heraus kam etwas, was Journalisten sonst nicht so öffentlich bekennen, sondern eher nur hinter vorgehaltener Hand erzählen – zumindest die Konsequenz.

Friedrichsen: „Einmal hat mir ein Anwalt vor Prozessbeginn eine falsche Geschichte erzählt, in der Hoffnung offenbar, dies würde seinem Mandanten – oder vielleicht sogar ihm selbst? – zugute kommen. Der Schuss ging dann nach hinten los. Mit diesem Anwalt habe ich seither kein Wort mehr gewechselt.“

Und mit dieser Reaktion steht die „Spiegel“-Reporterin nicht alleine da. Denn welcher Journalist mag sich lächerlich machen mit Fehl-Informationen? Vor seiner Redaktion, vor dem Leser und vor den Fachleuten? Ruckzuck schlägt so eine Fehlinfo ja auf sein eigenes Image durch – diesen extrem wichtigen Punkt verkennen PR-Laien. Und manchmal sogar PR-Profis.

Dumm nur, wenn man als Informant seinen Ruf so ruiniert hat. Drehen lässt sich der nicht mehr. Man wird einfach kein zweites Mal um seine Einschätzung gebeten, um Informationen gefragt oder was auch immer. Erst recht hat er keine Chance, wenn er selbst es ist, der gerade mal etwas von dem Journalisten will.

Und auch eins sollte man nicht unterschätzen: Journalisten erzählen sich solche Vorfälle gerne mal, auch über die Redaktionsgrenzen hinweg.

Dass die Berichterstattung hat diese Lüge nicht beeinflusst hat, betont Friedrichsen – ist aber ohenhin klar.

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Alle Kommentare [2]

  1. Im Prinzip kann man Frau Friedrichsen und Frau Tödtmann nur Recht geben. Wer einen Journalisten anlügt, sollte nicht mehr mit dessen Entgegenkommen rechnen. Insbesondere, wenn er damit PR-Zwecke verfolgt.

    Grundsätzlich sollte aber jeder Journalist wie auch jeder Unternehmer, PR-Mensch oder Anwalt Augenmaß walten lassen. Denn nicht immer ist das, was der Journalist als Lüge erkennt, eine solche, und nicht immer ist ein Journalist, der etwas Falsches schreibt, der Taugenichts, der er von Unternehmerseite gescholten wird. Man sollte die Größe haben, Fehler zu bekennen und daraus zu lernen. Und man sollte sich die Zeit nehmen, sich in sein Gegenüber hineinzuversetzen, um die Konsequenzen des eigenen Handelns besser zu verstehen. Daraus können häufig bessere und tiefere Beziehungen entstehen, als aus der Kohlschen Attitüde, sich einem Gespräch zu verweigern.