Ein Teller Rinderfilet mit Ex-Manager Hanns-Ferdinand Müller, der eine eigene CD produziert hat: „Klassische Musik hat keinen Lehrauftrag“

Ein Teller Rinderfilet mit Top-Manager-Coach Hanns-Ferdinand Müller, der fast Musiker geworden wäre

 

Ausgerechnet durch die Corona-Pandemie hatte Hanns-Ferdinand Müllers Musik-Projekt so richtig Fahrt aufgenommen. Der Lockdown sorgte dafür, dass der CEO des Prozessfinanzierers Foris und Ex-RWE-Manager plötzlich keine abendlichen Geschäftsessen mehr für den Prozessfinanzierer mit Unternehmern oder Anwälten hatte. Tagsüber arbeitete mit seinen Kollegen in Schichtmodellen zuhause oder im Office. Aber an den Abenden hatte er plötzlich Zeit.

 

Hanns-Ferdinand Müller (Foto: C.Tödtmann)

 

Corona riss den Boden unter den Füßen weg

Immerhin konnte er weiter arbeiten. Seine Freunde hingegen, die Prodi-Musiker wie der Saxofonist Wolf Codera oder Rhani Krija, der mit Sting, Sarah Connor und Stevie Wonder auftritt, mussten ihre Auftritte absagen und waren verdonnert, zu Hause zu bleiben. „Ihnen war durch Corona der Boden unter den Füßen weggezogen“ erinnert sich Müller. Sie konnten nur zuhause sitzen und üben. Ihre Einnahmequelle war versiegt und staatliche Unterstützung bekamen sie als Einzelmusiker nicht, weil sie keine Betriebsausgaben hatten. Es war deprimierend, erinnert sich Müller.

 

Umso glücklicher waren Codera und Krija, dass Müller mit ihnen seine Idee, eine Jazz-CD mit 15 Stücken über 15 Städte produzieren wollte. Komponieren kann er, das hatte er im Musikstudium gelernt, das er nebenbei absolvierte. Warum er dann doch in der Wirtschaft landete? So genau weiß er es selbst nicht. Aber nachdem er mit schon fünf Jahren Klavierspielen gelernt hatte lernte und mit 13 Jahren Keyborder in der Schulband war, spukte ihm so ein Projekt im Kopf herum. Er als Produzent und derjenige, der auch die Musiker bezahlt. „Und komponieren, das kann ich ja – dank meiner klassischen Ausbildung“, sagt er selbstbewusst. Das war wichtig, denn es sollte ja auf gar keinen Fall eine Billigproduktion werden.

 

Klassische Musik ist kein erzieherischer Auftrag

Seine Musik sei etwas für die Seele, für die Feiertage bei einem Glas Rotwein und einem guten Buch, wirbt er. Und dann sagt er etwas, was mich aufhorchen lässt: „Der größte Fehler von Jazz und Klassischer Musik sei, dass die Protagonisten glauben, sie hätten einen Lehrauftrag.“ Und weiter: „Das ist einfach Unsinn, das ist kein erzieherischer Auftrag.“ Er selbst sei deshalb ein ebenso großer Fan von Kölsch-Rock-Bands wie den Brings, Kasalla und Co.

 

Eine Hommage an 15 Städte

Seine Musiker-Freunde Codera und Krija vermittelten ihm also den Musikproduzent Karsten Günther mit seinem Studio in Bremen, der schon für Walt-Disney-Filme komponierte und die Band Mr. President, wie Müller schwärmt. Daraus wurde am Ende „Lockdown Sessions – 15 cities – 15 friends“. 15 Songs in denen er meist Hauptstädten von Rom über Istanbul bis Paris und New York huldigt: „Die Songs haben den Charakter von Filmmusik und erzeugen bei Hörern Bilder in Kopf, Herz und Seele.“ Diese Konzeptidee trug der Kölner schon seit neun Jahren mit sich: Städte in den Mittelpunkt zu stellen und sie Freunden, mit denen ich diese Stadt, Erlebnisse in der Stadt undsoweiter verbinde, zu widmen.“

 

Musiker von Sting, Sarah Connor oder Santiano

Dank Günther kam dann eine ganze Phalanx von „Weltklassemusikern“ zusammen für dieses Projekt, sagt Müller: Stephan Schrader, Cellist der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, Uli König, Flötist der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, das Young Chamber Ensemble Nedderland (Streicher, Blechinstrumente), Bernd Voss an der Gitarre (er spielt mit Dianne Warwick, Los del Rios), Dirk Schlag an der Steel-Guitar (er spielt mit Truck Stop und Santiano). Das Ergebnis: Instrumentale Musik, Klavier im Mittelpunkt, oft Cello und Streicher, Percussion, Gitarre, Klarinette. Filmmusik „at it´s best“ – „eine Ruheinsel, die zum  Träumen, Denken anregt“, wie er sagt.

 

Bis vier Uhr morgens

Im Studio in Bremen verbrachten Müller und Günther bei „Jever alkoholfrei“ mindestens 20 Nächte, manchmal bis vier Uhr morgens, erinnert sich Müller. Zwischendurch ging´s  nur zu Sergio, dem Italiener um die Ecke – dessen Lokal inzwischen auch Opfer von Corona geworden sei.

 

Davon wollte Müller mir eigentlich selbst berichten und eigentlich stand unsere Verabredung schon seit Monaten. Zumal er selbst seit einiger Zeit nicht mehr CEO beim Prozessfinanzierer ist, sondern die Seite des Schreibtischs wechselte, eine Ausbildung in Barcelona absolvierte und heute als Executive-Coach Vorstände und Geschäftsführer berät. Doch vorläufig wird es nichts mit unserem Treffen, eröffnete er mir dann Anfang Dezember und cancelte unseren Termin. Er war vor seiner Haustür auf regennassem Asphalt ausgerutscht, ein Riss der Quadrizepssehne am Oberschenkel  fesselt ihn jetzt wochenlang ans Bett. So lange aus dem Verkehr gezogen zu werden, ist für den Kölner eine Tortur.

 

Doch – ersatzweise – schickte er für die Management-Blog-Leser sein Foto mit einem Teller Rinderfilet, das ihm seine 13-jährige Tochter zuhause gebraten hat. Und deshalb trägt er zur Abwechslung statt Jackett  ein T-Shirt.

 

Die Spotify-Währung: je Klick 0,004 Cent

Wie es weiter geht? Die CD steht bei Spotify, Amazon und Apple Music, je Klick gibt´s 0,004 Cent, zum 3.000,– Euro zu verdienen, brauche er eine Million Streams. Die CD amortisiert sich schneller: 100 Stück hat er in der ersten Woche verkauft. Sie kostet 20 Euro – die hätte dann bei 1.000 verkauften Scheiben ihren Break-even.

 

Hanns Ferdinand Müller (Foto: Privat)

 

 

 

 

 

 

 

 

Copyright: @Claudia Tödtmann. Alle Rechte vorbehalten. 

Kontakt für Nutzungsrechte: claudia.toedtmann@wiwo.de

Alle inhaltlichen Rechte des Management-Blogs von Claudia Tödtmann liegen bei der Blog-Inhaberin. Jegliche Nutzung der Inhalte bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung.

Um den Lesefluss nicht zu behindern, wird in Management-Blog-Texten nur die männliche Form genannt, aber immer sind die weibliche und andere Formen gleichermaßen mit gemeint.

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*