Der Like-Button von Facebook hat die Jungen konditioniert – Chefs müssen sie loben, loben, loben, beobachtet Managerin Insa Klasing

Homo Instagramus – mit dem Einzug jüngerer Mitarbeiter wird auch  Wertschätzung im Büro immer wichtiger.

Gerade die jungen Kollegen brauchen Lob und ausdrückliche Anerkennung wie Blumen das Wasser. Ältere Vorgesetzte sollten sich umstellen, wenn sie nicht wollen, dass ihnen irgendwann hohe Fluktuationsquoten vorgeworfen wird, erklärt Insa Klasing, Ex-Deutschland-Cefin von KFC und CEO und Mitgründer von Unique Coaching, einem digitalen Coachingunternehmen mit Online-Trainingsprogramm.

 

 

Insa Klasing

 

Wenn der dislike-Button fehlt

Heute Abend startet das Vokal Total, Münchens angesagtes A-Capella Festival. Mit dabei wie jedes Jahr ist Voxenstopp, die A-Capella Band meines Bruders. Ihr erster Radio-Hit vor 6 Jahren hieß “Gefällt mir”. https://youtu.be/MtJXC0gSoZU Im Song monieren die Jungs, dass bei Facebook “der dislike-button fehlt” und führen das ständige sich-gegenseitig-Bestätigen ad absurdum.

 

Nach Facebook auf Instagram: Die Sucht nach den „likes“

Doch was Voxenstopp so leichtherzig auf die Schippe nahm hat längst handfeste Konsequenzen für die Zusammenarbeit in den Unternehmen Deutschlands. Auf die Generation Facebook folgte die Generation Instagram und diese ist nun in der arbeitenden Bevölkerung angekommen. Die Währung sozialer Status ist die Anzahl “likes” und wer genügend “Follower” hat darf sich nach einem geposteten Bild über Bestätigung im Sekundentakt freuen. Das prägt und macht süchtig.

 

Die Firma ist nicht Instagram – gelobt wird nicht

Nur dass eine Firma nicht Instagram ist. Getane Arbeit wird häufig gar nicht kommentiert und im Zweifel sogar kritisiert. Und darauf ist der Homo Instagramus nicht vorbereitet. Er tickt anders und will vor allem eins: gelobt und bestätigt werden. Und zwar so oft am Tag wie möglich. Genau das wird ihm aber verwehrt, stehen er und seinesgleichen doch verständnislosen Chefs gegenüber, die es bis hierhin schließlich bitte schön auch ohne Lob und “positive reinforcement” geschafft haben. Wie heißt es doch in Deutschland: “Nicht getadelt ist Lob genug”?

 

An zuviel Lob ist noch keiner gestorben

Also, bevor Sie heute Abend das Büro verlassen und ins Wochenende gehen, wertschätzen Sie einen jungen Kollegen. Er braucht es wie die Blume das Wasser. Und am besten dann auch gleich noch einen älteren. Schon Freud meinte, dass noch niemand an zuviel Lob gestorben sei. Irgend etwas zum Loben findet sich immer.

 

 

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Alle Kommentare [2]

  1. Der Artikel bringt es sehr schön auf den Punkt. Junge Leute sollten lieber für das gelobt werden, was sie gut machen anstatt ausschließlich getadelt werden, wenn sie etwas falsch machen. Denn sonst kann es schnell passieren, dass sie den Arbeitgeber wechseln möchten oder ihre Berufsausbildung abbrechen. Es ist nicht mehr wie zu Nachkriegszeiten, wo man über jede Arbeit froh war, egal wie hart sie war. Sondern die heutige Generation ist meist mit höherem Wohlstand groß geworden und möchte auch Spaß, Respekt und Anerkennung wenn sie arbeitet.

  2. Völlig einverstanden. Lob gibt Selbstvertrauen, bekräftigt positive Verhaltenswelsen und schafft auch eine Vertrauensgrundlage, die es ermöglicht, dass Coaching konstruktiv statt defensiv aufgenommen wird. Mit unserer europäischen Erziehung ist das Risko, dass wir zu ausbündig loben in der Tat gering. Es ist jedoch essenziell, dass Lob durchdacht und aufrecht ist. Wenn nicht, kann es in einer Form von Machtausübung entarten, wobei der Selbstwert von Mitarbeitern zu sehr von Anerkennung abhängig wird. Dies führt wiederum zu Verhaltensweisen, die auf Zustimmung von anderen ausgerichtet. Wenn man Lob zu sehr braucht, wird das Risiko eine dissonante Meinung zum Ausdruck zu bringen einfach zu hoch.