Gegen Quiet Quitter ist gar nichts einzuwenden, denn die sind nicht faul, sondern nur pragmatisch, sagt Sabine Hübner

Quiet Quitter arbeiten nach dem Dienst-nach-Vorschrift-Prinzip. Dagegen ist per se gar nichts einzuwenden, wenn die Arbeitshaltung stimmt, sagt Marketingexpertin und Unternehmerin Sabine Hübner.

 

Sabine Hübner (Foto: PR)

 

Wissen Sie, was am Aufreger-Thema Quiet Quitting so seltsam ist? Die Mitarbeiter sind gar nicht weg. Sie sind alle noch da. Sie machen ihren Job. Exakt so, wie es mit dem Arbeitgeber vereinbart ist. Was sie quitten, sind lediglich unbezahlte Überstunden, unbezahlte Extrameilen, unbezahlter Burnout. Klingt doch vernünftig. Warum also die Aufregung?

 

Weil Quiet Quitter uns im Wortessinne enttäuschen. Sie hören auf, uns und sich selbst etwas vorzumachen. Sie lassen sich nichts mehr vormachen. Sie spielen das Spiel mit der heißen Luft nicht mehr mit.

 

Schlechte Zeiten für heiße Luft in Tüten

Stichwort Purpose: Job mit Sinn? Schön wär’s. Stichwort Wir-Gefühl: Alle im Team halten zusammen? Nun ja. Stichwort Potenzialentwicklung: Jeder darf das Beste aus sich rausholen? Haha, netter Versuch. Seit Homeoffice im Schlafzimmer und Plexiglasscheibe am Arbeitsplatz laufen die So-tun-als-ob-Spielarten der intrinsischen Motivationsankurbelung ins Leere. Nein, natürlich nicht überall. Es gibt sie ja durchaus, die Jobs mit Sinn, mit tollen Teams, mit Entwicklungspotenzial. Aber eben nicht für jeden. Nicht überall. Und jetzt kommt es noch ärger…

 

Das Geld wird schlecht, die Wirtschaft eiert, viele Karriereleitern liegen am Boden. Kein Wunder, dass nun auch der extrinsisch befeuerte Motivationsmotor der Statusorientierten stottert. Wozu sich noch anstrengen, wenn fraglich ist, ob man überhaupt noch etwas erreichen kann?

 

Wenn der Purpose das Geld für die Gasrechnung ist

Die einzige Motivation, die sich in der Quiet-Quitting-Fraktion erhalten hat, ist die Motivation der Nutzenorientierten: „Ich arbeite, um zu leben. Ich lebe nicht, um zu arbeiten.“ Da wird nicht mehr gemeinsam die Welt verbessert, da heißt der Purpose: Geld für die Gasrechnung.

Wenig erstaunlich, dass diese Arbeitshaltung diejenigen kränkt, für die Arbeit mehr ist als ein Job. Die Quitter-Haltung macht aus dem strahlenden Startup-Gründer einen ganz normalen Mittelständler, aus dem heroischen Unternehmer einen gewöhnlichen Brötchengeber, aus dem High-Performer im Management vielleicht sogar einen ordinären Antreiber. So gehen überhöhte Selbstbilder kaputt. Einerseits: Autsch.

 

Andererseits: Ist das nicht gut so? Ein Unternehmen ist kein Ponyhof. Es ist Zeit für Pragmatismus. Es ist Zeit für nüchterne Nutzenorientierung auch auf Unternehmerseite. Es ist Zeit, ein bisschen weniger über Purpose zu reden, und viel mehr über funktionierende Prozesse, vernünftige Aufgabenteilung und über Leistung mit Kundennutzen.

Denn was ist es denn, was die Quiet Quitter in ihren 40 Stunden vereinbarter Arbeitszeit für die Kundin und für den Kunden leisten? Wissen Unternehmen das? Denn was ist es denn, was die Quiet Quitter in ihren 40 Stunden vereinbarter Arbeitszeit für die Kundin und für den Kunden leisten? Wissen Unternehmen das?

 

 

 

 

 

Copyright: @Claudia Tödtmann. Alle Rechte vorbehalten.

Möchten Sie Blog-Beiträge nutzen, um nicht von Links abhängig zu sein? Kontakt für Nutzungsrechte, um Inhalte dauerhaft zu sichern: claudia.toedtmann@wiwo.de

Alle inhaltlichen Rechte des Management-Blogs von Claudia Tödtmann liegen bei der Blog-Inhaberin. Jegliche Nutzung der Inhalte bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung. 

 

 

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*