Den Fragebogen „Nahaufnahme“ beantwortet Nicolas Albrecht, CEO des Logistikdienstleisters Cargobeamer, das ein Verladesystem für den Eisenbahnverkehr entwickelt hat und Sattelauflieger von LKWs auf Transport-Waggons verschiebt.

Nicolas Albrecht (Foto: Cargobeam PR)
Erklären Sie in einem Satz, was Ihr Unternehmen tut.
Wir bieten die nachhaltigste, energie- und kosteneffizienteste sowie technologisch innovativste Lösung zur Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene. In anderen Worten: Wir bieten die einzig wirklich praktikable Lösung, die Verlagerungsziele unserer Regierungen in Europa auch umzusetzen.
Womit beginnt Ihr Tag?
Um sechs Uhr früh. Laufen und dann Zeitung lesen in der Badewanne. Das habe ich von meinem Vater abgeguckt.
Was unterscheidet Sie als Chef von anderen Chefs im Auftreten und im Behave?
Dass ich in schwierigen Situationen meist tiefenentspannt bleibe. Wer in Bolivien als Druckmittel in Gewerkschaftsverhandlungen Dynamit auf den Tisch gelegt bekommen hat, oder in Mexiko ein Gewehr an die Schläfe, bleibt danach meist gelassen.
… und was würden Ihre Mitarbeiter darauf antworten?
Sie würden dem wahrscheinlich zustimmen, oder sich insgeheim wundern, ob ich den Ernst der Lage nicht verstanden habe.
Tee oder Kaffee?
Viel problematischer: Kaffee statt Wasser.
Ihr Spitzname ist…?
Nigel. Eine Ableitung eines Harry Potter Geistes: Ich war großer Fan. Den Namen trage ich aber mit Stolz, da er vom Aussterben bedroht ist. 2020 ist in England und Wales kein Nigel auf die Welt gekommen. Tragisch.
Verraten Sie eine Marotte.
Die morgendliche Badewanne passt hier ganz gut. Ansonsten versuche ich stets zwei Bücher die Woche zu lesen. Das findet meine Freundin allerdings so mittelgut.
Was bringt Sie in Harnisch?
Pedanten, zu lange E-Mails, Meetings und das unerklärliche Anspruchsdenken in Europa.
…und was bringt andere an Ihnen in Harnisch?
Ich manage sehr leidenschaftlich nach dem Motto „keep it simple, stupid“. Das stößt bei oben genannten schnell auf.
Was möchten Sie gerne in Rente machen?
Das Konzept Rente verstehe ich nicht, man lebt einmal und sollte versuchen daraus eine einzigartige Geschichte zu machen. Ich habe bereits in vier Kontinenten leben und in sechs arbeiten dürfen, und trotzdem habe ich noch unendliche viele Ziele und Träume. Aber das größte Problem ist, wie ein US Supreme Court Richter mir mal gesagt hat: „Son, at the end you will run out of time. Not out of money“.) („Junge, am Ende wird Dir die Zeit ausgehen. Nicht das Geld.“)
Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?
Ich hatte mal einen englischen Chef, der in Meetings meist nur zugehört hat, dann in einem Satz die ganze Sitzung zusammengefasst und das Ergebnis bestimmt hat. Erst denken, dann handeln.
Auf welche drei Dinge könnten Sie niemals verzichten?
Mein Handy (leider), meine alte Armbanduhr und meine Gorilla-Figur – die Reise nach Uganda zu den Gorillas mit meinen Brüdern war ein großer Lebenstraum und einer der lebendigsten Momente meines Lebens.
Was war Ihr peinlichster Moment?
Ich habe mich als neuer Verantwortlicher einer Fabrik in Italien dem Management auf Englisch vorgestellt. Erst nach meiner Präsentation fiel mir auf, dass nicht ein einziges Mitglied Englisch konnte.
Auf welches Erlebnis hätten Sie lieber verzichtet?
Wie sagt man so schön: „Wir sind die Summe unserer Erfahrungen“. Oder wie meine kölsche Mutter sagen würde „et kütt, wie et kütt“. Das passt schon alles so.
Wenn Sie für einen Tag den Job von jemand anderem übernehmen könnten – welcher wäre das?
Einmal zurückgezogen die Möglichkeit haben, einen Roman zu schreiben. Ohne Pendenzen und tägliche Aufgaben. Das wäre eine interessante Abwechslung, die mich schon immer gereizt hat.

(Foto: Privat)
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