Wie gut verdienten die Top-Kanzleien 2010? Etliche Transaktionskanzleien hatten keinen langen Atem.

Wenn die einen ins Schliddern kommen profitieren die Berufsretter – oder Totengräber, je nachdem: Insolvenzverwalter wie Görg mit Vorzeigemandaten wie Karstadt oder Pluta mit Märklin legten im vergangenen Krisen-Jahr enorm an Umsatz zu: 25,6 Prozent beziehungsweise 18,3 Prozent Umsatzplus.
Das Fazit des Branchenfachblatte „Juve“ lautet: Mit der Wirtschaftskrise begann für die Insolvenz- und Steuersozietäten erst der Aufschwung. Antizyklisch eben. Zwar verdienten nicht alle in diesem Segment so exorbitant, aber auf der Liste der Top-50-Kanzleien in Deutschland legten die Experten dieser Kanzleien je Mann um 6,6 Prozent an Umsatz zu (Tabelle siehe unten).

Ungemütlich war das Jahr dagegen für die sogenannten Transaktionskanzleien, die auf Corporate- und Finanztransaktionen spezialisiert sind – wenngleich sie das Ruder sofort rumrissen, als sich erste Einbrüche abzeichneten und drastisch Personal abbauten. Die meisten Anwälte gingen bei Mayer Brown mit -27,7 Prozent von Bord (hier hinein rechnen allerdings zwei Team-Abwanderungen),  bei Weil Gotshal mit -22,6 Prozent, bei Shearman Sterling mit -15,8 Prozent gefolgt von Allen & Overy mit 15,3 Prozent und Beiten Burkhardt mit -14,9 Prozent. Selbst die zwei Kanzleien Clifford Chance und Freshfields, die Juve zu den drei Top-Kanzleien Deutschland schlechthin zählt, schassten 12,7 beziehungsweise 12,5 Prozent ihrer klugen Köpfe. Offenbar war die Lage selbst bei diesen Eliten so brenzlig, dass ein Aussitzen oder Durchhalten  – kurz: Warten auf bessere Tage und Erschliessen neuer Quellen – wirtschaftlich nicht möglich war (Tabelle siehe unten). Durchschnittlicher Umsatzrückgang trotz Entlassungsrunden:  -3,2 Prozent im Vorjahresvergleich. Bei Mayer Brown kam hinzu, dass mit dem Team-Abgang  ein ganzer Bereich wegbrach – und dieser Bereich wurde in der Folgezeit auch nicht mehr neu aufgebaut. Und das dürfte auch eine wirtschaftliche Entscheidung gewesen sein. http://www.wiwo.de/unternehmen-maerkte/william-lawes-wird-neuer-weltchef-bei-freshfields-442906/

Die fünf Kanzleien mit dem stärksten Zuwachs

Kanzlei Steigerung* UBT (in €) UBT-Rang
Görg

25,60%

475.000

19

Weil Gotshal & Manges

23,50%

960.000

2

Pluta

18,30%

442.000

24

Allen & Overy

16,40%

786.000

4

Heisse Kursawe Eversheds

16,30%

323.000

41

*gegenüber Geschäftsjahr 2008/2009; UBT: Umsatz pro Berufsträger

Quelle: JUVE Verlag; September 2010

Langer Atem der Transaktionskanzleien? Fehlanzeige

Die 10 Kanzleien mit den größten Personaleinschnitten

Kanzlei Veränderung Berufsträger* Gesamt Berufsträger (in FTE**)
Mayer Brown

-27,70%

88

Weil Gotshal & Manges

-22,60%

53

Shearman & Sterling

-15,80%

76

Allen & Overy

-15,30%

131

Beiten Burkhardt

-14,90%

202

P+P Pöllath + Partners

-14,50%

83

Clifford Chance

-12,70%

347

Freshfields Bruckhaus Deringer

-12,50%

479

Ashurst

-11,30%

75

SJ Berwin

-11,00%

91

*gegenüber Geschäftsjahr 2008/2009  **FTE: Full-Time-Equivalent

Quelle: JUVE Verlag, September 2010

Den höchsten Pro-Kopf-Umsatz schaffte Shearman Sterling mit 1.013.00 Euro je Jurist gefolgt von Weil Gotshal mit 960.000 Euro je Kopf und Hengeler mit 872.000 Euro je Anwalt und 786.00 Euro bei Allen & Overy. Die großen mittelständischen Kanzleien unter den Top-50 wie Heisse Kursawe kamen glimpflich davon: Ihr Umsatz je Anwalt sank um nur 0,6 Prozent. Deren Devise ist laut „Juve“: Stabilität geht vor Produktivität.

Kanzleiumsätze 2009/2010

Umsatz (in Mio. €) Umsatz pro Berufsträger (UBT) (in €) Anzahl Berufsträger
Freshfields Bruckhaus Deringer 335 699.000 479
Hengeler Mueller 205,7 872.000 236
CMS Hasche Sigle 204 424.000 481
Clifford Chance 179,5 517.000 347
Linklaters 160 618.000 259
Gleiss Lutz 137 551.000 249
Lovells** 134,2 452.000 297
Taylor Wessing 119,9 392.000 306
White & Case 115 477.000 241
Noerr 105,8 410.000 258
Allen & Overy 103 786.000 131
Latham & Watkins 87,1 618.000 141
Baker & McKenzie 84 488.000 172
Heuking Kühn Lüer Wojtek 79,5 384.000 207
Shearman & Sterling 77 1.013.000 76
Flick Gocke Schaumburg 77 430.000 179
Luther 76,4 315.000 243
Beiten Burkhardt 74,4 368.000 202
Görg 69,8 475.000 147
Rödl & Partner 67 354.000 189
Schultze & Braun 55 671.000 82
DLA Piper 53 431.000 123
Weil Gotshal & Manges 50,9 960.000 53
Bird & Bird 48 339.000 142
Cleary Gottlieb Steen & Hamilton 45 703.000 64
P+P Pöllath + Partners 44 530.000 83
Mayer Brown 41,2 471.000 88
GSK Stockmann + Kollegen 40,2 359.000 112
Göhmann 40 460.000 87
Graf von Westphalen 38,5 292.000 132
Buse Heberer Fromm 36,2 326.000 111
Jones Day 34 466.000 73
PricewaterhouseCoopers Legal 33,7 229.000 147
SJ Berwin 32,4 356.000 91
Skadden Arps Slate Meagher & Flom 32 771.000 42
FPS Fritze Wicke Seelig 31 290.000 107
Dewey & LeBoeuf 30 731.000 41
KPMG Law* 30 268.000 112
Norton Rose 29,5 317.000 93
Kapellmann und Partner 27,6 317.000 87
Ashurst 26,6 357.000 75
Pluta 26,1 442.000 59
Wilmer Hale 25,5 541.000 47
Raupach & Wollert-Elmendorff 24,5 278.000 88
SKW Schwarz 22,4 288.000 78
Heussen 20,7 370.000 56
Orrick Hölters & Elsing 20,5 428.000 48
McDermott Will & Emery 20,5 509.000 40
Heisse Kursawe Eversheds 20,1 323.000 62
RP Richter & Partner 20 303.000 66

Quelle: Juve September 2010

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