Fragebogen „Nahaufnahme“ mit Designerin Claudia Fischer-Appelt, die „am Mittelmäßigen schnell das Interesse verliert“

Den Fragebogen „Nahaufnahme“ hat die Hamburger Designerin Claudia Fischer-Appelt und Chefin der Design-Agentur Karl Anders mit Kunden wie Vitra oder Volkswagen beantwortet:

 

Claudia Fischer-Appelt

Claudia Fischer-Appelt

 

Erklären Sie in einem Satz, was Ihr Unternehmen tut?

Karl Anders ist ein Studio für Brand Profiling und hilft local heros, hidden champions und global brands noch attraktiver und wertvoller zu werden.

 

Womit beginnt Ihr Arbeitstag und wann?

Mein Arbeitstag beginnt um 6.45 Uhr mit dem Wecken meiner Kinder. Um 7.45 Uhr sind die dann auf dem Weg in die Schule und ich mache mir meinen dritten Kaffee. Dann lese ich E-Mails, strukturiere den Tag im Kopf und um 9.00/ 9.30 Uhr bin ich dann meistens im Studio, aber nicht ohne vorher unterwegs noch einen Kaffee zu holen.

 

Wie würden Sie sich selbst als Chef beschreiben?

Eher als nicht-chefig so im klassischen Sinne, sondern kooperativ und inhaltlich konstruktiv. Ich lasse viel Freiraum, erwarte aber im Gegenzug aber auch sehr viel Eigeninitiative und Eigenverantwortung. Wenn das mittelmäßig bleibt, verliere ich schnell das Interesse. Mir ist wichtig, das Beste beziehungsweise Kreativste für eine Aufgabe herauszuholen, dafür sind meine Mitarbeiter kostbare Sparringspartner. Mir macht es Freude, ein gemeinsames Verständnis zu erarbeiten, ich will Kollaboration und selbst herausgefordert werden. Es geht mir nicht darum, meine eigenen Ideen durchzusetzen. Ich hoffe, ich motiviere und gebe ausreichend Hilfestellung. Das Schaffen einer kreativen Atmosphäre und der offene Umgang miteinander sind mir superwichtig, anders kann ich mir kreatives Arbeiten gar nicht mehr vorstellen.

 

… und was würden Ihre Mitarbeiter darauf antworten?

Ich habe meine Art Direktorin gefragt, sie sagte was ähnliches – aber es sei auch eine ganz schöne Herausforderung mit dieser Verantwortung und dem Anspruch umzugehen.

 

Tee oder Kaffee?

Kaffee, Kaffee und nochmals Kaffee. Tee nur bei Erkrankung.

 

Ihr Spitzname ist…?

Ich hab zwei Spitznamen. Meine Schwester nennt mich Sledge. Genau, wegen der Band. Obwohl wir beide überhaupt nicht singen können. Und während meiner WG-Zeit wurde ich von meinem Mitbewohner immer liebevoll Hansen genannt. Nein, das hatte wirklich nichts mit dem Rum zu tun, sondern mit meinem Mädchennamen.

 

Verraten Sie eine Marotte?

Ich kann mir Namen überhaupt nicht merken, das ist nicht schön und hat schon zu peinlichen Situationen geführt. Menschen, die mich gut kennen, helfen mir unaufgefordert. Gesichter merke ich mir aber dafür ein Leben lang!

 

Was bringt Sie in Harnisch?

Ungerechtigkeit. Durchschnittlichkeit, Interessenlosigkeit, Stillstand. Und: Alte, die über die Jungen schimpfen.

 

…und was bringt andere an Ihnen in Harnisch?

Das ewige Tiefgestapel: Ich bin fast nie zufrieden und Erfolge feiern ist auch nicht grad meine Stärke. Und Sachen die mich nicht interessieren, kann ich echt gut ignorieren, sagt mein Geschäftspartner.

 

Was möchten Sie gerne im Ruhestand machen?

Ruhestand, das Wort ist mir schon fremd. Ich möchte nie aufhören zu machen, mich zu interessieren, will dranbleiben, weiterlernen, neue Menschen kennen lernen und kreativen Kram gestalten. Für mich gab es vor Jahren ein Schlüsselerlebnis. Laurie Anderson singt in der Volksbühne Berlin davon, wie es ist, wenn man morgens aufwacht und plötzlich ist diese Karotte nicht mehr da. Der Motor ist weg…Da habe ich eine regelrechte Panik entwickelt und dachte: oh Mist, das gibt es auch? Aber Reisen will ich natürlich trotzdem oder gerade. Vom kleinen Conil de la Frontera bis New York. Die Mischung macht´s. Und in Asien habe ich auch noch einiges auf der Liste. Grundsätzlich möchte ich gern viel mehr in die Kunstwelt eintauchen.

 

Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?

Verstand, Humor, Gradlinigkeit. Und ich stehe auf Menschen, die bereit sind ihre Komfortzone zu verlassen.

 

Wenn Sie für einen Tag den Job von jemand anderem übernehmen könnten – welcher wäre das?

Dann hätte ich gern den Chefjob einer großen internationalen Kulturinstitution, ich dachte zum Beispiel an das MoMa 🙂 Ich würde mich für mehr Interdisziplinarität einsetzen, ok, was man halt so schaffen kann an einem Tag.

 

claudiafischerappeltisch

Claudia Fischer-Appelt über „eine Ecke meiner Schreibtischkoje. Hier horte ich Dinge, die mir Spaß machen, die mir über den Weg laufen oder die ich geschenkt bekomme. Die schwarz-weiße Fotografie zeigt mich als kleines Kind mit meinen Großeltern. Wir sind viel zusammen verreist, als ich klein war. Immer mit Klasse und Stil, einfach tolle Großeltern.“

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*