DIE GEWINNER DES BEST OF LEGAL 2023
In diesem Jahr zeichnet die Best-of-Legal-Jury Anwaltskanzleien für herausragende Projekte und Initiativen aus.
Compliance |
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1. Platz |
Kertos |
2. Platz |
Taylor Wessing |
3. Platz |
Fieldfisher |
Deals |
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1. Platz |
Heuking Kühn Lüer Wojtek |
2. Platz |
Baker McKenzie |
3. Platz |
Noerr |
Diversity |
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1. Platz |
Dentons |
2. Platz |
Fieldfisher |
3. Platz |
EY Law |
Future Leader des Jahres | |
1. Platz |
Laura Knoke (Freshfields Bruckhaus Deringer) |
2. Platz |
Benedikt Quarch (RightNow) |
3. Platz |
Clara Raschewski (SKW Schwarz)
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Innovative Geschäftsmodelle |
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1. Platz |
rightmart |
2. Platz |
PXR |
3. Platz |
ARQIS |
Das leisten die besten Anwälte und Kanzleien
Innovative Geschäftsmodelle
Das Problem
Jeder zweite deutsche Haushalt hat keine Rechtsschutzversicherung – und damit keinerlei Kostenkontrolle, sollte es zu juristischen Prozessen kommen. Im Zweifel scheuen diese Menschen davor zurück, ihre Rechte einzufordern.
Die Lösung
Die Kanzlei hat zwei Produkte entwickelt, die solchen Kunden mehr Transparenz und Kontrolle der Kosten bieten – Sofort-Recht und Prozesskostenfinanzierung (PKF). Bei Sofort-Recht wird pro Mandat ein Festpreis erhoben, der das gesamte Vorgehen abdeckt. Nach Abschluss wird die Kanzlei unmittelbar tätig, der Mandant muss direkt zahlen. Das Angebot basiert auf langjähriger Erfahrung zu durchschnittlichen Verfahrenskosten zum Beispiel im Arbeits-, Verkehrs- und Mietrecht. Die PKF greift unter anderem bei Kündigungsschutzklagen. Wird etwa eine Abfindung vereinbart, erhält rightmart 30 Prozent als Erfolgsprovision – auch hier gibt die Kanzlei die Preisgarantie.
Team des Jahres
Das Problem
Jede Wirtschaftskanzlei ist daran interessiert, lukrative Mandate zu übernehmen. Benachteiligte Menschen, die juristische Antworten auf Fragen ihres Alltags benötigen, kommen dabei zu kurz. Und damit auch der Purpose bei vielen Anwälten.
Die Lösung
Die Kanzlei hat mit ihrem Pro-Bono-Projekt eine Win-win-Situation kreiert. Seit acht Jahren engagiert sich ein rein weibliches Beratungsteam um Partnerin Katrin Gaßner aus dem Düsseldorfer Büro für das TrebeCafé: Hier finden obdachlose Frauen, Mädchen und junge Mütter Schutz, bekommen Essen und können duschen. Viele dieser Frauen haben Fragen zu Sozial-, Aufenthalts- oder Familienrecht. Die ehrenamtliche Beratung hilft auch dem Freshfields-Team – und zwar doppelt. Sie fördert die Selbstreflexion. Und sie fordert Anwältinnen, die sich sonst mit Kartell- oder Patentrecht befassen, als juristische Generalistinnen.
Deals
Das Problem
Europaweite Ausschreibungen öffentlicher Auftraggeber dauern inklusive Vorbereitung mitunter ein Jahr. Zu lange bei wichtigen Projekten wie dem Bau eines LNG-Terminals, um die Energieversorgung direkt nach dem russischen Angriff auf die Ukraine sicherzustellen.
Die Lösung
HKLW erstellte ein vergaberechtliches Konzept – trotz vieler offener Variablen. Es gab zum damaligen Zeitpunkt nämlich weder eine gesetzliche Grundlage für das beschleunigte Verfahren noch eine Leistungsbeschreibung zum Bau des LNG-Terminals. Um Zeit zu gewinnen, erarbeitete der Auftraggeber ein Lastenheft, während das Vergabeverfahren schon lief, und stimmte die Eckpunkte parallel mit dem zuvor festgelegten Bieterkreis ab. Letztlich konnte der politisch eng gesteckte Zeitplan eingehalten werden.
Compliance
Das Problem
Datenschutz ist wichtig, aber ihn einzuhalten mühsam. Das stellt Unternehmen vor Herausforderungen: Vielerorts sind personenbezogene Daten über zahlreiche Systeme verteilt, der manuelle Aufwand ist hoch, und Prozesse sind fehleranfällig.
Die Lösung
Kertos hat eine Anwendung entwickelt, die Unternehmen hilft, Datenschutzregeln möglichst automatisiert einzuhalten. Die Software vernetzt die gesamte Infrastruktur einer Firma und verwaltet personenbezogene Daten so, dass alle Schutzbestimmungen eingehalten werden.
Technology & Data
Das Problem
Wer in den Dokumenten von Kanzleien etwas finden will, braucht Zeit. Allein im deutschen Büro von Greenberg Traurig schlummern mehr als 1000 interne Anleitungen und Leitfäden sowie juristische Musterfälle, die jederzeit verfügbar sein müssen. Zusätzlich müssen diese Informationen fortlaufend aktualisiert und der Geheimnisschutz muss gewahrt werden.
Die Lösung
Die Plattform GTHub soll dieses Wissen allen in der Kanzlei bereitstellen. Im Kern besteht sie aus einer individualisierbaren Suche sowie einem Portal zum Hochladen von Dokumenten. Die Plattform kann mit einer KI erweitert werden – und soll künftig in der Lage sein, neue Klauseln, signifikante Textstellen oder wichtige Inhalte direkt aus.
Talentmanagement
Das Problem
Das Staatsexamen ist geschafft, nun kann es losgehen. So einfach ist es in der Welt der Juristen dann doch nicht. Bis zu drei Jahre geht das Lernen als Associate in einer Kanzlei weiter. Das Problem: Oft landen die immer gleichen Aufgaben auf dem Tisch, etwa Gutachten und Back-Office-Arbeit – mit begrenztem Lerneffekt.
Die Lösung
Die Kanzlei hat ein Ausbildungsprogramm für Associates geschaffen. Die Berufsanfänger erhalten einen Bonus für Stunden, in denen sie Ideen entwickeln, Dienste zu verbessern. Ein interner Ausschuss und eine Innovationsmanagerin unterstützen dabei, dass daraus Produkte werden. In Career Development Camps bilden die Associates sich zu aktuellen Fragen weiter. In Lunch-and-Learn-Sitzungen geht es um Softskills wie Empathie und Kreativität. Ziel dieser Initiativen: Die Berufsanfänger sollen ihr Bewusstsein für mandantenorientierte und innovative Lösungen schärfen.
Diversity
Das Problem
Diversität ist längst mehr als eine Frauenquote. Mit Initiativen rund um LGBTQ+-Themen, Inklusionsprojekte oder Programme für Zuwanderer versuchen Kanzleien, die Vielfalt in ihrer Belegschaft zu erhöhen.
Die Lösung
Die Wirtschaftskanzlei hat eine Diversitätsstrategie mit vielen Initiativen implementiert. Herzstück sind die rund 50 internen Verbündeten, sogenannte Allies. Die Projekte erreichen 75 Prozent der Belegschaft. Dentons hat Diversity obendrein zur Chefsache erklärt und dafür die Position des Europe People Partner neu geschaffen.
Produkte & Services
Das Problem
Seit 2015 löst rightmart Streitigkeiten von etwa einer halben Million Verbraucher. Dabei kommen Datenberge zusammen, die händisch nicht zu bewältigen sind.
Die Lösung
Der neu entwickelte Legal Navigator der Kanzlei ermöglicht den Anwältinnen und Anwälten jederzeit eine umfassende Übersicht zur Aktenlage. Zudem begleitet das Tool Mandanten von der kostenlosen Ersteinschätzung auf der Website bis zur Einreichung der Klage. Das Programm sammelt Informationen, fragt Vollmachten an und fordert auf, benötigte Dokumente hochzuladen. Im Hintergrund erhalten die Anwälte ein Formular mit wichtigen Informationen zum Fall, zu nächsten Schritten und einen Leitfaden fürs Gespräch mit dem Mandanten. Ist alles komplett, wird die Klage direkt versendet.
Nachhaltigkeit
Das Problem
Wer Nachhaltigkeit nicht nur als Umweltschutz verstehen will, braucht ein umfassendes Konzept – sowohl fürs eigene Unternehmen als auch für Geschäftspartner.
Die Lösung
Die Kanzlei hat einen Rahmen für strategische Entscheidungen erstellt, um alle Prozesse möglichst ressourcenschonend zu gestalten. Ein interner Verhaltenskodex schreibt vor, dass die Belegschaft neue technische Möglichkeiten verantwortungsvoll nutzt. Von Lieferanten, Auftragnehmern und Dienstleistern erwartet die Kanzlei, diese Regeln zu beachten. Dazu gibt es auch ein Whistleblowing-System, um anonym auf Verstöße hinzuweisen.
New Work & Culture
Das Problem
Immer mehr Menschen wollen zeitlich wie örtlich flexibler arbeiten. Doch Homeoffice ist in Kanzleien ebenso selten wie Teilzeitmodelle – vor allem auf Partnerebene. Gleichzeitig erwarten dies gerade aufstrebende Talente.
Die Lösung
Als die Boutique-Kanzlei Capstone Legal 2020 an den Start ging, brauchte die Gründerin Personal – und das im dicht besetzten Wettbewerbsumfeld ohne zugkräftige Arbeitgebermarke zu gewinnen war schwer. Sie lockte Talente mit einer komplett virtuellen Kanzlei, dank der alle dort arbeiten können, wo sie wollen. Teilzeitmodelle gibt es auf allen Karrierestufen, auch bei Partnern. Damit sie sich nicht aus den Augen verlieren, treffen sich alle im Team einmal pro Woche zum hybrid durchgeführten Mittagessen und jedes Quartal einmal in Präsenz.
Sonderkategorie Inhouse-Projekte
Das Problem
Die nationale Förderbank KfW musste in den vergangenen Jahren etliche Herausforderungen meistern: Nachdem sie 2017 mit einem umfassenden Umbau begonnen hatte, folgten die Pandemie und der Krieg in der Ukraine. Für die Bank bedeutete das: weitere Sonderprogramme und Zuweisungsgeschäfte. Zugleich musste der Rechtsbereich, der sich in drei Abteilungen und sieben Teams gliedert, die Digitalisierung vorantreiben.
Die Lösung
Trotzdem hat der Rechtsbereich seinen Zukunftsprozess BReady Ende 2022 angestoßen – und teils schon umgesetzt. Dafür haben die KfW-Juristen zunächst die eigenen Stärken und Schwächen sowie Risiken und Chancen analysiert. Kürzlich wurde die erste Etappe abgeschlossen: KfW Legal hat etwa für die nicht juristischen Fachbereiche der Bank Wissenspakete zu wichtigen Rechtsfragen geschnürt, die Prozesse in der eigenen Abteilung und die teamübergreifende Zusammenarbeit angeschaut. Bis Ende Februar folgt die zweite Etappe: Die Förderbank will dabei herausfinden, wo und wie sich künstliche Intelligenz nutzen lässt.
Sonderkategorie Neugründungen
Das Problem
Die Regelungen, die Fondsmanager beachten müssen, sind hochkomplex und sehr dynamisch. Bevor ein Fonds aufgelegt oder ein Fondsinvestment gezeichnet wird, müssen Mandanten oft umfangreiche Dokumente zu Steuerfragen und Compliance durcharbeiten. Ein ineffizienter Prozess und eine enorme Fehlerquelle.
Die Lösung
In der Kanzlei Orbit, die seit 2021 Rechtsberatung für Fondsmanager und -investoren anbietet, sind sämtliche Juristen Experten auf diesem Gebiet. Zusätzlich gibt es Spezialisten für einzelne Bereiche wie etwa ESG. Zudem stellte die Kanzlei eine Designerin ein, die komplizierte Formulare in nutzerfreundliche Programme umbaut: Diese leiten Mandaten in einer Art Frage-Antworten-Prozess durch die Vorgaben. Das vermeidet viele Fehler.
Sonderkategorie Mittelständische Kanzlei
Das Problem
Wenn Unternehmen gegen Compliance-Auflagen verstoßen, droht schnell ein Strafverfahren. Damit es nicht so weit kommt, braucht es lückenlose Prozesse und ein hohes Risikobewusstsein.
Die Lösung
Tsambikakis & Partner entwickelt Legal-Tech-Produkte für die strafrechtliche Compliance-Beratung. Die Kanzlei hat etwa eine App entwickelt, die bei drohender Durchsuchung oder Festnahme informiert, wie man sich verhalten sollte. Sie bietet einen digitalen Fragebogen, der strafrechtliche Risiken bei medizinischer Leistungserbringung und -abrechnung sowie im Personalwesen ermittelt. Und einen Supplier-Check, der Lieferanten gemäß dem Lieferkettengesetz bewertet – verbunden mit konkreten Empfehlungen.
Laura Knoke kennt sich mit innovativer Technik aus: Sie ist seit Mai Partnerin bei der Kanzlei Freshfields, 2019 hatte sie dort bereits die Leitung des Bereichs Tech Regulatory übernommen. Sie war an der Erarbeitung des Digital Services Act der EU beteiligt, veranstaltet aber auch regelmäßig Hackathons für Studenten – und leistet so einen Beitrag, um das Rechtswesen fit für die Ära der künstlichen Intelligenz zu machen.
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